Unterwerfung

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Sie blinzelte. Ein seltsamer, stechender Geruch stieg ihr in die Nase. Alles um sie rum schimmerte grünlich. Der Boden war hart und ungemütlich. Ein Schmerz durchdrang ihren Kopf wie Nadeln. Sie stöhnte kurz unter Schmerzen und kam langsam hoch, um sich umzusehen. Sie lag nahe am Rand eines Abgrunds, aus dem grünliche Dämpfe stiegen. Es roch extrem nach Chemikalien. Wo war sie hier? Dies war definitiv kein Ort an dem man normalerweise aufwachen würde. Doch dies war auch nicht normal. Die Erinnerungen des Abends strömten am inneren Auge Harleys vorbei wie ein Schnellzug. Das Motorrad. Der Lamborghini. Das Gespräch mit ihm. Warte mal... Wo war er überhaupt? Er musste irgendwas hiermit zu tun haben. Er war der einzige, der sie hätte hierherbringen können. Aber warum? Warum würde er sie hierhin bringen? Er hätte sie auch einfach auf der Straße liegen lassen können, die Leute hätten ihr schon geholfen. Und ehrlich gesagt wäre sie auch lieber in einem warmen, weichen Krankenhausbett aufgewacht als auf einem steinharten Fabrikboden. Aber dann hätte sie ihn nochmal suchen müssen. Bedeutete dies etwa, dass sie ihm doch irgendwie wichtig war? Doch wo war er, wenn es wirklich so war? Sie schaute sich nochmal um, doch sie konnte niemanden finden. Sie entschied sich aufzustehen und nach irgendwem zu suchen, doch ihr Kopf beklagte sich extrem darüber. Sie versuchte es zu ignorieren und ging vom Abgrund weg, doch sie wurde plötzlich aufgehalten. „Falsche Richtung, Harley", kam es von hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um. Vor dem Abgrund konnte man eine Silhouette erkennen. Sie ging vorsichtig auf die Person zu. Sie stand doch gerade eben noch nicht da. Sie hatte die Stimme sofort erkannt. Er hatte wirklich ein Talent dazu einfach aus dem nichts aufzutauchen. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und schien in den Abgrund runter zu schauen. Bald stand sie direkt neben ihm und schaute ihn von der Seite an. Er starrte nach unten, würdigte ihr keines Blickes. „Mr. J?" Er schaute nicht auf, starrte noch immer in den Abgrund. Sie wusste, dass dies vielleicht der richtige Zeitpunkt war, ebenfalls nach unten zu schauen, was sie auch tat. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie auf eine Reihe von riesigen Fässern mit einer grünlichen Flüssigkeit drin schaute. „Was machen wir hier?", fragte sie und schaute noch immer auf die blubbernden Chemikalien. „Doktor, du bist die einzige, der ich das hier jemals erzählt habe und jemals erzählen werde...", er schaute auf, direkt in ihre wunderschönen Augen, die ihn erwartungsvoll anstarrten, „Dies ist der Ort, Harley, der Ort an dem sich alles für mich verändert hat." Harley erwartete, dass er nun lachen würde. Doch das tat er nicht, im Gegenteil. Er blieb todernst. „Wie meinst du das?" „Das hier, Harley, ist meine Geburtsstätte, der Ort an dem alles angefangen hat." Sie schaute ihn fragend an. „Und was hat das mit mir zu tun?", fragte sie leise. „Soweit ich weiß, willst du dein Leben für mich verändern, jetzt ist deine Chance." So langsam hatte sie so eine Ahnung, warum er so kreidebleiche Haut und grüne Haare hatte. Und sie wusste nicht, ob sie die Idee bei sich selbst so gut fand. „U-und wie?" „Du musst springen." „Da runter?" Er verdrehte die Augen. „Na auf der Stelle rumzuspringen wie ein Kaninchen bringt ja wohl eher nichts, oder?" Ein kleines Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Sie schluckte. Sie sollte also wirklich in eines dieser Fässer springen und sich von den Säuren verätzen lassen. Na schönen Dank auch. Sie trat näher an den Rand und starrte nach unten. Der Joker stand hinter ihr. Sie war nicht besonders überzeugt. „Frage", meinte der Joker und sie hörte wie er ein paar Schritte auf sie zukam, „Würdest du... für mich sterben?" Sie drehte sich zu ihm um und wunderte sich über seine Frage. „Ja...", antwortete sie trotzdem. „Das ist zu einfach...", er schien zu überlegen, „Würdest du... würdest du für mich leben?" Sie schaute ihn eine Weile lang an. „Ja..." „Vorsicht!", er hob seine Hand, „Schwöre diesen Eid nicht ohne darüber nachzudenken", seine Handfläche berührte ihre Lippen und gab ihr das Grinsen, das auf seine Hand tätowiert war, „Verlangen wird zu Unterwerfung, Unterwerfung wird zu Macht...", flüsterte er und strich ihr über die Lippen, „Willst du das wirklich?" „Ich will", sagte sie direkt und selbstbewusst. „Oh... du bist so... gut...", der Joker lächelte und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sie lächelte zurück und drehte sich zum Abgrund. Sie würde jetzt springen. Ja... sie würde jetzt springen. Für ihn. Nun war der Moment, sie würde ihr Leben nun für immer verlassen. Sie würde neugeboren werden. Endlich. Endlich war es vorbei. Sie wandte sich vom Abgrund ab, schaute ein letztes Mal dem Joker direkt in die Augen. Er lächelte sie an. Und dieses Lächeln erfüllte sie mit so viel Mut, dass sie die Arme ausbreitete und sich nach hinten lehnte. Und dann fiel sie. Sie fiel in die Unendlichkeit. Dieser Fall war der Ausgang aus diesem schrecklichen Leben und dort unten wartete der Eingang in ein neues Leben. Sie fiel. Es fühlte sich an wie in Zeitlupe. Sie schloss die Augen. Und plötzlich berührte sie mit einem Klatschen die weiche, warme Flüssigkeit. Ihre Haut fing an zu kribbeln. Sie fing an zu brennen. Doch es war ein schönes, ein warmes Brennen. Harleen! Sie spürte wie alles um sie rum langsam immer dunkler wurde. Harleen! Sie hätte schwören können, dass sie etwas leises gehört hatte. Harleeeeeeeen!!! Sie horchte auf und spürte schon so langsam wie sie ihr Bewusstsein verlor. HARLEEN! „Was?", fragte eine schwache Stimme in ihrem Kopf. Verdammt, Harleen – du kannst nicht schwimmen! Er hat dich reingelegt! Er steht gerade da oben und schaut grinsend hier runter, während du hier gerade stirbst! Er hat dich benutzt! „Nein...", gab sie schwach zurück, „Nein das hat er nicht..." Und dann wurde alles schwarz.

Ich weiß... das ist der bescheuertste Cliffhanger ever - Aber ihr wisst ja bestimmt sowieso alle was passiert.

Das Dumme ist nur, dass ich im Moment im Urlaub bin und das Internet hier ist am Arsch. Passend gesagt: es ist vom Winde verweht - wie das hier an der Nordsee eben so ist xD

Gute Nachricht für alle, die "Just Joking" gelesen haben: Ich habe endlich eine Idee für den 2. Teil entwickelt und bin jetzt endlich dabei zu schreiben. Mal sehen wann ich das erste Kapitel hochlade.

Eure Sapphire

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt