Zurücklassen

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Gotham leuchtete mit allen erdenklichen Farben. Ein in Dunkelheit gehülltes Lichtermeer. Golden erstrahlten die Straßenlampen und beleuchteten die dunklen, nassen Straßen der großen Stadt. Die Fenster in jedem Haus glühten weiß, gelb oder blau und verliehen der City ihre Skyline. Harleen lächelte, als sie dieses wunderschöne Bild durch ihr eigenes Fenster betrachtete. Bald würde sie frei durch diese Straßen gehen. Sie würde mit ihm diese Stadt unsicher machen. Von so weit oben sah sie so friedlich, still und schön aus. Doch sobald man auf dem Boden stand wurde einem klar, dass es diesen Batman nicht ohne Grund gab. Und bald würde sie sein Leben zur Hölle machen, sie würde diese Stadt in absoluten Horror versetzen. Sie musste bei dem Gedanken grinsen. So sehr sehnte sie sich nach der Gesellschaft ihres Ex-Patienten. Sie war nun schon seit einer Woche aus dem Krankenhaus raus. Sie war für einen Monat lang von ihrer Arbeit befreit, obwohl sie sich schon fast sicher war, dass sie nun für immer davon befreit sein würde. Sie wollte nicht dort zurück, dort wo ihr Engel so sehr gelitten hatte. Nein, sie würde dort nur an seiner Stelle zurückkehren, nicht mehr als Harleen. Sie war Harley und sie wollte endlich alles ändern, ganz von vorn anfangen und ihr Leben auf den Kopf stellen. Und er sollte ihr dabei helfen. Seitdem der Joker aus dem Asylum ausgebrochen war, hatte man nichts mehr von ihm gehört. Es war seltsam, denn normalerweise würde er sich sofort rächen. Doch Harley wusste, dass er etwas großes plante. Und hoffentlich würde sie ein Teil davon sein. Sie fragte sich, ob er auch an sie denken musste. Sie hoffte so sehr. Sie strich sich die dunkelblaue Bluse glatt und fummelte an ihrem Kragen rum, in Gedanken an den Kriminellen versunken. Sie wollte ihn unbedingt wiedersehen. Plötzlich erleuchtete ein neues Licht die Stadt. Harley schaute auf und starrte das Symbol an den Wolken an. Eine Fledermaus. Hass stieg in ihr auf. An wem lag es, dass ihr Liebling so sehr gelitten hatte? An ihm. Batman. Sie hätte schreien können, doch sie tat es nicht, denn etwas anderes in den Straßen ließ sie aufhorchen. Man konnte ein fernes Lachen hören. Und sie kannte dieses Lachen. Nein – Sie liebte dieses Lachen. Er war also zurück, endlich zurück. Sie überlegte nicht lange. Sie wandte sich vom Fenster ab und rannte in den Flur, wo sie schnell die schwarzen Boots anzog. Sie schaute noch ein Mal in ihre Wohnung. Sie hatte das Gefühl, dass sie diese nun zum letzten Mal sehen würde. Sie grinste. Es war ihr egal. Sie wollte dieses Leben endlich hinter sich lassen. Sie öffnete die Tür und ließ alles zurück. Niemals wollte sie hierher zurückkehren. Doch falls sie es musste, versteckte sie doch lieber mal den Schlüssel unter der Fußmatte vor ihrer Tür. Und dann verließ sie ihr altes Leben. Und sie freute sich. Sie lächelte. Sie grinste. Sie lachte. Und sie wusste, dass auch er gerade lachte.

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt