Da saß er. Kein Lachen, kein Grinsen, kein Lächeln, nicht mal ein Schmunzeln. „P-puddin'?", stammelte Harley unsicher. Doch er starrte mit seinem leeren Blick durch sie durch. Er konnte sie wahrscheinlich nicht sehen. Also war das hier Realität? Gegenwart? Wo war sie dann hier? Arkham gab es nicht mehr, jedenfalls das Gebäude lag in Trümmern. Und es war seine Schuld. Es gab noch ein Gefängnis in Gotham. Blackgate. Dort wurden die „normalen" Kriminellen eingesperrt. Die Insassen hier hatten noch einen relativ vernünftigen Kopf. Doch kein Schurke war wirklich vernünftig. Welcher vernünftige Mensch würde Unschuldige umbringen, Banken ausrauben oder Drogen verkaufen? Harley trat durch die Gitterstäbe hindurch. Sein Blick folgte ihr nicht. Sie war wohl noch immer ein Geist. Tot oder Lebendig, das war ihr in dem Moment egal. Sie ließ sich neben ihm auf den grauen Betonboden fallen und lehnte sich an die Wand hinter ihrem Rücken. Ihre Augen betrachteten ihn prüfend. Er schien unverletzt zu sein. Aber was sich unter der grauen Gefängniskleidung verbarg konnte man ja nicht wissen. Sie würden ihm weh tun, ihn foltern, das wusste sie. In den Augen des Gesetzes hatte er es verdient. In ihren Augen war er der Teufel in engelsform, dem man nicht einmal ein Haar krümmen sollte. Das war bei der Liebe wohl so. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, doch ihre Finger spürten nichts, sondern glitten einfach durch ihn hindurch. Sie zog ihren Arm schnell zurück. Bei der doofen Tante von Kinderpsychologin hatte es Spaß gemacht, doch bei ihm würde sie das niemals tun. Plötzlich hörte sie wieder die metallene Tür aufgehen. Sie schaute auf. Drei schwarz gekleidete Wachen liefen den Flur des Hochsicherheitstraktes runter, direkt auf sie zu. „Ich denke es ist Zeit, dass du das kriegst was du verdienst, Clown", raunte der vordere, als sie direkt vor seiner Zelle stehenblieben. Die Wut kroch Harley den Rücken rauf. Doch sie hatte einen ungebetenen Begleiter. Angst. Sie hatte Angst um ihn. Der eine schloss die Gittertür auf, die anderen richteten ihre Waffen auf den Grünhaarigen. „Aufstehen", forderte er, während er ein Paar Handschellen von seinem Gürtel holte. „Warum sollte ich auf dich hören?", fragte der Joker unerwartet und schaute dem Wächter mit böse funkelnden Augen ins Gesicht. „Du wagst es mir zu wiedersprechen?", fragte der Wachmann zurück, doch er klang nicht mal drohend, sondern so als ob dieser Satz eines der Sätze war, die er am häufigsten verwendete. „Na und?", erwiderte der Schurke, fast schon gelangweilt. Harley hörte der Auseinandersetzung gespannt zu. Sie hätte sich nie getraut den Wachen auch nur ein Wort zu sagen. Noch. Das konnte sich ja noch ändern. „Ich kann meinen Jungs hier auch einfach sagen, dass sie abdrücken sollen, was hältst du davon?" Ein kleines Lächeln tauchte plötzlich auf den Lippen des Jokers auf. „Mach das, ich weiß, dass du mich nicht umbringen darfst, außer ich versuche auszubrechen." „Ich kann auch einfach sagen, dass du versucht hast auszubrechen." „Nun, das würde dich deinen Job kosten, denn du hättest dann nicht einfach einen Insassen ohne Grund umgebracht, du hättest auch noch deinen Boss belogen", er deutete hinter die drei Männer, „Ich würde es mir nochmal genau überlegen, wenn ich du wäre." Harley schaute in die Ecke in die seine Hand zeigte. Dort blinkte das kleine, rote Licht einer Überwachungskamera kurz auf. Ein zuckersüßes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Er war allen immer mindestens einen Schritt voraus. Sie musste schon fast über den Gesichtsausdruck des Wächters lachen. Doch plötzlich schnaubte dieser wütend, packte den Joker am Arm und zog ihn gewaltsam hoch. Harley keuchte schockiert auf und schaute dem dummen Typen mit weit aufgerissenen Augen dabei zu, wie er ihrem Puddin' die Handschellen anlegte. Sie stand ruckartig auf und ging wütend auf ihn zu, doch wieder einmal spürte er ihre Fausthiebe nicht. Sie stießen den Grünhaarigen aus der Zelle raus und führten ihn ab. Harley wollte ihnen folgen, doch ihre Füße hatten sich mal wieder wie festgeklebt am Boden befestigt. Sie schrie frustriert auf, als das Bild mal wieder unscharf wurde. Warum musste sie immer dann verschwinden, wenn man sie gerade am dringendsten brauchte? Vielleicht weil sie zu nichts zu gebrauchen war? Sie konnte nichts tun, sie konnte nur zugucken. Vielleicht war ihr Unterbewusstsein ja auch einfach nur nett zu ihr, damit sie das Schreckliche nicht mitansehen musste. Doch eines wusste sie: falls sie noch lebendig war, dann musste sie ihren geliebten Puddin' unbedingt befreien.
Es wurde langsam alles wieder heller. Viel heller als in diesem grauenhaften Gefängnis. Harley kniff ihre Augen zusammen, während sich diese auf einen jungen Mann fokussierten, der direkt neben ihr stand. Sie zog die Augenbrauen hoch. Es war mal wieder der schöne Chemiestudent vom Gotham College. Er schloss gerade das schwarze Motorrad ab. Die Schurkin schaute sich um. Sie war wohl noch immer ein Geist, sonst hätte er sie schon längst bemerkt. Das Gebäude neben dem sie standen kam ihr nur allzu bekannt vor. Die Kinderpsychiatrie. Aufregung bildete sich in ihrem Bauch. Sie würde gleich vielleicht wieder Jamie sehen. Das kleine Mädchen hatte sie schon nach ihrem ersten Treffen gleich ins Herz geschlossen. Ihre Füße folgten ihm automatisch die Treppen zum grauen Eingang hoch. Sie schlüpfte durch die große Tür hindurch, nur um dann abrupt stehen zu bleiben. Die schon wieder. Die große Figur mit den langen, grauen Haaren namens Dr. White stand dort hinter dem Tresen und um es noch schlimmer zu machen, saß da auch noch die kleine, teenage Version von Harleen Quinzel neben ihr und sortierte irgendwas. „Ach, Jack, setz dich bitte nochmal kurz, ich geh Jamie holen", meinte die gemeine Gans, an der Harley irgendwann noch Rache nehmen würde. Er nickte lächelnd und drehte sich zu den Platikbänken, die an der anderen Seite des Raumes an der Wand standen, um. Dort saß schon jemand. Ebenfalls jemand, der Harley bekannt vorkam. Ebenfalls Chemiestudentin an der Gotham College. Jean. „Hey, was machst du denn hier?", fragte Jack unerwartet und setzte sich neben sie. Sie hatten sich also auch schon kennengelernt. Die Blondine, die gerade noch etwas in einem Buch gelesen hatte, schaute etwas überrumpelt auf. „Oh... ehm... hi", stotterte sie und ihre Wangen liefen rot an. Harley konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Sie hatte sich also auch in den Mädchenschwarm der Universität verguckt. Konnte sie ja auch verstehen, er sah wirklich richtig gut aus, doch niemand übertraf ihren Puddin'. Die Studentin schien aber größere Chancen als viele andere Mädchen bei ihm zu haben, denn immerhin redete er freiwillig mit ihr. „Oh, ich hab einen Termin", meinte diese leise nach einer Weile, „Du?" „Ich besuche meine kleine Schwester." Sie starrte ihn kurz etwas überrascht an. „Oh... das- das ist aber sehr nett von dir." Sie schien eindeutig nicht zu wissen was sie sagen sollte. Zu ihrem Glück tauchte in dem Moment die grauhaarige Hexe mit der viel zu großen Nase mit dem kleinen Engel namens Jamie auf. „Jack!", rief sie überglücklich und rannte auf ihn zu. Sie umarmte ihren großen Bruder mit ihren kleinen, dünnen Armen und schaute dann fragend Jean an. „Wer bist du denn?" „Oh... ich bin Jean. Ich studiere zusammen mit deinem Bruder." Die Augen des Mädchens schienen zu funkeln. „Jack, kann sie mit raus in den Garten kommen?" „Nun, das ist ihre Entscheidung, Jamie", meinte er lächelnd. Die Kleine schaute erwartend zur Studentin auf. „Oh... vielleicht später. Ich habe selber einen Termin." „Wenn ja, würde mich das sehr freuen", meinte Jamie mit ihrer zuckersüßen Stimme. „Mal schauen." „Ihr passt wirklich gut zusammen", sagte das kleine Mädchen plötzlich. Die zwei Studenten schauten sich kurz etwas schockiert an. „Jamie!", meinte Jack, fast schon lachend. Harley konnte sich ihr Lachen auch nicht verkneifen. In dem Moment schaute die kleine Brünette in ihre Richtung und fing an noch mehr zu strahlen. Doch sie wandte sich schnell wieder ihrem Bruder zu. „Ihr seid kein Paar?", fragte sie, fast schon traurig. Sie schüttelten beide die Köpfe. „Schade..." „Jean, folgen Sie mir bitte?", kam es plötzlich vom Tresen. Die Studentin schaute auf. „Oh... ja, ich komme", sie wandte sich nochmal Jamie zu, „Ich muss jetzt gehen. Aber ich denke ich komme später nochmal im Garten vorbei." „Toll!" Das Funkeln in den Augen des Mädchens machte schon beim Hinsehen einfach nur glücklich. Jean stand auf und verschwand mit der Frau, die sie aufgerufen hatte. „Gehen wir jetzt raus in den Garten?", fragte Jamie ihren Bruder und griff nach seiner Hand. „Ja", er stand auf und zog die Kleine sanft hinter sich her, aus dem Gebäude raus. Harley folgte ihnen lächelnd. Sie wusste was ihre nächste Mission sein würde. Sie würde Jamie dabei helfen die zwei Chemiestudenten irgendwie zusammenzubringen. Denn da gab es definitiv Funken. Manchmal wünschte sie sich, dass es auch so zwischen ihr und dem Joker hätte anfangen können...
Fünfzigstes Kapitel, everybody! Yay! Und die Geschichte neiht sich noch nicht einmal dem Ende zu. Cool, dass ihr bis jetzt alle noch mit dabei geblieben seid :) <3
Und für alle die Joke's on you auch noch lesen: Ich hab seit einem halben Jahr endlich wieder ein Kapitel hochgeladen.
Ich wünsche euch allen einen guten Start in die neue Woche :)
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfic"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...