Sie trat ein. Das langweilige Grau an den Wänden, der metallische Schimmer vom Tisch. Grau und langweilig. Doch da war er. Ein totaler Kontrast zu seiner Umgebung. Wie ein Farbkleks, der ausversehen auf das perfekte, weiße Papier getropft war. Grün und Rot mit dezenten, schwarzen Motiven auf der weißen Haut. Der Joker. Eines der gefürchtetsten Psychokiller Gothams. Er starrte mal wieder nur geradeaus. Es schien so, als ob er sie gar nicht bemerkt hätte. Aber das hatte er. Das wusste Harleen. Sie ging vorsichtig auf ihn zu und stellte ihren Kaffee wie immer auf die metallene Oberfläche des Tisches ab. Sie legte die Akte daneben und setzte sich auf den grauen Stuhl. Sie rutschte näher an den Tisch und legte ihre Unterarme auf die kalte Oberfläche. So saßen sie eine Weile. Sie musterte den Schwerverbrecher. Studierte seine Gesichtszüge. Sie glaubte wieder ein Zucken seiner Mundwinkel zu sehen. Sie hatte recht. Das breite Grinsen erschien wieder auf seinen Lippen. Ein kalter Schauder lief ihr den Rücken runter. „Guten Tag, Harley", das Grinsen wich keine Sekunde aus seinem Gesicht, „Schön geschlafen?" Sie schluckte. Genau dasselbe hatte er sie in ihrem Traum gefragt. Sie versuchte den Traum aus ihren Gedanken zu verbannen. Es war nicht real. Und Träume spiegelten meistens das wieder, was am Tag passiert war. Er zeigte ihr nur, wie viel Angst sie vor ihm hätte, wenn er nicht in so einer Zwangsjacke stecken würde. Es war kein Grund in Panik auszubrechen. „Guten Tag, Mr. J." „Ich sehe du hast dir meinen Spitznamen gemerkt, Püppchen." Sie ignorierte das letzte Wort und lächelte. „Es sind ja auch nur drei Buchstaben." Das Grinsen wurde breiter. „Stimmt", und er fing an zu lachen. Es schallte durch den ganzen Raum, prallte von den Wänden ab und traf hart auf die Psychologin. Sie hatte das Gefühl, dass alle Mut aus ihr rausgestoßen wurde. Er saugte sein Lachen wieder auf, ihren Mut mit sich. Er war ein Raubtier und er speiste von ihr. Er saugte sie aus wie ein Vampir. Und bald würde sie vertrocknet und ängstlich vor ihm flüchten. Obwohl, nein. Das konnte sie ja nicht. Sie saß hier fest. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie die hinter Gittern war. Eine ängstliche Gazelle in einem Käfig. Der Leopard stromerte um sie rum, fletschte die Zähne und knurrte, brüllte. Ein lachendes Brüllen. Er wartete nur darauf, dass sie einen falschen Schritt machte und sie würde von seinen Krallen gnadenlos zerfleischt werden. „Nun, wie geht es dir heute, Mr. J?", fragte sie und versuchte ihre Angst zu verstecken. Er grinste nur. „Du kennst die Antwort, Doktor." Sie nickte nur und kritzelte die Antwort auf das perfekte, weiße Papier. „Harley, Harley, Harley, man kann dir die Angst klar und deutlich von den Augen ablesen." Die Psychologin schaute überrascht auf. „Bitte?" „Du musst echt daran arbeiten deine Angst zu verstecken, Püppchen." Sie schluckte. Konnte man es ihr wirklich so klar ansehen? Er grinste sie nur an. „Nun denn", Harleen richtete sich mutig auf, „Dann kannst du es mir doch beibringen, Mr. J." Er fing an zu lachen. Doch dieses Mal blieb die junge Psychologin standhaft und lächelte nur. „Das kann ich nicht, Doktor." „Und warum nicht?" Er grinste einfach weiter. „Weil ich keine Angst kenne, Harley", er lehnte sich zurück, „Also brauche ich sie auch nicht verstecken." Ihr Kugelschreiber schwang sich über das Papier. Kennt keine Angst. „Bist du dir da wirklich sich, Mr. J?", sie lehnte sich etwas nach vorne, „Jeder hat mal Angst." „Oh, ich hatte mal Angst, Harley", er lehnte sich auch etwas vor, „Aber das ist schon sehr lange her." Sie zuckte zurück und setzte sich wieder gerade hin. Diese Nähe war ihr nicht so besonders geheuer. Sie räusperte sich und schaute ihn wieder an. Ein breites Grinsen zierte wie immer sein Gesicht. „Sagen wir's mal so, ich hab's verlernt", er setzte sich auch wieder ordentlich hin, „Und trotzdem habe ich so viel mit Angst und Furcht zu tun." „Wie meinst du das?" „Der wahre Spaß am Leben ist es doch, andere Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen", das Grinsen war nicht verschwunden, „Das beste Beispiel sitzt direkt vor mir." „Ich glaube der Ansicht sind nicht besonders viele, Mr. J." „In deiner Welt vielleicht, Harley, aber in meiner Welt – da ist das ganz anders", das Grinsen wurde breiter, „Willkommen in meiner Welt, Doktor." Sie schaute ihn ausdruckslos an. Irgendwas an ihm beeindruckte sie. Sie wusste nur noch nicht was. So langsam fühlte sie sich immer und immer wohler in seiner Gegenwart – Und es gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie wusste, dass es nicht gut war, sich so gut mit einem psychotischen Killer zu verstehen, aber irgendwie... Irgendwas in ihrem Kopf hatte sich umgelegt und ihr gesunder Verstand versuchte diesen so schnell wie möglich wieder umzulegen. Doch das gelang ihm nicht. Es war so, als ob eine Gazelle direkt auf den Leoparden zulaufen würde. Und doch hatte sie keine Angst. Wenn er keine Angst hatte, warum sollte sie dann welche haben?
Sorry, sorry, sorry, dass es so lange gedauert hat...
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfiction"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...