Mitleid

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Sie erinnerte sich an die Worte, die die Pflanzendame ihr mit auf den Weg gegeben hatte, während sie die vielen Treppen hoch zu dem Flur mit ihrem Zimmer kletterte. Es war spät. Sehr spät. Alles was sie wollte, war sich in ihr warmes, weiches Bett fallen zu lassen und am besten bis spät nachmittags zu schlafen. Sie öffnete die große Tür, die vom Treppenhaus abführte. Das Licht im Flur war ausgeschalten. Harley knipste es an. Sie kniff die Augen zusammen, als es von den weißen Wänden reflektiert wurde und blendend auf ihre Augen traf. Sie betrachtete seufzend die schwarze Tür am Ende des langen Ganges. Sie wunderte sich was er gerade tat. Vielleicht Pläne schmieden? Vielleicht war er ja auch gar nicht da? Oder er schlief schon? Sie war sich nicht mal sicher, ob er denn überhaupt viel Schlaf brauchte. Sie erwischte sich dabei wie sie an seinen nackten Oberkörper dachte. Reiß dich zusammen, Harley! Sie schüttelte den Kopf und riss ihren Blick von dem Eingang zum Zimmer des Jokers und kramte nach dem Schlüssel zu ihrem eigenen Zimmer in ihrer Jackentasche. Sie fand ihn und ging auf die weiße Tür zu. Gähnend öffnete sie diese und lief in den Raum. Sie fiel hinter ihr zu. Sie betrachtete das kuschelig, warme Bett und spürte wie ihre Augen dabei waren zuzufallen. Sie streckte sich und versuchte sich dazu zu überreden sich ordentlich bettfertig zu machen, doch ihre Arme und Beine gehorchten nicht, als sie schnurstracks auf das Möbelstück zuging und ihre Klamotten eins nach dem anderen sich förmlich vom Leibe riss, sodass sie sich keine Minute später, nur noch in Unterwäsche gekleidet, auf die gemütliche Matratze fallen ließ. Sie kroch nur noch unter die Decke, schaltete das Licht per Fernbedienung aus und kuschelte sich ein. Und schon fiel sie in einen tiefen und festen Schlaf.

Sie blinzelte, als blendend weißes Licht sie weckte. Sie lauschte kurz den Geräuschen. Es waren fremde Geräusche. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper nichts fühlen konnte. Keine weiche Decke, keine warme Matratze unter ihr. Es war einfach nichts da. Also hörte sie einfach zu. Schritte. Ein leises, mechanisches Geräusch. Beep... beep... beep... Und dann war da noch etwas. Es war ein Keuchen. Ein ersticktes Keuchen, das so klang, als ob es eines der letzten Atemzüge eines Menschen wäre. Und dann ließ sie etwas ihre Augen weit aufreißen. Es war ein Schrei. Doch es war kein normaler Schrei. Es war der Schrei eines Kindes, der Schrei eines Babys. Harley setzte sich schlagartig auf. Sie wusste nicht wo sie war. Sie wusste nicht was sie hier tat. Sie wusste nur, dass sie diesen Ort, geschweige denn die Menschen, die um sie herum standen, nicht kannte. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht beachtet wurde. Und dabei war sie doch wohl die auffälligste Person hier, immerhin saß sie auf dem Boden eines Krankenhauszimmers und hatte bis gerade eben dort, vielleicht sogar bewusstlos, gelegen. Und doch hatte sie nicht das harte, kalte Parkett gespürt. Und sie spürte es noch immer nicht. Sie schüttelte verwirrt den Kopf, schaute jedoch auf, als sie hörte wie das mechanische Geräusch langsam immer langsamer wurde. Beep....beep.............beep........ Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Harley stand langsam auf, als sie nur im Blickwinkel sah, wie jemand zum Krankenbett rannte. Sie wandte sich langsam der Szene zu. Eine Frau, kreidebleich. Braune, normalerweise wahrscheinlich wunderschöne Haare, die nun nur noch matt und zerzaust auf ihren knochigen Schultern lagen. Dunkle Augenringe. Sie sah aus, als ob sie jeden Moment die Augen für immer schließen würde. Das war wohl wahrscheinlich auch der Fall... Daneben kniete ein junger Mann. Er sah eher aus wie ein Teenager. Ganz in schwarz gekleidet, die Haare genauso braun wie die der sterbenden Frau, seine Augen traurig und tränengefüllt. „Gib nicht auf, Mum... bitte..." Die dünnen, knochigen Finger seiner Mutter strichen ihm durch die zur Seite runterhängenden Haare. „Pass auf sie auf..." Der Junge schaute das schreiende Kind in den Armen des einen, in weiß gekleideten Mannes, an. Alle anderen betrachteten ruhig und traurig die Frau. Der Junge schaute sie alle frustriert an. „Nun macht doch endlich was!", schrie er sie fast an. Doch sie schüttelten nur die Köpfe. „Sie ist nicht mehr zu retten..." Harley betrachtete betroffen die ganze Szene. Sie wollte helfen. Sie wollte irgendwas tun. Doch aus irgendeinem Grund war sie wie angewurzelt. Beep...................beep....... Der geschätzt 16-Jährige wandte sich wieder seiner Mutter zu. Ihre Augen waren schon halb geschlossen. „Bitte... pass- pass auf sie auf... du bist der einzige, den sie jetzt noch hat..." „Nein, Mum, bitte... verlass mich nicht..." Eine Träne kullerte seine Wange runter und tropfte auf das perfekte, weiße Laken. Sie schüttelte schwach den Kopf. „Sei stark... ich werde immer für dich da sein... bis du selbst zu mir kommst..." Beeeeep............. Beeeeeep............ Mit der letzten Kraft ihres Körpers deutete sie nochmal auf das weinende Bündel in den Armen des Arztes und flüsterte einen Namen. Einen wohl sehr bedeutsamen Namen. „Jamie..." Beeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeep... Und das war ihr letztes Wort. Harley sah nur noch wie der Junge neben ihrem zusammengesackten Körper zusammenbrach und schluchzend sein Gesicht neben ihr in der Decke vergrub. Und langsam verschwamm alles. Sie konnte nur noch erkennen wie eine große Gestalt in der Tür auftauchte. Sie wusste nicht wer das war, doch es war ihr egal. Sie hatte gerade eine Frau sterben sehen. Eigentlich sollte ihr das doch egal sein, eigentlich sollte sie das doch nicht treffen, immerhin hatte sie nicht mal einen Tag vorher mehrere Menschen mit Absicht umgebracht. Doch irgendwas hatte sie mitfühlen lassen. Und irgendwie war ihr klar, dass das da, was sie gerade miterlebt hatte, eine große Bedeutung hatte. Nur sie wusste noch nicht was.

Verwirrt saß sie in ihrem Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Sie wusste, dass irgendwas gerade eben passiert war, in ihrem Kopf. Nur konnte sie sich an nichts erinnern. Mit einem komischen Gefühl im Bauch stand sie langsam auf, als ein Geräusch sie aus ihren Gedanken riss. War das ein... Winseln? Sie schaute auf den Boden neben dem Bett. Dort stand ein Karton mit einer roten Schleife. Darauf lag ein Zettel. Verwundert ging Harley auf die Kiste zu und hob das beschriebene, kleine Stück Papier auf. Sie fing an zu lesen.

Bin den ganzen Tag im Club. Jonny fährt dich heute Abend. Sei spätestens um 10 da! Komm ja nicht zu spät! Bis dahin kannst du dich hiermit beschäftigen. Bis dann. -J

Sie las den letzten, schwarzen Buchstaben noch ein Mal. Bedeutete das, dass er hier gewesen war? Dass er sie gesehen hatte wie sie geschlafen hatte? Hoffentlich hatte sie nicht im Schlaf geredet oder gesabbert. Oder schlimmer noch! Geschnarcht??? Doch ein weiteres, jammerndes Geräusch aus dem Karton mit den Löchern, ließ sie aufschauen. Aufgeregt nahm sie das rote Band ab und öffnete den Deckel. Was sie dann mit schwarzen, riesigen Knopfaugen anstarrte, ließ sie alles, was ihr gerade durch den Kopf ging, vergessen.

Hey Leute... Es tut mir sooooo Leid, aber ich hab seit über vier Wochen nichts mehr hochgeladen... Ich weiß selber nicht mal warum. Ich war zwei Wochen lang im Urlaub und letzte Woche war die erste Schulwoche wieder nach den Ferien und irgendwie hat mir einfach die Motivation gefehlt... Und außerdem ging mir einfach sehr viel durch den Kopf... Aber naja, das alles zusammen war halt doof für meine Story, aber ich will es wieder gut machen und versuchen mehr zu schreiben und mehr hochzuladen :)

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt