Gedanken

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„Sie foltern ihn." Sie nickte langsam, während ihr Kopf erst langsam realisierte, was ihr der Bärtige gerade gesagt hatte. Der Gedanke, dass er leiden musste, biss sich wie ein wildes Tier in ihrem Gehirn fest. „Woher weißt du das?", fragte sie, ihre Stimme klang gebrechlich. Er gab ihr keine Antwort, sondern holte einfach ein schwarzes Handy aus seiner Hosentasche. Harley schluckte. Angst vor dem, was sie gleich sehen würde, baute sich in ihrem Bauch auf. „Wir haben Zugriff auf das Überwachungssystem." Er hielt ihr das Gerät hin, sie griff schnell danach. Der Bildschirm hatte einen kleinen Sprung in der oberen linken Ecke. Doch dem schenkte sie keine Beachtung mehr, als sie sah, was sich hinter dem Glas abspielte. Es war dunkel, doch sie konnte die hellen Umrisse des Jokers erkennen, seine bleiche Haut schimmerte im fahlen Licht. Oder das, was davon sichtbar war. Harley atmete scharf ein, als ihre Muskeln nachgaben und das Handy aus ihrer Hand glitt. „Harley?", hörte sie die beruhigende Stimme der Frau des Anhängers hinter ihr, „Ist alles okay?" Die Blondine versuchte sich zusammenzureißen. „Wir... wir müssen ihn so schnell wie möglich da rausholen!", rief sie, während sich dieses grauenhafte Bild in ihren Gedanken festsetzte. Sie würde das wohl nie vergessen, es war wahrscheinlich nun für immer in ihrem Kopf eingebrannt... Sie versuchte sich zusammenzureißen, doch es dauerte eine Weile, bis sich ihre Gedanken wieder sortiert hatten. „Was machen wir jetzt?", fragte sie, die Unsicherheit ganz klar in ihrer Stimme. „Das ist deine Entscheidung, Harley." Sie schaute irritiert mit feuchten Augen zu Jonny auf. „Was?", sie stotterte, „Ab-aber das ist doch dein Job!" Er schüttelte den Kopf. „Nicht mehr." „Wie kannst du dir da so... so sicher sein?" Er lächelte. „Ganz einfach. Er vertraut dir mehr als mir." Harley zog die Augenbrauen hoch, während sich dieses warme Gefühl in ihr ausbreitete. „Hat er das gesagt?" „Nein, aber das war schon von Anfang an klar." „Du bist jetzt der Boss, Harley", hörte sie Monica hinter ihr sagen, während diese ihre kalte, zierliche Hand auf ihre Schulter legte, „Jedenfalls solange er nicht da ist." Die Blondine schluckte. Das war eine Menge Verantwortung. Immerhin hatte sie jetzt das Sagen über mindestens hundert Männer. Nun lag es also an ihr, einen Plan zu entwickeln und den Joker zu befreien. Sie nickte und schaute entschlossen wieder zum Anhänger auf, obwohl sie sich innerlich ganz deutlich nicht so fühlte. „Okay, gebt mir etwas Zeit." Er nickte lächelnd und legte einen Arm um seine Frau. Sie verließen, ohne noch ein Wort zu sagen, den Raum. Die Schurkin atmete tief durch und schaute dann zum Schreibtisch rüber. Sie befand sich im Büro des Jokers. Jonny hatte ihr dazu einen Schlüssel gegeben. Fahles Dämmerlicht schien durch das kleine Fenster ganz oben an der Wand. Das Zimmer war unterirdisch und sie könnte schwören, dass ab und zu mal ein paar Füße an der kleinen Scheibe vorbeiliefen, dessen Besitzer nichtsahnend, dass direkt unter ihnen der gefährlichste Schurke Gothams arbeitete. Außen war es noch mit einem Gitter bestückt, sodass es fast etwas wie eines der Fenster in Arkham rüberkam. Allgemein war es sehr schlicht gehalten, nicht so grell, luxuriös und auffällig wie der Rest des Hauses. Die Wände waren ein dunkles grau, eine schwarze Couch stand in der einen Ecke, und dem hölzernen Schreibtisch gegenüber standen zwei große Regale, die mit Stapeln von Papier, Ordnern und eins zwei verirrten Waffen bestückt waren. Harley ließ sich auf den großen, gemütlichen Bürostuhl fallen und lehnte sich zurück. Hier saß er normalerweise. Dieser Gedanke ließ die Trauer und doch auch die Wut in ihrer Brust wieder wachsen. Was sollte sie nun tun? Sie wusste nicht einmal, wie man anfangen sollte, so einen Plan zu schmieden... Sie spürte wie etwas Panik ihren Rücken hochkroch, aber sie schob diese einfach weg, in Gedanken vertieft. Sie schaute sich im Zimmer um, auf der Suche nach Inspiration, bis ihr Blick auf die vielen Akten fiel. Sie zögerte kurz, doch die Neugierde siegte. Sie stand auf und zog einfach irgendeinen Ordner aus dem Regal. Sie fing an zu blättern. Sie schien eines der langweiligen Hefter erwischt zu haben. Alles nur Tabellen und Diagramme zu irgendwelchen Finanzen. Die Zahlen waren ziemlich groß. Harley grinste. Ihr Puddin' hatte allen Grund sich diesen ganzen Luxus zu leisten. Sie schloss den Ordner und schob ihn wieder an seinen Platz. Sie griff nach einem anderen. Dieser sah etwas unordentlicher und älter aus, das Harleys Interesse gleich nochmal wachsen ließ. Es befanden sich Skizzen und Kritzeleien in der Akte. Die Finger der jungen Frau fuhren über das beschriebene Papier. Das war eindeutig seine Handschrift. So sah es also aus, wenn er Pläne schmiedete. Sie schaute auf das Datum in der oberen rechten Ecke eines Blattes. Das war knappe drei Jahre her, diese Skizze entstand lange bevor er sie überhaupt kannte. Sie schlug den Hefter wieder zu und brachte ihn wieder dahin zurück, wo sie ihn gefunden hatte. Pure Entschlossenheit brodelte in ihrem Bauch. Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch und schaute sich nach einem Stück Papier und einem Stift um. Sie bückte sich, um an eines der Schubladen unter dem Tisch ranzukommen. Sie zog sie auf, jedoch fand sie etwas Anderes, als das wonach sie suchte. Verwirrt betrachtete sie das bunt bemalte Blatt in der so gut wie leeren Schublade. Sie nahm es raus und hielt es hoch. Das war eine Zeichnung, die aussah wie die eines Kindes. Das Seltsamste war, dass die gemalte Person einen blauen und einen pinken Zopf hatte. War sie das? Am allerwenigsten verstand sie was darunter geschrieben stand. Für Jack, von Jamie. 2006. Was zur-?! Wer war Jack?! Wer war Jamie?! Und vor allem, woher wusste diese Jamie überhaupt, wie sie als Harley aussehen würde, wenn sie dann doch noch in die Schule ging?! Das war ja schon acht Jahre her! Außerdem existierte der Joker damals noch nicht einmal, jedenfalls war es nicht bekannt. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie war sich nicht sicher, aber vielleicht hatte sie ja Recht. War Jack vielleicht der echte Name des Jokers?

Die Schurkin starrte die Decke an. Sie konnte nicht schlafen, ihr Kopf war gefangen in einer Endlosschleife von Gedanken. Außerdem kam sie sich wieder etwas benebelt vor. Vielleicht wirkte dieses Zeug, dass Pammy ihr verabreicht hatte, noch immer. Wahrscheinlich hatte die Pflanzendame Recht und sie musste sich noch etwas ausruhen, aber wie konnte sie sich ausruhen, wenn sie wusste, dass ihr Puddin' im Gefängnis saß und gefoltert wurde. Sie konnte ihn doch nicht länger als nötig leiden lassen, nur weil sie noch etwas Zeit brauchte. Sie würde sich erst eine Pause gönnen, wenn sie ihn befreit hatte. Und sie wusste, dass sie auch erst dann zur Ruhe kommen würde. Sie hatte knappe drei Stunden in seinem Büro gesessen und an einem Plan gefeilt. Sie hatte Jonny dann nur noch im Halbschlaf das Blatt in die Hand gedrückt und war dann in ihrem Zimmer verschwunden. Und nun lag sie hier, und kriegte kein Auge zu. Die kleinen Hyänen lagen zusammengekuschelt neben ihr. Sie hatten sich gefreut wie Welpen, was sie ja eigentlich auch waren, als sie durch die Tür getreten war. Sie schlummerten vor sich hin. Harley beneidete sie, doch ihre Gedanken kreisten noch immer um den Plan, um ihren Puddin' und um dieses eine Bild. Hin und her, im Kreis, vor und zurück. Harley hatte Angst davor, dass der Plan nicht aufgehen würde, und dass sie den Joker nicht befreien könnte, dann dachte sie an den Joker, das Bild von seinem gefolterten Körper baute sich in dem Moment wie ein Puzzle vor ihrem inneren Auge auf. Und dann wandte sich ihr Gedankengang der Zeichnung wieder zu. Wer war Jack, wer war Jamie, war das wirklich sie, die dort gemalt wurden war? All diese Fragen, Ideen und Überlegungen hielten sie vom Schlafen ab. Sie drehte sich auf die Seite und beobachtete ihre kleinen Haustiere, ihre Brustkörbe hoben und senkten sich gleichmäßig. Sie streckte eine Hand aus und streichelte Bud über den Rücken. Erstmal musste sie sich jetzt auf die Befreiung ihres Puddin's konzentrieren, danach konnte sie die anderen Sachen klären. Sie versuchte an sein Lächeln zu denken, an das Gefühl, das ihren ganzen Körper durchströmte, wenn er ihr nah war, wenn er sie küsste. Vielleicht könnte sie das ja bald wiederhaben. Das hoffte sie zumindest.


Hey Ho :) Ich bin froh euch mitteilen zu können, dass ich meine Prüfungen bestanden hab (*Party*). Ich will jetzt nicht genau die Noten nennen, aber ich hab keine 4, 5 oder 6. Und ganz ehrlich, an alle, die noch ihre Realschulabschlussprüfungen/BLFs vor sich haben, macht euch keinen Stress, das ist wirklich nicht schwer. Lernen müsst ihr trotzdem, und vor allem üben (in Mathe jedenfalls), aber macht euch wirklich keinen Druck, auch wenn die Lehrer schon in der fünften Klasse anfangen euch daran andauernd zu erinnern (das war bei mir jedenfalls so), denn sonst endet ihr als emotionales Wrack, wie ich (*hust*), denn das ist es nicht Wert. So, Schluss mit motivierenden Reden, wer freut sich auf die Sommerferien???

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt