Schmerz

613 31 19
                                    

Sie wollte schreien, sie wollte ihren Mund aufreißen und den Namen der Person kreischen, die sie hätte retten können. Doch die Todesangst schnürte ihr die Kehle zu, wie das Seil um den Hals eines Gehängten. Sie starrte mit panisch weiten Augen das scharfe, gefährlich blitzende Messer in der dreckigen Hand ihres wohl zukünftigen Mörders an. Es kam auf sie zugerast, wie ein Leopard, der sich auf seine Beute fixiert hatte. Die Klinge zielte auf ihre Brust. Bevor diese jedoch ihr Ziel erreichte, bevor sich die Spitze durch ihr Fleisch, durch ihren Brustkorb, direkt in ihr Herz bohren konnte, kniff sie die Augen zusammen und dachte an ihr Ein und Alles. Er stand vor ihr, die rubinroten Lippen zu einem Lächeln geformt. Mit aller Kraft klammerte sie sich an diesem Gedanken fest, bereit den stechenden Schmerz aufzunehmen. Doch das Messer erreichte den Motor ihres Körpers nicht, es kam von seinem Kurs ab, als jemand plötzlich „Harley!" schrie. Sie riss die Augen wieder weit auf. Ein lautes Kreischen entfloh ihrem Mund, als sie das kalte Metall plötzlich in ihren Unterleib eindringen spürte, direkt neben ihrem Hüftknochen. Das warme Blut fing sofort an, in schnellen Strömen aus der tiefen Wunde zu fluten. Schweißperlen und Tränen liefen wie kleine Wasserfälle über ihr Gesicht, als sich der Schmerz in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Der Typ, der über ihr hockte, schaute erschrocken auf seine leere Hand, bevor er tot umkippte, eine Schusswunde an seiner Schläfe. Er fiel schlaff auf sie drauf, sodass sich die Klinge noch tiefer in ihr Fleisch drückte. Stöhnend schob sie ihn mit ihrer letzten Kraft von sich runter. „Harley...", hörte sie jemanden flüstern. Ihre Augen erblickten das geschockte Gesicht von Spear, der auf sie herabschaute. Die Pistole in seiner Hand rauchte. Doch er ließ diese fallen und stürzte auf die verblutende Verbrecherin zu. Sie wollte gerade das Messer wieder aus ihrem Körper rausziehen, doch er hielt sie auf. „Nicht rausziehen, Harley! Sonst verlierst du zu viel Blut!" Keuchend ließ sie sich zurückfallen. „Es tut so weh!", zischte sie von zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Der Anhänger ihres Geliebten sagte daraufhin nichts. Er drückte ihr nur die Waffe, die er gerade eben fallen lassen hatte in die Hand und stand auf. „Ich bin gleich wieder da", versicherte er ihr und verschwand. Ungläubig starrte sie ihm hinterher. Als ob er sie jetzt im Stich ließ! Da lag sie also nun, überströmt mit Blut, Schweiß und Tränen, hoffend, dass niemand von Pinguins Leuten sie so vorfand. Der Schmerz blendete sie, es war schwer die Augen offen zu halten. Am liebsten würde sie jetzt in einem weichen Bett liegen, die Arme um den Joker geschlungen, ohne auch nur eine Sorge auf der Welt. Doch nein, der Boden war hart und kalt, sie hatte ein Messer in ihr stecken und war kurz davor zu verbluten. Außerdem hatte ihr einziger Retter sie gerade verlassen. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Zitternd hielt sie die Waffe fest und lauschte dem immer leiser werdenden Kampf, der direkt unter ihr stattfand. Sie konnte zwei Silhouetten sehen, die auf sie zukamen, doch ihre Sicht war schon zu verschwommen und hören konnte sie nur noch ein grelles, hohes Piepen. Die Hand, die plötzlich auf ihrer Schulter lag, fühlte sich an wie kalte, kleine Nadeln, die über ihre Haut kratzten. Sie machte sich keinen Kopf darüber, wer da gerade auf sie herabblickte, ihre Gedanken waren nur noch ein großes Wirrwarr aus dem Wort „Schmerz" und einer Abbildung seiner grinsenden Lippen. Schmerz... Schmerz... Grinsen... Schmerz... Schwarz...

Seine starke Hand drückte immer fester zu, als er mit einem Grinsen auf den Lippen in das immer blauer werdende Gesicht seines Gegners schaute. „Cobblepott... Was soll ich nur mit dir machen?", fragte er und kniff die Augen überlegend zusammen. Doch er konnte seine Gedanken nicht aussprechen, denn ein lautes Kreischen unterbrach ihn. Er wusste, von wem dieses Geräusch gekommen war. Diese Stimme kam auf ihn zugeschossen wie ein Pfeil und bohrte sich durch sein Herz. Harley... Abgelenkt ließ er plötzlich locker und der Pinguin fiel zu Boden. Keuchend fasste dieser sich an die Kehle, ein roter Abdruck dort, wo der Joker ihm gerade die Luft abgeschnürt hatte. Jedoch kam trotzdem ein abgehacktes Lachen aus seinem Mund, denn auch er hatte mitbekommen, wer dort gerade aufgeschrien hatte. „Die Liebe ist schon etwas Kurioses, nicht wahr?", flüsterte er mit einer rauen Stimme, denn lauter hätte er nicht sprechen können, „Es ist immer sehr nützlich die Schwachstelle seines Gegners zu kennen." Der Grünhaarige hatte sich währenddessen aus seiner Trance befreit und starrte den fluglosen Vogel nur mit einem unendlich wütenden Gesichtsausdruck an. Das Grinsen auf den dünnen Lippen des ihm zu den Füßen liegenden Pinguins verschwand plötzlich. „Wie- wie ist das möglich???!" Ungläubig glotzte er die funkensprühenden Augen des Jokers an. Die normalerweise sturmgrauen Iris, die seine schwarzen Pupillen umgaben, waren plötzlich ein helles, fast schon weißes Blau geworden. Angsterfüllt rutschte der Pinguin rückwärts, bis sein Rücken plötzlich mit der kalten Wand kollidierte. „Was... was... aber- wie?!" Es konnte nicht sein, nichts davon sollte noch im Blut des Jokers fließen, nicht mal ein Tropfen! Und trotzdem stand er nun dort über ihm, kurz davor ihn umzubringen, seine Augen glühend wie sie es früher getan hatten. Doch plötzlich erloschen sie wieder, als ein großer, muskulöser Mann von links angerannt kam. „Boss... Harley... sie ist-" „Wo ist sie?", unterbrach der Joker seinen Anhänger, nahm jedoch seinen Blick nicht von seinem Gegner. „Sie liegt oben auf dem Vorsprung, noch nicht tot." „Bring mich zu ihr...", sagte er schnell und wandte sich von Cobblepott ab. Verwirrt starrte dieser ihm hinterher. Wieso ließ er ihn jetzt einfach hier liegen? Er hätte ihn töten können, hätte ihn für immer loswerden können. Doch er gab einfach auf während sein Ziel am schwächsten war. Oder wollte er ihn nicht umbringen? Vielleicht hatte er etwas Anderes mit ihm vor... Furcht durchspülte seinen gealterten Körper während er den Kampf um sich herum beobachtete. Viele Tote lagen auf dem Boden, von seinen Männern und von dem Team des Jokers. Die zwei tiefen Krater klafften im Betonboden seines Versteckes, Rauch stieg noch immer von dort auf wo die Granaten explodiert waren. Er entdeckte den Riddler, der kichernd seine wie ein Fragezeichen geformte Pistole auf eines seiner Untertanen richtete. Es war ein blankes Chaos...

Der Joker folgte Spear schnell die Treppe hoch, das schon blutige Messer bereit in seiner rechten Hand. Früher wäre es ihm scheißegal gewesen, wenn jemand mit dem er eine „Beziehung" hatte gefallen wäre, doch mit Harley war es anders. Mit Harley war alles anders. Der Pinguin hatte recht, die Liebe war kurios. Vor einigen Monaten hätte er niemals daran gedacht, dass er jemals wieder Gefühle für irgendjemanden haben könnte. Er spürte ein Stechen in seinem Herzen, als seine Augen auf einen schlaffen Körper fielen. Blut strömte aus einer tiefen Wunde an ihrem Unterleib, ein Messer aus dieser herausragend. Ihre Lider flatterten, kurz davor zuzufallen. Spear hockte sich neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Harley?", fragte er, doch es kam keine Antwort von ihr zurück. Er drehte seinen Kopf und schaute auf zu seinem Boss, der einfach nur starr da stand und mit einem unleserlichen Blick seine Geliebte anstarrte. Ihre Augen hatten sich nun geschlossen, sie zuckte nicht mal mehr. „Bring sie von hier weg", sagte er nach einer Weile. „Wohin?", fragte Spear. „Wo sie sicher ist...", meinte er noch schnell und wandte sich dann von ihr ab. Irgendwas in ihm hatte einen Schalter umgelegt. Er konnte sie nicht so sehen... Er wollte sie nicht so sehen... Er wusste nicht was er tun würde, wenn sie nicht überlebte. „...und wo ihr geholfen werden kann", fügte er hinzu, bevor er davon ging, die Treppe wieder runter. Er hatte immerhin noch ein Hühnchen mit einem gewissen Herrn Oswald Cobblepott zu rupfen. Jedoch nicht hier... Einen Gefangenen hatte er auch schon lange nicht mehr gehabt. Er schritt auf den noch immer am Boden liegenden Verbrecher zu, dessen Augen sich angsterfüllt weiteten, als er den Grünhaarigen entdeckte. Doch trotzdem konnte der Joker seine Gedanken nicht auf ihn fokussieren, als er ihn ausknockte und seine Hände fesselte. Sie waren an der Frau hängengeblieben, die wohlmöglich gerade verblutete und starb. In diesem Moment fiel ihm plötzlich auf, wie sehr er sich an ihre Präsenz gewohnt hatte. Er konnte sich kein Leben mehr ohne sie vorstellen... Er brauchte sie.

Diese Geschichte ist Heiligabend offiziell 2 Jahre alt geworden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Diese Geschichte ist Heiligabend offiziell 2 Jahre alt geworden... und ich bin immer noch nicht fertig mit ihr! Das ist was mich am meisten überrascht, weil ich für die andere nur etwa ein halbes Jahr gebraucht habe. Nun ja, ich lade auch meistens nur ein Mal im Monat hoch im Moment. Aber ich habe jetzt Ferien für noch etwa 2 Wochen, ich bin mir sicher, dass wenigstens noch ein Kapitel in diesem Zeitraum kommt. Falls ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr die gerne stellen :) (Obwohl ich nicht versprechen kann, dass ich auf alles schon eine Antwort geben kann, weil ich euch sonst spoiler)

Ansonsten wünsche ich euch noch schöne Ferien und ein schönes neues Jahr :D

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt