Zweifel

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„Harley, kommst du?" Sie schaute auf und schaute ihm direkt in die sturmgrauen Augen. Sie schaute wieder nach unten, wo seine Hand leicht ihre berührte und sie dann fest umklammerte. Sie lächelte und schaute wieder hoch und nickte. Und er zog sie den langen Flur entlang. Es fühlte sich an wie Ewigkeiten. Obwohl es wahrscheinlich nur ein paar Sekunden waren. Für Harley spielte sich das alles im Moment in Zeitlupe ab. Sie gingen an dutzenden Türen vorbei, alle mit unterschiedlichen Zeichen dran. Der polierte Boden unter ihren Füßen war kalt. Doch Harley hatte nur noch Augen für den Joker. Plötzlich blieb er stehen und sie wäre fast in ihn reingelaufen. Sie atmete schnell und erschrocken ein, sodass er sich zu ihr umdrehte und sie lächelnd anschaute. „Hier geht's lang", meinte er dann und deutete auf die Tür neben der sie standen. Sie nickte nur, schaute aber nicht in die Richtung in die er zeigte. Sie schaute nur ganz tief in seine Augen. Sie waren noch immer verschlossen, wie Stahltüren mit zehn verschiedenen Schlössern. Und er starrte zurück, direkt in ihre blauen Augen. Er konnte wahrscheinlich so tief in sie reinschauen, dass er jedes einzelne Geheimnis aus ihr rauskramen konnte. Und sie empfing ihn mit offenen Armen. „Harley", doch sie hörte ihn nicht einmal. Sie sah nur wie seine Lippen sich bewegten. Seine Lippen. So gerne würde sie diese wieder auf ihren eigenen spüren. Doch wollte er das überhaupt? Sie brach den Blickkontakt ab und schaute auf den Boden. „Du zweifelst", hörte sie plötzlich den Joker sagen, „Ob das hier richtig ist." Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrem Kinn. Er zwang sie dazu ihn anzuschauen. „Hab ich recht?" „N-nein..." Er strich ihr wieder über die Lippen. Und wieder trieb er sie in den Wahnsinn. „Doch das tust du", flüsterte er dann und grinste. Er zwang sie dazu die Wahrheit zu sagen. „V-vielleicht ein... ein bisschen..." Was sagte sie hier eigentlich? Sie bereute es kein Stück. Sie wollte für immer bei ihm bleiben und niemals wieder zu Harleen Quinzel zurückkehren. Doch er brachte sie dazu ihre innersten Gefühle, die sie nicht einmal selbst bemerkte, sichtbar zu machen. Sie starrte etwas ängstlich zu ihm hoch. Doch er grinste nur. Plötzlich spürte sie wie seine Hand an ihrem Gesicht entlang strich. „Glaub mir", seine Hand kam an ihrer Kehle zum Ruhestand, „Das Zweifeln wird dir noch vergehen." Sein Satz hatte etwas Bedrohliches, aber auch etwas Wissendes. Als ob er damit Erfahrung hatte. Sie spürte wie sein Griff um ihren Hals langsam fester wurde. Sie versuchte es auszuhalten, versuchte zu ignorieren, dass er ihr gerade die Luftzufuhr abschnürte. Ihre Augen wurden weiter und sie schaute ihn panisch an. Doch er schaute ihr ganz ruhig, aber auch bedrohlich und befehlend in die Augen, als ob er etwas von ihr wollte. Sein Blick hatte etwas Hypnotisches. Sie öffnete ihren Mund. Doch es kam nichts weiter als ein Keuchen raus. Ein ersticktes Keuchen. „Bist du wirklich bereit sowas jeden Tag, jede Nacht, jede Minute die du noch lebst durchzumachen, es auszuhalten in meiner Nähe zu sein und nicht zusammenzubrechen, wenn ich dich mal verletze oder stehen lasse? Bist du bereit Opfer zu geben und Menschen und Dinge zu verlieren, die dir wichtig sind oder waren? Bist du bereit all das auf dich zu nehmen, all das für einen Psychopathen, der nicht einmal weiß was lieben ist?", er kam näher, sodass ihre Nasenspitzen sich schon fast berührten, „Sei ehrlich, Harley! Willst du das?" Sie schaute ihn geschockt an. Sie hätte schwören können, dass sich das eine Schloss an der Tür seiner Augen gerade geöffnet hatte. Sie nickte hastig und griff nach seiner Hand, die ihren Hals umfasste. Sie würde alles für ihn tun, auch wenn es bedeutete alles zu verlieren. Er schaute sie ausdruckslos an. Sie hatte immer noch das Gefühl, dass das eine Schloss offen war. Er war gerade extrem ehrlich ihr gegenüber gewesen. Er hatte gestanden, dass er nicht lieben konnte. Und vielleicht lag es ja an Harley ihm das Lieben beizubringen. Aber er musste sie doch irgendwie schon lieben, oder? Sonst hätte er das nicht für sie getan. Oder war sie vielleicht nicht die einzige? Sie keuchte. Langsam bekam sie wirklich keine Luft mehr. Doch sie spürte wie sein Griff sich langsam lockerte. „Gut." Und dann ließ er sie los. Doch ihre Hand hielt noch immer seine fest und sie ließ ihn nicht los. Sie starrte ihn einfach nur an und versuchte ihre schmerzende Kehle zu ignorieren. Sie schaute ihn durchbohrend an und versuchte irgendwas aus seinem Gesichtsausdruck abzulesen. „Ist es wirklich so schlimm?", fragte sie dann leise. Er starrte zurück und sah schon fast geschockt aus. Hatte sie ihn das gerade ernsthaft gefragt? Wie schlimm sein Leben wirklich war? Die Antwort war ja, es war schlimm. Es war grässlich niemanden zu haben, der einen liebte, den man lieben konnte. Nicht mehr jedenfalls. Doch vielleicht würde sich das ja jetzt ändern. „Ich glaube das wirst du noch selber erleben", meinte er dann einfach nur und wandte sich von ihr ab, um die Tür zu öffnen. Doch sie ließ seine Hand nicht los. „J, bitte", er schaute ihr bettelndes Gesicht wieder an, „Du kannst mir vertrauen." Er schaute wieder von ihr weg, doch spürte wie ihr Griff um seine Hand fester wurde. Er starrte die Tür an. Er konnte ihr lautes, noch immer etwas keuchendes Atmen hören. „Das werden wir ja noch sehen." Und damit brach er ihr Herz an.

Sorry Harley, ich lass dich jetzt erstmal ein bisschen leiden...

Ich hoffe euch gefällt das neue Kapi. Ich versuche jetzt wieder ein bisschen häufiger hochzuladen. Hab jetzt auch wieder ein bisschen mehr Zeit.

Ich hab übrigens ein paar neue Zeichnungen hochgeladen. Guckt da mal vorbei :)

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt