Harley lachte und rannte dem kleinen Mädchen hinterher. Jamie hüpfte fröhlich durch den blühenden Frühlingsgarten, die Hände ausgestreckt nach den bunten Pflanzen. Ihr großer Bruder saß auf einer steinernen Bank, neben ihm die Chemie-Studentin. Sie schienen sich zu unterhalten, doch Harley konnte nicht hören worüber. Vielleicht ja auch nur über irgendwelche Formeln oder Theorien, von denen sie sowieso nichts verstand. Sie wurde langsamer und schnappte nach Luft. „Ich muss definitiv an meiner Ausdauer arbeiten...", murmelte die Verbrecherin leise. Jamie rannte einfach fröhlich weiter, trällerte in einer niedlichen Stimme eine Melodie vor sich her. Harley kam neben den jungen Erwachsenen zum Stehen, als Jean plötzlich anfing zu lachen. Es klang fast glockenähnlich, wunderschön, nicht zu schrill, nicht zu rau. Jack grinste, während er weiterredete. „Ich meine, wieso tut man sowas? Es ist ja nicht so, dass die Studenten da sind, weil sie es wollen." Es schien wohl um alte Universitätsgeschichten zu gehen. „Oh man, ich bin echt froh, dass der in Rente gegangen ist bevor ich gekommen bin", lachte die hübsche Blondine. „Wirklich, du kannst dich echt glücklich schätzen." Harley musste lächeln. Sie schienen sich ja so schon richtig gut zu verstehen. Plötzlich rannte das kleine Mädchen an der Bank vorbei, noch immer singend. Jeans Gesichtsausdruck wurde auf einmal wieder ernst. Sie schien zu zögern. „Warum ist Jamie eigentlich hier?" Auch Jack schien kurz inne zu halten. Er räusperte sich. „Angeblich hat sie Halluzinationen, sieht Dinge, die nicht möglich sind... Sie bezeichnet sie selbst als Geister." „Oh...", die Studentin schaute etwas geschockt aus, „U-und gibt es dafür einen Grund?" „Die Psychologen meinen es sind übertriebene Kinderfantasien, ich denke aber da steckt viel mehr hinter..." Harley hörte traurig zu. Jamie war ein missverstandener, kleiner, freier Geist, der in seiner eigenen schönen Welt lebte. Sie hatte ihr ganzes Recht dazu. Ihre Familie war kaputt und zerbrochen, ihr Bruder war der einzige, dem sie sich anvertrauen konnte und nun lebte sie auch noch in dieser Anstalt. Das war ja eine schöne Kindheit... Und vielleicht hatte sie auch einfach nur eine Begabung? In dieser Welt war alles möglich, auch Magie, wenn man sich einige der Superhelden und Bösewichte anschaute wurde einem das klar. „Jetzt musst du mir aber auch sagen warum du heute hier warst", hörte sie Jack sagen. Jean zögerte kurz, bevor sie murmelte: „Ich hatte früher Depressionen. Ab und zu muss ich nochmal hierher, damit sie sich sicher sein können ob denn noch alles okay ist." „Und ist es das?" Die Studentin nickte schnell. „Oh ja, es geht mir eigentlich besser denn je." Er lächelte. „Schön, immerhin jemand, der glücklich ist", er schaute sich nach seiner kleinen Schwester um, „Jamie!" Sie kam angerannt. „Ja?" „Wir müssen leider wieder gehen. Wir sind schon ne Stunde hier draußen." Das Mädchen schaute ihn traurig mit Hundeaugen an. „Nein... nicht gehen! Bitte!" Harley schaute Jean an und blieb an ihrem Gesichtsausdruck hängen. Sie guckte Jack getroffen, überrascht und sogar ein bisschen besorgt an. Sie schien von seinem letzten Satz ihres Gesprächs mitgenommen zu sein. Obwohl es doch eigentlich selbstverständlich war, dass er mit seiner Lage nicht glücklich war. Vielleicht war er im College immer so gelassen, dass man das gar nicht von ihm erwartete. „Aber bring sie bitte nächstes Mal wieder mit!", bettelte Jamie und riss Jean aus ihrer Starre. „Was? Oh... ich weiß nicht, Jamie, kommt drauf an ob dein Bruder es erlaubt", meinte sie lächelnd. „Ich denke das lässt sich organisieren." Ein kleines Leuchten erschien in den Augen der kleinen Brünetten, doch auch in denen der Studentin. Harley grinste Jamie an und gab ihr ein Daumen hoch. Wenn sie schon dafür sorgte, dass die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten, dann würde sich der Rest von allein regeln. Jack stand auf. „Na dann komm", er streckte seiner Schwester eine Hand entgegen. Diese griff mit ihren kleinen Fingern danach und lief dann neben ihr her zurück zum Gebäude, gefolgt von Jean. Harleys Füße zogen sie auch in dieselbe Richtung. Als sie wieder an der Rezeption standen, kam die kleine Harleen um den Tresen und nahm Jamie wieder mit zu ihrem Zimmer. Harley winkte ihr hinterher, doch ihre Füße blieben an der Stelle kleben. Anscheinend sollte sie bei den Studenten bleiben. „Denkst du, dass Jamie wirklich hierhergehört?"; fragte Jean und schaute Jack an. „Nein... natürlich nicht, aber ich weiß nicht was ich sonst tun sollte... Immerhin ist sie hier nicht allein... Jedenfalls", er schaute auf sie herab, „Soll ich dich nach Hause fahren?" „Was? Oh... ich- ich kann auch den Bus nehmen." „Ich bestehe drauf." Ein kleines Lächeln schlich sich auf die Lippen der Chemiestudentin. „Na gut." Und sie gingen gemeinsam aus dem Gebäude raus, während Harleys Sicht unscharf wurde und sie langsam verblasste. Und schon war sie wieder verschwunden.
Harley schaute sich verwirrt um. Diesen Ort kannte sie, sie kannte ihn sogar sehr gut. Die große, schwarze Tür prangte mitten in der einen Wand und die goldenen Waffen hingen noch immer geordnet an der anderen. Die beigen Vorhänge hingen vor den Fenstern, doch es kam überhaupt kein Licht von den Fenstern dahinter. Es war wohl schon dunkel draußen. Das einzige Licht kam von einer Nachttischlampe am rechten Kopfende des großen Bettes. Allgemein eine ziemlich düstere, doch auch irgendwie romantische Atmosphäre. Es war aber niemand zu sehen. War sie überhaupt noch ein Geist? Und wenn ja, war das hier Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft? Während sie überlegte, hörte sie plötzlich ein dumpfes Kichern. Keine Sekunde später ging die Tür auf. Der Joker. Eine junge Frau hing kopfüber über seine Schulter. Und es war niemand geringer als sie selbst. Okay, sie war definitiv noch ein Geist, und es war definitiv die Zukunft. „Puddin', lass mich runter!", kicherte die Zunkunftsharley belustigt und klopfte mit ihren Fäusten gegen seinen Rücken. „Warum?", fragte er, genauso viel Witz in seiner Stimme wie bei ihr. „Weil...", sie schien zu überlegen. „Weil was?", fragte der Grünhaarige und blieb vor dem Bett stehen. „Weil-", sie kreischte plötzlich auf, als er sie von seiner Schulter runterrutschen ließ, sodass sie kichernd auf ihrem Rücken landete und ihr Körper kurz auf der weichen Matratze auf und ab sprang. „Deswegen", meinte sie dann und schaute ihm verführerisch in die Augen. Die andere Harley stand etwas überrumpelt und ahnungslos in der Mitte des Zimmers und beobachtete das Geschehen. Eigentlich wollte sie sich nicht selbst bei sowas zusehen müssen. Sie wollte niemandem bei sowas zusehen müssen. „Was soll ich nur mit dir machen, Harley?", fragte der Joker grinsend. „Du könntest hier runterkommen und mich küssen", meinte die Frau, die auf dem Bett lag. Harley schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Nein, das wollte sie nicht sehen. Die andere Harley wickelte verspielt eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Ihr Puddin' kniete sich über sie und schaute ihr überlegen in die leuchtenden Augen. „Harley, wie viel zur Hölle hast du getrunken?" Die Gefragte zuckte nur mit den Achseln und zog ihn zu sich runter bis sich ihre Lippen berührten. Peinlich berührt versuchte die andere Harley nicht hinzusehen, doch ihre Nackenmuskeln schienen nicht mehr zu funktionieren, genauso wenig wie ihre Augenlider oder irgendwas anderes was verhindern könnte, dass sie den beiden zuschauen musste. Doch zum Glück, als Zukunftsharley gerade anfing das weiße Hemd des Jokers aufzuknöpfen, fing ihre Sicht wieder an zu verschwimmen. Erleichtert hörte sie ihn nur noch sagen: „Ach, darauf bist du aus." „Du etwa nicht?", fragte die Blondine unter ihm noch, so leise, dass sie sie fast nicht mehr verstand. Und dann wurde endlich alles schwarz.
Langsam wurde alles wieder heller. Harley atmete erleichtert aus. Hatte sie sich gerade eben wirklich fast selbst beim Sex zugeschaut? Was zur Hölle wollte ihr Unterbewusstsein ihr damit sagen??? Sie schüttelte den Kopf und versuchte die Bilder loszuwerden. Aber irgendwie freute sie sich auch schon auf diesen Abend (*zwinker zwinker*). Sie schaute sich um. Sie schien wieder im Gefängnis zu sein. Also wieder in der Gegenwart? Dann hörte sie etwas. Eine Stimme. „Na was haben wir denn hier? Du siehst ziemlich erschöpft aus, Joker!" Harley riss die Augen auf. Was hatten sie ihm angetan?! Sie rannte in die Richtung aus der das Gerede gekommen war. Es schien alles in Zeitlupe abzulaufen, es war alles viel zu langsam. Irgendwann kam sie an einer unscheinbaren Metalltür an. Sie schlüpfte durch sie hindurch, hoffend, dass das der richtige Raum war. Und was sie dann sah, ließ sie in Tränen ausbrechen.
Muahahahahaha... ;D
Hab ich jetzt euren Durst nach so einer Szene endlich gestillt? ;) Ich weiß, ist nicht so unbedingt das größte Spektakel, aber es ist immerhin ein Anfang.

DU LIEST GERADE
Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfiction"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...