„Du liebst sie wirklich, hab ich recht?" Die eisigen, weiß-blauen Augen leuchteten fast in der Dunkelheit, als sie den Gefangenen anstarrten. Rotes, warmes Blut umgab den fast toten Körper des Pinguins. Seine Worte klangen schwach, zu leise um aus dem Mund eines Clananführers zu kommen, der Jahre lang das Sagen in Gotham City gehabt hatte. Nun denn, bis er ihn von dem Thron gestürzt und sich selbst zum König gekrönt hatte. „Was weißt du schon von der Liebe, Cobblepott?", kam es bedrohlich aus dem Mund des Jokers, „Aber da du eh gleich sterben wirst kann ich die Wahrheit sagen." Er lachte kurz und kniff die eisigen Augen zusammen. Doch bevor er auf die Frage des Pinguins antwortete griff er nach dem blutigen Messer, das in dem Arm seines Opfers steckte und zog es langsam und quälend raus. Dabei grinste der Grünhaarige so sehr, dass man meinen könnte, dass seine Mundwinkel sich über sein Gesicht hinausstreckten. Der kleine Mann, der auf dem Stuhl saß, riss die Augen auf, als die grauenhaften Schmerzen durch seinen ganzen Körper zuckten. Ein wimmerndes Geräusch kam von hinter den zusammengebissenen Zähnen hervor. Die letzten Zentimeter der scharfen Klinge zog der Clown Prinz mit einem Ruck aus dem Fleisch seines Gegners. „Irgendwelche letzten Worte?", fragte er am Ohr des Pinguins und hielt ihm das Messer an die Kehle. Der Gefolterte schluckte. „Ich bereue dich damals gerettet zu haben", kam es aus seinem Mund geschossen, wie die Kugel aus einer Pistole. Der Joker lachte. „Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern, Ozzi", er pausierte kurz, das scharfe Metall kurz davor dem fluglosen Vogel den Hals aufzuschlitzen, „Und die Gegenwart auch nicht." Und damit drückte er das Messer durch die alte Haut des Pinguins. Dieser schrie ein letztes Mal gurgelnd auf, bevor sein Kopf leblos nach hinten sackte und er keinen Mucks mehr von sich gab. In dem Moment erloschen die Augen des Jokers und wurden wieder zum Sturmgrau, das Harley so sehr liebte. Was er nicht wusste, war dass ihre Geistergestalt ihn schon die ganze Zeit beobachtet hatte und nun verwundert über die letzten Worte Oswald Cobblepotts nachdachte. Auch die leuchtenden Augen des Jokers, was hatte das alles zu bedeuten? Ihr Geliebter wandte sich von dem leblosen Körper ab und ging mit einem Grinsen auf die eiserne Tür am anderen Ende des Raumes zu. Doch er blieb stehen, kurz bevor er diese erreichte und drehte sich ein letztes Mal zur Leiche um. „Ach ja, hätte ich fast vergessen", sagte er, während sich seine Mundwinkel noch etwas anhoben, „Ich liebe sie, mehr als alles andere auf dieser grauenhaften Welt."
Tief in Gedanken versunken starrte er das kleine Fenster über sich an. Hinter den schützenden Gittern herrschte Dunkelheit, nur kleine Regentropfen, die wie Tränen die Scheibe runterliefen, spiegelten das goldene Licht der Straßenlampen, die über seinem unterirdischen Büro leuchteten. Er hatte schon seit vier Tagen nichts mehr von Harley gehört. Sie hätte tot sein können, er würde es nicht wissen. Doch er war sich sicher, dass sie in guten Händen war. Er vertraute der Person bei der sie sich befand. Trotzdem wollte er nichts mehr mit dieser zu tun haben. Sie erweckte zu viele Erinnerungen in ihm. Zu viele schlechte Erinnerungen an eine Zeit vor dem Joker. Nur der Gedanke an sie drehte ihm den Magen um. Doch es ging darum Harley zu retten, und dafür war sie die Geeignetste. Sie hatte die Mittel um seine Geliebte am Leben zu halten. Und dafür musste er ein kleines Opfer bringen. Und sobald das hier alles wieder vorbei war, müsste er ihr nie wieder auch nur über den Weg laufen. Er gähnte und wollte sich gerade von seinem Schreibtisch erheben, als es plötzlich dumpf an der zweiflügeligen Tür klopfte. Genervt rollte er mit den Augen und ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen. „Was?!", rief er laut und beobachtete wie sich der Eingang einen Spalt öffnete. Der brünette Kopf von Jonny Frost lugte hindurch. „Boss?" „Ich sitze direkt vor dir, Jonny...", murmelte er genervt und stützte den Ellenbogen auf die rechte Armlehne seines Schreibtischstuhls. Sein Anhänger trat ein und schloss die Tür sorgfältig und leise hinter sich. „Was ist?", fragte sein Anführer, nachdem er sich ihm wieder zugewandt hatte. „Da ist jemand, der dich sehen will, Boss." „Wer?" „Sie will ihren Namen nicht verraten." „Beschreibe sie", forderte der Grünhaarige den Bärtigen auf. „Feurig rote Haare, helle Haut, grün gekleidet." Der Joker zog die nichtvorhandenen Augenbrauen zusammen und seufzte. „Bring sie zu mir", meinte er und lehnte sich zurück. Doch bevor Jonny nicken und den Raum verlassen konnte, fügte er noch hinzu: „Es wundert mich, dass du sie nicht erkannt hast, Jonny." Seine rechte Hand blickte etwas verwundert und überrascht drein. „'Tschuldigung, Boss, sollte ich sie kennen?" Der Joker nickte nur langsam. Dann machte er eine Handgeste, die seinem Anhänger signalisierte, dass er nun den Besuch holen sollte. Als die Tür mit einem leisen Knall ins Schloss fiel, entfloh ein leises Knurren seinen Mund und er strich sich mit der linken Hand durch die grünen, zur Seite gefallenen Haare. Doch nicht jetzt... Zwei Minuten später klopfte es wieder an seiner Tür. „Herein." Dieses Mal war es jedoch nicht Jonny Frost, der eintrat, sondern eine junge Frau, die genauso aussah, wie dieser sie beschrieben hatte. Trotzdem sah sie anders aus. „Kein Wunder, dass Jonny dich nicht erkannt hat...", meinte der Joker und betrachtete die Person vor ihm, die ihm so bekannt und doch so unbekannt vorkam. Er schüttelte mit einem kleinen Schmunzeln auf den rubinroten Lippen den Kopf. „Poison Ivy... was ist nur aus dir geworden?" „Ich könnte dich dasselbe fragen, Joker", sie betonte seinen jetzigen Namen übertrieben. Er ignorierte dies gekonnt und starrte ihr nur tief in die grünen, jedoch feurigen Augen. „Was willst du?", fragte er und hob die Stellen an, an denen sich schon seit vielen Jahren keine Augenbrauen mehr befanden. „Ich denke du weißt was ich will", flüsterte sie, so leise, dass er sie fast nicht verstehen konnte. Die Luft zwischen ihnen knisterte fast vor Anspannung. Er atmete tief durch. „Wie geht es Harley?", fragte er nach einer kurzen Weile. Es klang fast so, als ob er die Worte aus seinen Mund rauszwingen musste. Ihre Haltung lockerte sich und sie lächelte kurz bei dem Gedanken an ihre neueste Freundin. „Gut, für ihren Zustand, aber...", sie schien zu zögern, „... aber es gibt ein kleines Problem." „Und das wäre?", fragte er, die Augen zusammenkneifend. „Ich kann sie dir nicht einfach so zurückgeben." Kurz herrschte eine unangenehme Stille in dem kleinen Raum. „Was meinst du, Ivy?! Ich dachte die Zeit deiner Gemeinheiten wäre vorbei", sagte der Joker, versuchte seine Wut deutlich in Schranken zu halten. „Ich-", sie holte einmal tief Luft, schien zu versuchen sich zu beruhigen, „Ich meine sie ist nicht mehr bei mir, sondern in der Klinik." Sie schaute ihn vorsichtig an. Sie wusste schon lange nicht mehr, wie sie mit ihm umgehen sollte. Er hatte sich so sehr verändert, war nicht mehr der, den sie vor einigen Jahren gekannt hatte. Sogar sein Charakter war anders, als ob er eine ganz neue Persönlichkeit angenommen hätte. Obwohl in seiner Erscheinung war vieles gleich geblieben, nur die weiß-blauen Augen waren ersetzt worden durch Sturmgraue, die jetzt gerade von Blitzen gespalten sie anstarrten. Und die vielen Tätowierungen, die nun seine blasse Haut zierten, die rubinroten Lippen, sowie die dunklen Augenlider waren neu. „Und warum ist sie in der Klinik?!", fragte er, die Wut in seiner Stimme konnte er fast nicht mehr zurückhalten. „Weil ich sie sonst nicht hätte retten können... Sie wäre verblutet!" Plötzlich stand er auf. Überrascht ging sie einen Schritt zurück und schaute ihm schon fast verängstigt in die stürmenden Augen. Er pausierte kurz, bevor sich sein einer Mundwinkel nach oben schob, seine Lippen zu einem kleinen Schmunzeln formte. „Hast du etwa Angst vor mir, Poison Ivy?", fragte er in einer fast schon verführerischen Stimme und ging langsam etwas auf sie zu, „Es gab eine Zeit da hattest du keine Angst vor mir." Sie starrte ihn panisch an. Plötzlich stand er direkt vor ihr, das Schmunzeln hatte sich in ein Grinsen verwandelt, sodass die silbernen Zähne sie wie Messerklingen anblitzten. „Überhaupt gar keine", flüsterte er und legte die Hand mit dem grinsenden Tattoo über ihre Lippen. Er war vollkommen unberechenbar geworden, sie konnte ihn nicht mehr durchschauen, nicht sehen was sein nächster Schritt werden würde. In dem Moment musste sie sich die Frage stellen, wie Harley es nur mit ihm aushielt, denn seine Vernunft hatte er wohl aus dem Fenster geworfen. Doch die Verbrecherin, die sie nun ihre Freundin nannte, konnte man auch nicht als besonders vernünftig beschreiben. Sie waren fast wie füreinander geschaffen. Bunt, verrückt und so gefährlich. Sie fragte sich, wieso sie sich überhaupt in die Höhle des lachenden Löwen gewagt hatte. Er ließ seine Hand wieder sinken, als sein Gesichtsausdruck sich wieder vollkommen änderte. „Sag mir Bescheid, sobald du weißt wann sie entlassen wird." Und damit wandte er sich von ihr ab und ließ sich wieder in seinen Schreibtischstuhl fallen. Sie blickte ihn etwas verwundert an, doch schüttelte diese Verwunderung schnell wieder ab. Es war fast so als ob sich sein Charakter von der einen auf die andere Sekunde veränderte. So als ob mehrere Persönlichkeiten sich seinen Körper teilten. Wenn das so war, dann kannte sie alle drei davon. Und alle drei hatte sie innerhalb dieser paar Minuten gesehen. Sie kannte ihn sogar besser als seine geliebte Harley es tat, doch das sollte und durfte diese niemals erfahren. Sie nickte langsam, obwohl er sie nicht einmal mehr ansah. „Das mache ich", murmelte sie und wandte sich zum Gehen. Doch als sie ihre zierliche Hand nach der goldenen Türklinke ausstreckte, hörte sie ihn noch etwas hinter ihr sagen. „Der alte Pinguin ist tot." Sie schloss die Augen und versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen. Während sie noch Poison Ivy gewesen war, hatte sie sich das so sehnlichst gewünscht und nun trat etwas von der Pflanzendame in ihr hervor. „Seit wann?" „Eine Woche." „Hast du ihn umgebracht?" Sie konnte sich das Grinsen, das nun seine rubinroten Lippen zierte, fast schon vor ihrem inneren Auge ausmalen. „Ja, das habe ich." Sie konnte ihren Kopf nicht davon abhalten sich noch einmal zu ihm zu drehen und zu lächeln. Das Grinsen, das sie sich vorgestellt hatte, strahlte ihr entgegen. Und damit drückte sie die Türklinke runter und ließ den Joker zurück, alleine in seiner dunklen Höhle.
Ich hoffe ich habe euch jetzt nicht allzu sehr verwirrt :) Ich versuche jetzt alles so langsam aufzudecken, Geheimnisse werden gelüftet ;)
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfic"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...