Sie spürte seinen stechenden Blick auf sich, während sie aß. Ihr Magen empfing das Essen mit offenen Armen. Jedoch war es irgendwie peinlich vor ihm zu essen. Vor allem wenn er selber nur jede paar Minuten einen Schluck aus seinem Weinglas nahm und sie sonst die ganze Zeit beobachtete. „Und du willst wirklich nichts essen?", unterbrach Harley die Stille und schaute von ihrem fast leeren Teller auf. Der Joker schüttelte den Kopf. „Ich hab schon gegessen", meinte er und schaute sie mit den sturmgrauen Augen an. Sie hatte das Gefühl, dass er tief in ihre Seele schauen konnte. Was er dort sehen würde, war ihr unklar. Wahrscheinlich eine riesige Baustelle. Die Bauarbeiter waren gerade dabei die letzten Reste von Harleen wegzuräumen und dem neuen Haus von Harley den letzten Schliff zu verpassen. Es stand nur dummerweise auf demselben Fundament wie das alte. Sie war wie dieselbe Person, nur mit einer anderen Persönlichkeit. Als ein Grinsen seine ernste Miene durchschnitt, grinste sie zurück und schob den leeren Teller beiseite. „Barry ist wirklich der beste Koch in Gotham", schwärmte sie. Er nickte nur und schaute sie noch immer an. Sein Blick war leer, fast schon tot, jedoch wusste Harley, dass sich hinter diesen Augen so viel verbarg. So viel Wunderschönes, so viele Geheimnisse, vielleicht auch Schreckliches. Was war ihm wiederfahren, dass er nun so hier vor ihr saß? Sie musste es rausfinden. Sie schüttelte den Gedanken wieder weg. Sie war keine Psychologin mehr. Sie war nicht mehr Dr. Harleen Quinzel, sie war Harley Quinn. Die Vergangenheit interessierte sie nicht mehr, nur das hier und jetzt. Das hier und jetzt mit ihm. Und ihre Zukunft mit ihm. Es war egal wie er so geworden war, denn sie liebte ihn so wie er jetzt war. Ein Räuspern ließ sie aus ihren Tagträumen hochschrecken. Der Joker blickte sie abwartend an. Sie war wohl wirklich in ihren Träumen versunken, oder? Und zwar wortwörtlich. Sie hatte ihn wahrscheinlich so verträumt angesehen, dass man schon wissen konnte, was sie sich vorgestellt hatte. Was sie offensichtlich nicht getan hatte. „Sorry..." Er lehnte sich mit einem Grinsen zurück. „Also", er schaute ihr wieder direkt in die Augen, „Ich hab eine Aufgabe für dich." Ihre Aufmerksamkeit erhöhte sich noch ein Stück. „Alles für dich", meinte sie, ebenfalls mit einem Grinsen. Seins wurde noch breiter. „Ich habe einen Plan und du bist Teil davon." Komisch. Vor etwa 24 Stunden hatte er genau das Gegenteil gemeint. „Das Arkham Asylum, Harley, du kennst es besser als jeder andere hier", sie schaute auf ihren leeren Teller,„Harley, schau mich an." Sie tat was er sagte. Jedoch wollte sie nicht so schnell zu ihrer Vergangenheit zurück. „Was ist der Plan?" „Rache, Harley", das verschwundene Grinsen erschien wieder, „Das ist der Plan." Sie grinste zurück.„An wem?" „Dem Rektor." „Dr. Arkham?" „Nein", der Joker schüttelte den Kopf, „Dr. Arkham ist tot." Etwas überrascht schaute sie ihn an. Seit wann das? „Ich hab ihn erschossen, Harley, in der Nacht in der du deine Vernunft verloren hast." Sie erinnerte sich. Sie wusste nicht wie sie diese Nacht in Erinnerung halten sollte. Einerseits hatte er sie befreit und ihr andererseits auch wehgetan. „Aber was hat er damit zu tun?" Er seufzte. „Wenn der Direktor stirbt, tritt sein Stellvertreter an dessen Stelle, in diesem Fall Dr. White. Das bedeutet wir bringen noch einen Direktor um. „Zwei Direktoren innerhalb einer Woche tot" klingt doch besser als „Stellvertreter erschossen", meinst du nicht? Das ist alles Teil des Plans, Harley. Es macht das Drama einfach größer und die Trauer danach auch. Es ist nur Taktik." Sie nickte, noch immer etwas grübelnd. „Also bringen wir Dr. White um." Er nickte. In dem Moment erinnerte sie sich an die schrecklichen Dinge, die der Psychologe ihrem Engel angetan hatte. Er hatte ihn gefoltert. Die roten Schlieren an seinem Rücken. Sie waren wahrscheinlich schon zu Narben verheilt. Vielleicht auch nicht. „Puddin', ich-", eine Sirene unterbrach sie. Sie schaute aus dem Fenster. Sie konnte nichts erkennen, doch sie wusste, dass es da unten auf den Straßen nur so von Verbrechern und Mördern wimmelte. Und sie war nun eine von ihnen. Nun ja, noch nicht ganz. Sie hatte noch nicht die Fähigkeiten, die eine Kriminelle brauchte. „Puddin, ich kann aber noch nicht mal mit einer Waffe umgehen..." Er lächelte. „Keine Sorge", er stand auf, „Bis dahin wirst du das." Sie schaute zu ihm auf, während er auf sie zu ging. „Du siehst müde aus, Harley." Und in dem Moment spürte sie wie ein Gähnen ihren Rachen hochgekrochen kam. Es war fast so als hätte er Einfluss auf ihren Körper. Sie unterdrückte das Gähnen jedoch und schaute ihn etwas verwundert an. „Warum?" Er zuckte mit den Schultern. „Du siehst einfach müde aus." Er grinste wieder. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und ließ sich in den Stand ziehen. Sie hatte nur irgendwie ein bisschen zu viel Schwung. Denn als sie dann auf ihren Füßen stand, kollidierte ihr Körper plötzlich mit seinem.„Huch", flüsterte sie, als sie sich fast Nase an Nase standen. Naja, sie würden sich Nase an Nase stehen, wenn Harley nicht ein Kopf kleiner wäre als er. Ihn schien das aber nicht zu beirren, er grinste nur wieder und wandte sich von ihr ab. Sie brauchte ein paar Sekunden um wieder in die Realität zurückzukehren. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und ging ihm dann schnellen Schrittes hinterher. Sie holte ihn am Ende des wunderschönen Flurs ein. Er öffnete ihr die Tür. Sie sprachen kein Wort mehr miteinander bis sie an Harleys Zimmertür ankamen. Irgendwie hätte sie erwartet, dass er einfach so weiter gehen würde, doch das tat er nicht. Sie drückte den Türhenkel runter. „Nicht abgeschlossen?", hörte sie plötzlich von hinten. Sie zuckte zusammen, drehte sich um und stand ihm wiederdirekt gegenüber. Er lächelte, es war nur ein anderes Lächeln als das was er normalerweise mit sich rumtrug. „Nein...", meinte sie nur kurz und knapp. „Würde ich dir raten", meinte er zurück. So standen sie sich einige Zeit gegenüber, kein Wort, keine Bewegung. Nur ihre wunderschönen, blauen Augen und seine sturmgrauen Augen, die einander anstarrten. „Gute Nacht, Harley", flüsterte er dann und unterbrach damit die Stille. „Nacht..." Doch sie rührten sich kein Stück. Und plötzlich berührten seine Lippen ihre. Nur ganz kurz, doch es fühlte sich an wie Ewigkeiten. Es war fast magisch. Harley schloss in dieser einen Sekunde ihre Augen. Dann hörte sie nur noch sein Atmen, dann Schritte. Und als sie die Augen wieder öffnete war er nicht mehr da. Sie schaute schnell um die Ecke, doch sie sah nur noch wie die Tür am Ende des Flures geschlossen wurde. Sie seufzte und schloss dann ihre eigene Tür. Sie folgte seinem Rat und schloss sie ab. Dann warf sie sich aufs Bett und schloss wieder die Augen. Sie strich sich über die Lippen. Sie lächelte. Er hatte sie geküsst. Zwar nur für eine Sekunde, aber es war ein Kuss, eine Berührung, eine besondere Berührung. Und sie wusste, dass diese nicht die Letzte war. Das hier, das hier war nur der Anfang.
Yaaaaaaay! Sie hats wieder geschafft! Sie hat nach knappen drei Wochen endlich wieder ein Kapitel hochgeladen! Sorry... Vielleicht schaffe ich es noch in dieser Woche noch ein Kapi hochzuladen, nächste Woche tauche ich ganz unter, weil ich auf ein Camp gehe wo Handys und der restliche Elektrokram verböten sind... menno...
Ich hoffe euch hat das Kapi trotz Verzögerung gefallen.
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfiction"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...