Die Psychologin stieg aus dem Auto und schaute zu ihrem dunklen Arbeitsplatz auf. Sie atmete tief durch. Nirgends war nur eine Weihnachtsdekoration zu sehen. Warum auch? Das hier war eine Irrenanstalt und kein Altersheim. Hier herrschte Dunkelheit. Alles war grau und langweilig. Die Insassen interessierte es nicht, ob es weihnachtlich aussah oder nicht. Die meisten feierten bestimmt sowieso kein Weihnachten. Bei manchen hatte sie sogar das Gefühl, dass sie dieses Fest nicht mal kannten. Sie knallte die Tür zu und ging zum Kofferraum, wo sie den kleinen Kaktus und zwei Brotbüchsen rausholte. Sie knallte den Kofferraum ebenfalls zu und drückte auf den Knopf auf dem Autoschlüssel. Die Lichter blinkten und dann war ihr Auto nicht mehr zu sehen. Es war alles total dunkel auf dem Platz vor dem Arkham Asylum. Das war es immer. Nur spärliche Lampen beleuchteten das Gebäude von außen. Harleen ging vorsichtig auf das Asylum zu. „Guten Abend, Dr. Quinzel! Und frohe Weihnachten!", begrüßte sie der Wächter am Eingang und öffnete ihr die Tür. „Danke, Jasper." Sie betrat den Flur. „Abend", begrüßte sie die Frau an der Rezeption, starrte aber weiterhin auf den Bildschirm. „Abend", murmelte Harleen zurück und ging in ihr Büro, wo sie den Kaktus und die Brotbüchsen auf den Schreibtisch stellte. Knips! Das Licht flackerte an. Sie schaute zur kleinen Uhr an der Wand und rückte ihre Brille wieder an die richtige Stelle. Um 10. Abends. Sie gähnte. Kaffee würde heute wohl eines ihrer besten Freunde sein müssen. In einer halben Stunde hatte sie einen Termin mit Ivy. Sie ging zum abgeschlossenen Schrank und kramte nach der Akte über die Pflanzen Dame. Sie schaute nochmal das durch, was sie sich das letzte Mal notiert hatte. Bald machte sie die Tür ihres Büros auf, die Brotbüchsen, den Kaktus und ihren Kaffee in der Hand, die Akte unter ihren Arm geklemmt. „Guten Abend, Harleen! Oh, stich dich nicht!", scherzte Byron, der den Eingang zum Sprechzimmer bewachte. „Keine Sorge, Byron", Harleen lächelte den Wächter an, „Könntest du mir mal bitte die Tür öffnen?" „Oh, ja, natürlich, sorry." Sie lächelte ihn weiterhin an, als er vorlangte und den Henkel runterdrückte. „Lust auf ne Tasse Kaffee später? Ich bin in einer Stunde fertig", fragte Byron, als die Psychologin durch die Tür ging. „Nee, sorry, ich hab heute Nachtschicht, außer du kommst dann einfach bei mir im Büro vorbei. Ich sollte bis dahin hier fertig sein." „Klingt gut", er schloss lächelnd hinter ihr die Tür. Sie kannte den Wächter von der Schule. Er war der einzige hier, mit dem sie sich wirklich verstand und irgendwie waren sie beide in einander verknallt, doch sie sprachen das Thema nie an. Sie ging lächelnd auf ihre Patientin zu. „Guten Abend, Harleen", murmelte Poison Ivy und starrte an die Wand ihr gegenüber. Sie hatte keine Zwangsjacke an, davon hatte die Psychologin die Wächter abreden können. Doch sie sah trotzdem nicht besonders glücklich aus. Man konnte ihre Rippen klar und deutlich unter dem Gefängnisanzug sehen, ihre Wangenknochen standen ganz besonders raus und ihre Hände sahen aus wie Knochen. Das war das Gefängnisleben. Trotzdem war sie sonst besser gelaunt. „Abend, Ivy. Warum so schlecht gelaunt?" „Es ist Heilig Abend... und ich sitze hier fest..." Ivy war eines der einzigen Insassen hier, die Weihnachten überhaupt beachteten. „Nun, ich hab drei kleine Geschenke für dich, Ivy." Die Schurkin blickte auf. Ein kleines Glitzern war in ihren Augen zu sehen. „Erstmal, habe ich uns was Richtiges zu essen mitgebracht-" „Es ist aber nicht Pute, oder?" Ivy war Vegetarierin. „Nein, ich habe uns Rührei gemacht, mit Bratkartoffeln und für dich mit gegrillten Tomaten und für mich mit Bacon." Die Gefangene klatschte in die Hände. „Lecker!" Die Psychologin stellte ihr die eine Brotbüchse hin. Ivy öffnete sie gierig und sog den Duft des Essens ein. Harleen beobachtete sie lächelnd. Sie liebte es anderen eine Freude zu machen. Sie stellte ihr den kleinen Kaktus daneben. „Das ist mein zweites Geschenk." Die Pflanzen Lady schaute von ihrem Essen auf, ließ ihr Besteck auf den Tisch fallen und schnappte sich die kleine Pflanze. „Oooohh, danke!", sie strich ihm über die Stacheln, „Such du dir einen Namen für den kleinen aus." Sie schaute ihre Psychologin erwartend an. Diese überlegte. „Wie wärs mit Kiko?" „Kiko", die Insassin nickte, „Ja, der Name passt." „Und ich bin stolz zu sagen, dass du so große Fortschritte machst, dass wir dich in zwei Wochen freilassen können." Die Pflanzen Dame schaute erschrocken von ihrem neuen Baby auf. „Echt?" „Ja." Sie lächelte. „Ja! Danke!" „Keine Ursache."
Die Psychologin verabschiedete sich von ihrer Patientin und geht gut gelaunt aus dem Sprechzimmer. „Ach, Harleen, ich dachte schon du kommst nie." Sie lachte. „Ist deine Schicht jetzt zu ende?" Der Wächter nickte. „Dann kannst du ja jetzt gleich mitkommen." „Klingt gut", meinte Byron und nahm ihr die Brotbüchsen ab. „Danke." In dem Moment wurde Ivy aus dem Zimmer geführt. Sie trug Handschellen und wurde von den Wächtern vorangedrängt. Harleen hasste es, ihre Patienten so leiden zu sehen. Sie versuchte es zu ignorieren, doch es platzte aus ihr raus. „Ein bisschen vorsichtiger mit meiner Patientin, bitte!" Die Wache drehte sich überrascht zu ihr um. „Bitte!" Sie versuchte höflich zu sein, doch die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Aber zu ihrem Erstaunen, nickte der Wächter und führte die Pflanzen Lady weiter, ohne sie zu schubsen. Byron sah genauso überrascht aus wie sie. „Du scheinst einen ziemlich großen Einfluss zu haben, Harleen", meinte er, immer noch erstaunt. Sie blickten beide der Gefangenen hinterher, bis sie um eine Ecke bogen. Die Psychologin zuckte nur mit den Schultern. „Komm, bevor uns die Kaffeemaschine davonläuft." Er lachte. Sie liefen nebeneinander her durch die engen, dunklen Flure. Plötzlich konnte man laute Stimmen vernehmen. „Hört sich so an, als ob die Fledermaus wieder jemanden festgenommen hat." „Oh je... noch mehr Patienten..." Die Stimmen wurden immer lauter. Sie blieben stehen und sahen zwei Wächter auf sie zukommen. Sie führten einen Mann mit sich. Er hatte ein halboffenes, dunkelrotes Hemd an, unter dem man klar und deutlich die vielen schwarzen Tattoos auf der leichenartig weißen Haut sehen konnte. Seine Augen waren schwarz umrandet, seine Lippen waren rubinrot und seine Haare waren ein auffällig knalliges grün. Doch das Verstörendste an ihm war das gefährlich klingende, hysterische Lachen, dass aus seinem Mund schallte. Sie gingen an Harleen und Byron vorbei, die sich so nah wie möglich an die Wand drückten. „Sieht so aus, als ob sie den Joker wieder eingefangen haben." Harleen nickte nur ausdruckslos und starrte ihnen hinterher. Der Clown Prince of Crime hatte ihr zugezwinkert.
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfiction"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...