Entscheidung

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Er betrachtete die Schönheit, die neben ihm lag. Zwei pinke Strähnen waren ihr ins Gesicht gefallen, die Schminke um ihre Augen war etwas verschmiert, ihre blassen Lippen standen leicht offen und die weißen Zähne blitzten darunter hervor. Ihre Hand war in seine Richtung ausgestreckt und berührte leicht seinen Unterarm. Er zog diesen von ihr weg und setzte sich auf. Auf seinem Nachttisch lag ein kleines Messer. Aber er wusste, dass wenn er es in die Hand nehmen würde, könnte er ihr niemals die Kehle aufschneiden, denn dann würden die Gefühle wieder verrücktspielen und ihn aufhalten. Wie sehr er sich doch dafür hasste. Normalerweise hätte eine Frau niemals diese Nacht überlebt, aber Harley war anders. Ihre Augen zogen ihn immer in ihren Bann und sobald ihre Lippen auf seinen lagen, gab es nichts anderes auf dieser Welt, außer ihr. Er fuhr sich durch die grünen Haare, die etwas zur Seite runterhingen. Harleen Quinzel... Was war nur aus ihr geworden? Erst wollte er sie doch nur benutzen, sie manipulieren. Dummerweise hatte er sich dabei selbst manipuliert. Er wollte es nicht zugeben, aber er liebte sie. Und das hatte ihn damals wie ein Schlag getroffen, als er oben auf der Plattform gestanden hatte und sie unter ihm in den Chemikalien am ertrinken war. Natürlich hatte er sie umbringen wollen, doch während er sich von dem Abgrund abgewandt hatte, hatte sich sein Magen umgedreht und die Gefühle waren durch seine Adern gejagt. Er schaute sie nochmal an. Sie sah so unschuldig aus, so wunderschön. Er schloss die Augen und wandte sich von ihr ab. Was dachte er sich nur dabei?! Er war der Joker! Sowas wie Gefühle oder Liebe sollte er nicht mal kennen! Was machte sie nur mit ihm?! Ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Er schlug die Decke zurück und stand auf. Eine Minute später stand er vorm Spiegel im Badezimmer und starrte sich abwesend an. Harleys Zähne hatten einen perfekten Abdruck an seinem Schlüsselbein hinterlassen. Die Bissspuren erinnerten ihn an die Schmerzen, die ihm jedes Mal durchs Herz schossen, wenn sie leiden musste. Als sein Körper von der Wut in seinem Kopf kontrolliert wurden war und er sie hasste, da war sie ihm egal gewesen. Doch als ihr verzweifelter Schrei die Tür zu seinem Zimmer durchdrungen hatte, da übernahm sein Herz wieder die Kontrolle und die Gefühle lenkten ihn gegen seinen Willen. Er wollte das nicht. Er wollte keine Schwachstelle haben. Aber sobald er sie tränenüberströmt auf dem Boden hockend sah, da war etwas in ihm zerbrochen. Als ob sie ihm wirklich etwas bedeutete, als ob sie die wichtigste Person auf diesem Planeten für ihn war. Aber das durfte nicht passieren! Er durfte nicht an jemanden gebunden sein! Niemals! Er musste sie jederzeit loslassen können, er müsste sie loswerden können, wenn sie zu viel wusste, wenn sie ihm nichts mehr nutzte! In seinem Leben ging es nur um das eigene Überleben. Die anderen, die dabei draufgingen, sollten ihm egal sein. Aber bei Harley war das nicht so... Er könnte ihr niemals wehtun, nicht wenn er sich dazu zwang. Und wenn er das tun würde, dann würde er danach zusammenbrechen, Schuldgefühle würden ihn quälen und er würde anfangen sich selbst zu hassen. Als ob er das nicht jetzt schon tun würde. Es war zu viel in seinem Leben passiert, zu viel, dass ihn schuldig machte. Jeder hasste ihn, der ganz klar im Kopf war. Harley war ihm langsam verfallen und hatte währenddessen ihren Verstand verloren. Sie war wie ein Traum. Doch Träume existierten nicht in einer Welt in der Albträume herrschten. Er verdiente sie nicht. Die Hände des Jokers umgriffen den Rand des Waschbeckens, sodass seine Knöchel noch weißer als sonst hervorstanden. Warum hatte er sie an ihn rangelassen? Warum hatte er sie nicht einfach umgebracht, als sie ihm noch nichts bedeutete?! Er hätte sie einfach erschießen sollen als sie ihm das Maschinengewehr damals in Arkham gegeben hatte, er hätte sie einfach ertrinken lassen sollen! Er sollte nicht auf sein Herz hören, sondern auf seinen Kopf. Dann hätte er sie einfach vergessen können und nichts und niemand könnte ihn jemals an sie erinnern. Doch nun war es zu spät dafür. Er schüttelte den Kopf und wandte sich von seinem Spiegelbild ab. Wie hatte er das zulassen können? Er öffnete die Glastür zur Dusche und drehte das Wasser auf. Es floss in kalten Strömen über seinen vernarbten Rücken. Die vielen Schmerzen, die er wegen ihr schon erleiden musste... Wieso? Wieso hatte er das von Anfang an für sie über sich ergehen lassen? Für sie... für sie... für... sie! Er fuhr sich ungläubig durch die nassen, grünen Haare, das Wasser tropfte in seinen leicht offenstehenden Mund. Nein... nein, das konnte nicht sein! „Was zur Hölle, Joker?", flüsterte er zu sich selbst. Er lehnte sich gegen die kalten, weißen Fliesen der Wand. Seine Finger strichen über die kleine, rote Wunde an seinem Schlüsselbein. Er konnte sie niemals umbringen, er konnte sie nicht erschießen, er konnte sie nicht ertrinken lassen, er konnte sie nicht zu Tode quälen... weil er von Anfang an Gefühle für sie hatte.

Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Entweder er akzeptierte seine Gefühle für sie und müsste mit den Konsequenzen leben oder er wurde sie los und würde sich jeden Tag an sie erinnern müssen, wenn er an der weißen Tür zu ihrem Zimmer vorbeiging, ja sogar wenn er nur in seinem eigenen Bett lag. Er schüttelte den Kopf, als seine Augen wieder auf ihren wunderschönen Körper fielen. Sie lag noch immer in der Decke eingewickelt in seinem Bett. Doch sie hatte sich umgedreht, sodass ihr Rücken ihm zugewandt war. Ihre blasse Haut schimmerte im warmen Sonnenlicht, das durch die Vorhänge schien. Er musste sich entscheiden. Er blickte das Messer auf seinem Nachttisch an. Er nahm es in die Hand. Die spitze Klinge blitzte ihm entgegen. Er fuhr mit der Fingerkuppe über die scharfe Kante. Es tat nicht weh. Solche kleinen Schmerzen hatte er verlernt zu spüren. Der kleine Tropfen Blut wurde immer größer, bis er zu schwer war um sich an der Schnittstelle zu halten. Er floss seine Finger runter, bis er sich auf seiner Handfläche sammelte. Die warme, rote Flüssigkeit fühlte sich für ihn schon fast gewohnt an. Er wusste nicht wie viel Blut wegen ihm schon verschüttet wurden war, doch auch er hatte viel von seinem verloren in all diesen Jahren. Doch was würde er machen, damit ihr das niemals passieren würde? Er schaute das kleine Messer frustriert an. Nein, er könnte das niemals. Er warf es wütend gegen die Wand und es blieb mit einem Klirren im Beton stecken. Wie konnte er jemals daran gedacht haben sie umzubringen?! Er schaute sie nochmal an. Sie hatte anscheinend nichts mitbekommen. Er ballte seine blutige Hand zu einer Faust. Er verdiente sie nicht! Wie konnte er noch so etwas wie Liebe spüren? Er war nie in der Lage gewesen zu lieben! Und nun änderte sich wieder alles wegen ihr? Wie konnte sie ihn nur lieben?! Er war niemand, den man lieben sollte! Man sollte ihn hassen! Er war ein Killer, ein Mörder, ein Monster, ein Biest vor dem jeder Angst haben sollte! Sogar seine Verbündeten, seine Anhänger, seine Arbeiter hatten Angst vor ihm! Sie wussten sie durften nie einen Fehler begehen, sonst würde das fatal für sie enden. Harley hatte alles falsch gemacht, sie war ihm zu nahe gekommen, sie wusste zu viel, sie hatte ihn verletzt, sie hatte ihn gequält, sie hatte ihn geküsst. Und trotzdem lebte sie noch! Und das nur wegen bescheuerten Gefühlen! Das Wasser färbte sich rot während es seine Hand runterfloss und das Blut wegspülte. Er hatte sich noch nie so verzweifelt gefühlt, so hin und her gerissen. Er konnte sie nicht loslassen und doch wollte er keine Schwachstelle haben. Unentschlossen und verwirrt knöpfte er das weiße Hemd zu. Genauso unentschlossen ging er den langen, hellen Flur entlang. Plötzlich hörte er ein Winseln und ein Kratzen. Er wandte sich der weißen Tür zu. Seine Lungen atmeten tief durch. „Jonny!", seine Stimme schallte durch den Korridor. Keine paar Sekunden später stand sein treuester Mann vor ihm. „Ja, Boss?" „Verschaffe den Hyänen ein ordentliches Frühstück." Der Bärtige schien etwas verwundert über diese Forderung. Seine Augen musterten seinen Anführer. Der Joker bemerkte wie sein Blick plötzlich auf seine Brust fiel. „Worauf wartest du noch?!", schnappte er, während er den weißen Stoff seines Hemdes über Harleys Bisspuren zog. Jonny Frost nickte schnell und wandte sich von ihm ab. Der Grünhaarige knurrte genervt. Seine Laune begann allmählich noch tiefer zu sinken. Er ließ sich in seinem Büro auf seinen Schreibtischstühl fallen. Er spürte wie sein Herz in seinem Brustkorb schlug. Und er wusste, dass es schon eine Entscheidung für ihn getroffen hatte. Es würde niemals auf ihn hören. So war das eben mit der Liebe... man hatte nichts zu sagen. Wenn man Gefühle für jemanden hatte, dann konnte man da nichts gegen tun. Würde er sie loswerden, dann würde er nicht nur ihr wehtun, sondern auch sich selbst... Sie hatte Gefühle für ihn. Sie passten doch eigentlich perfekt zusammen, wie zwei Puzzle Teile. Oder so sagte es sein Herz. Dummerweise hatte das eine Stück eine scharfe Kante und tat dem anderen weh... Er wusste, dass er dieses Teil war. Er würde ihr wehtun, auch wenn er sie liebte. Diese dumme Liebe... Was hatte sie überhaupt bei ihm zu suchen? Liebe war doch sonst immer vor ihm geflüchtet. Hatte sie auf einmal Mitleid mit ihm? Damit verwirrte sie ihn doch nur und brachte Harley in Gefahr. Diese verrückte, bescheuerte Liebe...

Hey Ho, lange nichts mehr von mir gehört :) Ich hab echt so lange gebraucht bis ich mit diesem Kapitel fertig geworden bin. Es ist denke ich ziemlich schwer die Emotionen des Jokers darzustellen... Bei Harley ist das leichter... Ich hoffe es ist mir gut gelungen und dass es eure Fangirl Herzen etwas höher schlagen lassen hat 😋

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt