Songs, rockstars and the fucking past

Kapitel 7

Colton

Ich bin ein Idiot. Nein, mehr als das, ich bin ein wertloses Ekelpaket, das besser dran wäre, wenn es einfach wieder zurück in die Versenkung steigt. Ich meine, was zum Teufel habe ich mir dabei gedacht, mein Hirngespinst tatsächlich in die Tat umzusetzen? Ich hatte ja schon zuvor Bedenken, aber die habe ich natürlich in die hinterste Schublade meines Gedächtnisses gesteckt.

Ich kann nicht fassen, dass ich dachte, dieser Interviewaufruf würde all meine Sorgen verschwinden lassen. Keine Probleme mehr mit neuen Songs, aufwärtssteigende Karriere und am allerwichtigsten... Ich wäre nicht mehr allein, denn Sidon würde wieder neben mir liegen und mit mir gemeinsam an die Decke starren. Vielleicht würden wir uns über all die vergeudete Zeit beschweren und uns darüber lustig machen wie dumm wir all die Jahre waren. Und dann würden wir uns salzige Cracker besorgen und das Fernsehen nach einer guten Krimiserie durchforsten.

Ich hasse Hoffnungen. Sie lauern nur auf eine Möglichkeit, einem Lügen ins Ohr zu flüstern und einem kurz darauf zuzusehen, wie man sich vor Schmerzen krümmt. Oh, bin ich etwa melodramatisch, meine lieben Freunde?

Ich möchte euch mal sehen, nachdem ihr von diesen Biestern in einer solch entscheidenden Situation betrogen wurdet. Bevor ich mich in dieses Bett gelegt und mein Mitleidsbad begonnen habe, wusste ich nicht einmal, dass diese Hoffnungen existiert haben.

Ich dachte, ich bin mir darüber im Klaren, was ich möchte und aus welchem Grund ich diese Aktion durchführe, doch ich habe mich geirrt. Wenn ich für einen Augenblick so etwas wie Selbstreflektion an den Tag lege und ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich, dass ich meine Karriere, die Fans und selbst die Bewunderung ohne mit der Wimper zu zucken aufgeben würde – nur damit die Zeit sich zurückdreht und zwischen Sidon und mir alles so wie früher ist.

Aber daraus wird nichts... Ich meine, sie hasst mich. Sie verabscheut mich. Sie würde lieber in ein Becken mit tollwütigen, menschenfressenden Wesen springen, als freiwillig mit mir Zeit zu verbringen.

Und da ich nach zwei Jahren des Überlegens noch auf keinen grünen Zweig gekommen bin, welche meiner Worte oder Taten sie dazu veranlasst haben, abzuhauen, muss ich mich wohl mit der einzig möglichen Lösung stellen: Es liegt an mir.

Ich war nur der Notgroschen in einer schweren Zeit, der in der Sekunde wertlos wurde, als sich ein neues Leben für sie eröffnet hat. Und jetzt verflucht sie die Jahre, die sie an einen unliebsamen Mistkerl wie mich verschwendet hat.

Vielleicht war die einzige, echte Freundschaft, die ich je hatte nichts weiter als eine Lüge...

Das Piepen meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken und ich bin heilfroh über die Ablenkung. So schnell wie möglich halte ich es mir vors Gesicht, um aufgrund des Absenders der Nachricht einen kleinen Herzinfarkt zu erleiden.

Sidon // 20:06

Ich möchte mit den Verantwortlichen der Show sprechen - einem Produzenten, dem Regisseur, egal wen. Hauptsache ich bekomme ein paar Infos darüber, wie die ganze Sache abläuft, damit ich mich endgültig entscheiden kann. Schreib mir, sobald ein Termin feststeht.

Wie paralysiert starre ich die Nachricht an und bekomme den Mund nicht mehr zu. Sie erwägt meinen Vorschlag anzunehmen und mit mir in die Show einzusteigen? Habe ich das jetzt richtig herausgelesen? Nachdem sie mich verbal niedergemacht und zur Krönung auch noch ins Gesicht geschlagen hat, ging ich von einer Niederlage aus, doch offenbar... Natürlich habe ich ihr Zögern bemerkt, als ich den Batzen Geld erwähnte, aber wir reden hier von Sidon. Sie hat mir jedes Jahr ein Geldlimit für ihr Weihnachtsgeschenk aufs Auge gedrückt.

Wer weiß, wie viel von dem Mädchen, das du kanntest noch übrig ist... Der Gedanke kommt plötzlich und trifft mich mit der Wucht eines Faustschlages. Doch statt mich dem Schmerz hinzugeben, konzentriere ich mich auf die Wut, die wie ein kleines, nie verendendes Feuer in meinem Inneren brennt. Es wäre am besten wenn...