Kapitel 54

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Sidon

Mein Herz prescht los, als wäre es ein Reh, das vor einem Jäger flieht. Es ist nicht nur die Verheißung der drei Worte, die über mir schweben wie eine dunkle Wolke, sondern auch die Tatsache, dass ich nie wissen werde, welche von Cs Worten der Wahrheit entsprechen.

»Du hast Recht. Das ist schon längst überfällig«, erwidere ich und beziehe mich dabei nicht nur auf unsere Show-Ichs.

»Du wirkst nervös«

»Das Kompliment kann ich nur zurückgeben«

Colton und ich sehen uns für einen langen Moment in die Augen, während wir beide das Unvermeidliche hinauszögern.

»Gib mir deine Hand«

»Warum?«, frage ich, noch während ich meine Finger mit seinen verschränke. Ich kann gar nicht anders als nachzuhaken, denn wenn es nur um die Geste ginge, hätte er meine Hand auch einfach nehmen können.

»Weißt du noch damals, als wir beste Freunde waren und es diese Komplexität zwischen uns noch nicht gab? Da haben wir alles, Hand in Hand zusammen durchgestanden. Warum nicht jetzt auch?... Ich meine, versteh mich nicht falsch. Das was ich mir von dir wünsche, ist so viel mehr als Freundschaft. Aber ich finde, wir sollten nicht alles, was schön und gut war, geradewegs aus dem Fenster werfen, nur weil sich etwas zwischen uns verändert hat. Am Ende des Tages sind wir immer noch wir. Vorausgesetzt natürlich du hättest gern ein Wir«

Coltons Stimme wird sanft – beinahe vorsichtig – und seine Augen nehmen einen undefinierbaren Ausdruck an. Währenddessen poltert mein Herz mit neuem Enthusiasmus los und ich bin mir sicher, dass ich aussehe, als hätte ich soeben einen Geist erblickt. Wie kann mich etwas so aus der Fassung bringen, das ich schon seit mehreren Stunden erwarte? Ich wusste, dass wir irgendwann zu diesem Punkt des Drehs kommen müssen. Warum fällt es mir also schwer, meine Stimme wiederzufinden?

»Natürlich wünsche ich mir ein Wir«, Es ist wie bei einem Pflaster, Sidon. Du musst es schnell abreißen und dich nicht dazu verführen lassen, es quälend langsam abzuzupfen, nur weil du Schiss hast, »Ich habe zwei Jahre damit verbracht, den Gedanken an dich in die hinterste Schublade meines Verstands zu stopfen, doch sie ist immer wieder aufgesprungen. Denn die Wahrheit ist, dass ich dich die ganze Zeit vermisst habe. Ich wollte es mir nie eingestehen, weder damals noch in den letzten Wochen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dich nie wieder an mich heranlassen würde. Dass unser gemeinsames Kapitel vor zwei Jahren endete. Doch es ist alles anders gekommen als ich dachte.

Keine Ahnung, wie du das jedes Mal anstellst, C. Aber du hast es geschafft, zum zweiten Mal in mein Leben zu schneien und dir einen Platz darin zu erkämpfen. Und das zu einem Zeitpunkt, als ich es für unmöglich hielt. Jetzt kann ich die Tatsache nicht mehr verdrängen, dass du irgendwie schon immer Teil meines Lebens warst. Und ich kann den Gedanken daran nicht ertragen, dass ich du irgendwann nicht mehr da bist und wieder diese Lücke zurücklässt«

Colton sieht mich für ein paar Sekunden nur stumm an und mein Griff um seine Hand wird automatisch etwas fester. Beruhig dich, Sidon! Es ist nur Show! Du musst keine Angst vor Ablehnung oder unerwiderten Gefühlen haben! Denn weißt du was? Sein falsches Liebesgeständnis wurde eh schon im Drehbuch festgelegt!

»Du meinst, ich soll wieder dein bester Freund sein?«

Ich weiß nicht, wie er die Verunsicherung und Verzweiflung so gut spielen kann, wenn ihm doch bereits bewusst ist, wie meine Erwiderung lauten muss.

»Wenn das alles ist, was du zu geben bereit bist, dann nehme ich natürlich auch deine Freundschaft an. Aber ich hatte da schon auf etwas... mehr gehofft. Falls du es noch nicht wusstest, C... Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben«

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