Colton
Könnt ihr euch vorstellen, welchen Trubel es auslöst, wenn man all die Pläne einer Reality-Show über den Haufen wirft, um auf höchst unkonventionelle Weise ein anderes Mädchen für die Show zu gewinnen? Ich habe mir eine Schreikakofonie vorgestellt, die über meinem Kopf zusammenbricht, doch im Grunde genommen war mein Manager der einzige, der die Stimme gegen mich erhoben hat. Megan Shine – Regisseurin der Show und Vertreterin der hoffnungslosen-Romantiker-Gemeinde, die nie ohne rosa-rote Sonnenbrillen aus dem Haus geht – war regelrecht begeistert von meiner Aktion. Ich weiß wirklich nicht, welche Droge diese Frau zum Frühstück verspeist, aber irgendeine Erklärung muss es ja, für ihr Tausend-Watt-Lächeln und ihre Hyperaktivität geben.
Jedenfalls habe ich schnell herausgefunden, dass es Ms. Shine nur um eine Sache geht und das ist Authentizität. Scheinbar spielt mein Racheplan an Sidon ihr in die Karten und deshalb haben wir uns trotz unserer gegenteiligen Persönlichkeit bestens verstanden. Ich wünschte fast, es wäre nicht so. Denn ein Donnerwetter mit der Regisseurin hätte mich zumindest von dem Mist abgelenkt, den ich verzapft habe und der mein Herz einen Dauermarathon laufen lässt.
Ich werde sie wiedersehen – Der Gedanke rattert fortwährend durch meinen Kopf und lässt einen eigenartigen Gefühlscocktail in meinem Inneren entstehen, den ich nicht näher benennen will. Vor allem das schlechte Gewissen, das sich in meinen schwachen Momenten anschleicht, sollte ich zeitnah auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Ich darf nie vergessen, dass sie sich das alles selbst eingebrockt hat. Das ist der Preis, den sie dafür zahlen muss, dass sie mich ohne ein Wort des Abschieds zurückgelassen hat.
»Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?« Die laute Stimme des Typen lässt mich zusammenzucken und ich bereue es, dass ich mir keine Kopfhörer aufgesetzt habe. Eigentlich dachte ich, es würde reichen mich schlafend zu stellen, doch offenbar hat mich der Kerl nicht nur durchschaut, sondern ist auch noch auf ein Gespräch aus. Auweia! Zum tausendsten Mal an diesem Tag verfluche ich Mrs. Shine, die veranlasst hat, mir einen Anstandswauwau zur Seite zu stellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht die korrekte Jobbezeichnung ist, aber ich weiß nicht, wie ich das sonst bezeichnen soll. Schräger Wachhund ohne Bodyguardausbildung? Lebender Beweis für die Verletzung meiner Privatsphäre? Nerviges Anhängsel, das für die Dauer dieses Ausfluges an meinem Bein kleben wird?
Als ich nicht antworte, spricht er einfach weiter. »Ich meine, wow. Kumpel. Einfach so vor ihrer Türschwelle auftauchen? Denkst du wirklich, das ist eine gute Idee? Ich finde, wir sollten darauf warten, dass sie von deiner Aktion erfährt und selbst zum Hörer greift. Dann könnt ihr in Ruhe ein Treffen arrangieren«
Ich muss meine Zähne zusammenbeißen, um ein ungläubiges Schauben zurückzuhalten. In Ruhe ein Treffen arrangieren? Ist das sein Ernst? Das Zusammentreffen mit Sidon wird so oder so in einem Blutbad enden und ich habe keine Lust zu warten, bis sie mich zum Schafott führt. Genau deshalb habe ich es nur zwanzig Minuten in dem Hotelzimmer in Boston ausgehalten, bevor ich mich und „Nenn mich einfach J.P" in dieses Taxi bugsierte. Nun sind wir auf dem Weg zu Sidons Adresse, die ich Jahre zuvor mal in Erfahrung gebracht habe.
»Tja, Pläne ändern sich nun mal«, gebe ich schärfer zurück als ich eigentlich vorhatte, doch das scheint den Kerl neben mir nicht weiter zu stören. Er grinst einfach weiter und hat auch noch die Eier mir einen Klaps auf die Schulter zu geben.
»Ey, Mann. Du weißt aber schon, dass es auch so etwas wie Telefone gibt, oder? Du kannst sie auch einfach anrufen und dich wenigstens ankündigen« Am liebsten hätte ich ihn mit einem Todesstrahl niedergestreckt, aber ich fürchte, selbst das würde er mit einem lässigen Schulterzucken hinnehmen. Dieser J.P gehört wirklich zu der schlimmsten Sorte Mensch. Er ist 24/7 gut gelaunt, fährt nie aus der Haut und hat zudem auch noch ein Faible für Füllwörter, weswegen ich mich für die Dauer des Ausfluges mit Ausdrücken wie „Mann" und „Alter" herumschlagen muss.
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Songs, rockstars and the fucking past
Romance,,Wir waren ein Team. Verkorkst, zerbrochen und derartig scharfkantig, dass sich jeder andere an uns geschnitten hätte. Und dann hat er unsere Verbindung in einer Nacht den Höllenhunden zum Fraß vorgeworfen und mich weinend daneben liegen lassen." Z...