Colton
Heuchler! Plage! Aggressiver, kleiner Kläffer! Wie konnte ich nur mit dir befreundet sein?! – Die Worte sind in meinem Kopf. Wie ein nie enden wollender Strom fluten sie mein Hirn – jede einzelne Pore meines Seins – und verseuchen sie mit der negativen Macht von Gedanken. Es ist beinahe so, als hätte ein Sumoringer seine kräftigen Arme um meinen Verstand geschlungen und würde nie wieder loslassen wollen.
»Hey, wo willst du denn hin?«, brüllt jemand ganz in meiner Nähe, aber ich bin viel zu unkonzentriert, um die Stimme zu identifizieren. Ich will nur noch weg und meine Beine in Bewegung halten. Wenn es nötig ist, laufe ich bis mir der Atem ausgeht. Die Hauptsache ist, dass die Worte aus meinem Verstand verschwinden.
Wut pocht durch meinen Körper und schenkt mir den Treibstoff, den ich für meinen schnellen Schritt brauche. Manchmal wirkt es auf mich so als wäre Zorn, das einzige was in meinem Leben überhaupt funktioniert. Eine Überlebensstrategie, die meinen Kopf über Wasser hält, wenn ich nur noch in mir zusammensacken möchte.
Warum habe ich überhaupt auf einen Hauch Zuneigung gehofft? Warum lasse ich mich von einem kurzen Händedruck hier und besorgten Augen da in ein naives Hündchen verwandeln?
In diesem Moment laufe ich gegen etwas Hartes und stolpere prompt ein Stückchen zurück, weil ich mit diesem unvorhergesehenem Widerstand nicht gerechnet habe. Orientierungslos blicke ich zu einem dunkelhaarigen Kerl auf, der seine Arme vor der Brust verschränkt hat als wäre er einer dieser Nobelclubs-Türsteher. Erst Sekunden später lichtet sich mein inneres Chaos weit genug, um einen Namen auszuspucken.
»Geh mir aus dem Weg, Nyght«, knurre ich angepisst, während ich mich einfach an ihm vorbeischiebe, als wäre er nichts weiter als ein lästiges Hindernis, das urplötzlich vom Himmel gefallen ist.
»Na schön, dann unternehmen wir eben einen Spaziergang« Schulterzuckend schließt er zu mir auf und ich hätte ihm am liebsten in die nächstbeste Buschreihe geschubst. Verdammt, was will er überhaupt hier?
»Lass mich einfach in Ruhe, okay?! Ich habe im Moment echt keinen Nerv für soziale Interaktionen und Nett-Getue« Sidons Worte flüstern mir immer noch dumpf ihre Gemeinheiten zu und ich balle unruhig die Hände zu Fäusten, um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Der Zorn zirkuliert durch meine Adern und obwohl es einen Großteil meiner restlichen Gefühle einfach übertönt, kann es mir nicht den Schmerz in meiner Brust nehmen. Der Druck in meinem Inneren vernebelt mir die Sicht und ich möchte nichts lieber als meine Fast im nächstgelegenen Objekt zu versenken.
»Tja, da hast du wohl Pech gehabt. Ich nehme meinen Job nämlich furchtbar ernst, was bedeutet, dass ich dich ganz bestimmt nicht desorientiert durch die Stadt irren lasse, während irgendwer es auf dich abgesehen hat«
Na toll, auch das noch, denke ich, denn das letzte, was ich gebrauchen kann ist einen Babysitter, der auch noch gute Argumente für sein Auf-die-Pelle-Rücken parat hat.
»Macht es dir etwas aus, wenn ich eine Zigarette anzünde?«, fragt Nyght in diesem Moment, obwohl er bereits alles nötige in seinen Händen hält und gerade dabei ist die Flamme an die Spitze der Kippe zu halten, »Kleiner Spaß: Ich gehöre nicht zu der rücksichtsvollen Art von Rauchern, die sich das tatsächlich verbieten lassen«
Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen, weil ich mir nicht sicher bin, wie ich diesen Bodyguard einschätzen soll. In einem Moment wirkt er wie ein unscheinbarer, beschützender Schatten und im nächsten legt er den typischen Arschloch-Humor an den Tag.
»Ich sag es ja nur ungern, Colton-Boy. Aber das mit dem Weglaufen wird wohl kaum auf Langzeit funktionieren« Um seine coole, neunmalkluge Art zu unterstreichen zieht er einmal an seiner Zigarette und atmet den Rauch dann in Form einer riesigen Wolke wieder aus. Aber mich nerven nicht die grauen Schwaden, um uns herum, sondern die Tatsache, dass er nicht weiß, wo seine Arbeit aufhört und mein Leben beginnt.
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Songs, rockstars and the fucking past
Romance,,Wir waren ein Team. Verkorkst, zerbrochen und derartig scharfkantig, dass sich jeder andere an uns geschnitten hätte. Und dann hat er unsere Verbindung in einer Nacht den Höllenhunden zum Fraß vorgeworfen und mich weinend daneben liegen lassen." Z...