Sidon
Mach dich nicht lächerlich, Sidon. Das ist keine große Sache. Außerdem schläft Colton sicherlich schon, wispern die Stimmen in meinem Kopf, als ich endlich die Hand zur Faust balle und sie in Richtung Tür führe. Könnt ihr mir bitte einen Gefallen tun und ignorieren, dass ich bereits den halben Tag darüber debattiere, ob es nun eine gute oder grausam schlechte Idee ist, nach Colton zu sehen?
Früher wäre ich ohne zu zögern in sein Zimmer gestürmt und ihm nicht mehr von der Seite gewichen. Aber jetzt... Jetzt fühlt sich alles um ein Vielfaches komplizierter an und ich weiß nicht, welcher Weg der Richtige ist. Vielleicht werde ich das hier bereuen.
Meine Knöchel sind kurz davor an die Tür zu klopfen, als diese sich plötzlich von mir weg bewegt. Wie erstarrt bleibe ich mitten in der Bewegung stehen, während meine Augen sich an meinem Gegenüber festnageln. Im Schatten der Nacht ist aus der Tür plötzlich eine hochaufragende Gestalt geworden, die ebenso in einer Stockstarre gefangen ist wie ich.
Mein Herz stolpert wie das eines Marathonläufers auf den letzten Metern zum Sieg, nur dass mir statt einer Welle der Euphorie nur kalte Angst, den Rücken hinunterrennt. Ich kann mich immer noch nicht bewegen. Verdammt, ist das ein Einbrecher?
»Sidon?«, wispert mein Gegenüber plötzlich und all die Panik fällt von mir ab, als ich Coltons Stimme erkenne. Leider wird meine Angst von einer Welle der Unbeholfenheit ersetzt, denn jetzt da er vor mir steht, habe ich keine Ahnung, was ich eigentlich sagen soll. Hey, durch die Ereignisse heute dachte ich tatsächlich du wärst ein Einbrecher, der uns beide mit einer Kettensäge plattmachen will fällt schon mal raus.
»Colton?«, rutscht es mir stattdessen in einem Anfall von Genialität heraus, den ich am liebsten wieder löschen würde. Wirklich? Etwas Besseres kommt mir nicht in den Sinn? Ach und können wir mal darüber reden wie trottelig ich mich aufführe, nur weil wir heute beide beinahe von einer Vase erschlagen wurden und es wie ein großer Schritt wirkt, plötzlich vor seiner Tür aufzutauchen? Ich meine, nur weil ich mir Sorgen um ihn mache bedeutet das nicht, dass ich kurz davor bin, seinem nichtvorhandenen Charme zu verfallen und ihn wieder zu meinem besten Freund zu küren! Also, was habe ich bloß? Unsicherritis gepaart mit einer heftigen Sprachlos-Infektion?
»Was machst du denn hier draußen?«, schiebe ich noch hinterher und hätte mir dafür zwei Sekunden später am liebsten das Gehirn mit einer spitzen Gabel aufgespießt. Hallo, du da! Dort oben! Kannst du mal deinen Job erledigen und ein bisschen Rechenleistung erbringen? Denn nur zu deiner Info: Wir stehen hier vor Coltons Tür. Es ist ganz normal, dass er aus diesem Raum spaziert kommt!
»Ich glaube, es liegt eher an mir das zu fragen«
Tja, dass Colton durch den Schock seine Fähigkeit verloren hat, sich über mich lustig zu machen, kann ich schon einmal von der Liste der Sorgen streichen.
»Ach ja? Belegst du jetzt schon Fragen mit einem Vorrecht oder wie darf ich das verstehen? Soweit ich weiß ist es nicht verboten, andere Leute zu fragen, wohin sie so spät am Abend noch hin wollen! «
Obwohl ich in der Dunkelheit nichts weiter als Coltons Umrisse sehen und ein paar Details erahnen kann, bin ich mir sicher, dass er gerade sein spöttisches Lächeln aufgesetzt hat.
»So, so... Also konnte sich das widerspenstige Dörnchen doch noch soweit für mich erwärmen, dass es zumindest nicht möchte, dass ich nachts um neun von einem Mann mit Skimaske überfallen werde«, zieht er mich auf, »Tja, das trifft sich gut. Ehrlich gesagt, wollte ich sowieso zu dir, um kurz nach dir zu sehen... Es scheint so als hättest du dieselbe Idee gehabt. Oder sehe ich das falsch und du lungerst einfach nur vor meiner Tür herum, um dich mir näher zu fühlen?«
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Songs, rockstars and the fucking past
Romance,,Wir waren ein Team. Verkorkst, zerbrochen und derartig scharfkantig, dass sich jeder andere an uns geschnitten hätte. Und dann hat er unsere Verbindung in einer Nacht den Höllenhunden zum Fraß vorgeworfen und mich weinend daneben liegen lassen." Z...