Kapitel 56

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Colton

»Freunde? Freunde?! Nach all dem, was ihr hier erlebt habt, seid ihr nur Freunde?!«

J.Ps Stimme ist wie eine Kettensäge, die auf meine Nerven hinabfährt und sie erfolgreich zersägt. Das Wort, das mein Kumpel gerade zuhauf verwendet, ist wie ein gellender Warnschuss in meinem Kopf. Der Begriff macht mich regelrecht krank.

Und noch kränker macht es mich, dass ich so über eine Freundschaft mit Sidon denke. Ich meine, wo ist die Wertschätzung geblieben? Ich habe das erreicht, was ich mir aus tiefster Seele gewünscht habe und jetzt soll es auf einmal nicht gut genug sein? Verdammt sei mein Verstand! Wirklich! Könnte er bitte einfach eine Pause einlegen, damit ich den glücklichen Moment genießen kann, statt wieder wie ein bitterer Schweinehund über einem imaginären Problem zu brüten? Ja? Lässt sich das einrichten?!

»Glückwunsch, J.P. Du hast die Hauptaussage meiner Geschichte verstanden«, erwidere ich spöttisch, während ich mir die Sonnenbrille zurechtschiebe, um die Sonne auszusperren.

»Und jetzt? Was ist dein Plan?«

»Es gibt keinen Plan«

»Was? Warum nicht?«

Es sollte mich wirklich nicht wundern, dass J.P das Thema nicht fallen lassen möchte. Trotzdem steigt das Bedürfnis in mir auf einen entnervten Seufzer von mir zu geben.

»Weil ich keinen Plan brauche. Ich habe das erreicht, was ich mir die letzten zwei Jahre gewünscht habe. Ich bin bereits bei meinem Happy End angelangt«

Selbst in meinen eigenen Ohren klingen die Worte nicht ganz überzeugend, dabei sind sie im Grunde genommen doch wahr. Ich hätte auf kein glücklicheres Ende hoffen können. Wenn mein Verstand nur mal bereit wäre, das zu erkennen, wäre ich auch in der Lage, mich daran zu erfreuen.

»Mhh-Hmm, sicher. Genau deshalb bläst du auch Trübsal. Und der bittere Unterton in deiner Stimme hat sich bestimmt auch nur durch Zufall bei dir niedergelassen«

Ich kann seine Klugscheißerei wirklich nicht ausstehen. Sie durchkreuzt ständig meine Pläne, die Wahrheit tief in mir zu vergraben und Gras darüber wachsen zu lassen.

»Das ist Teil meiner Persönlichkeit und meines Star-Appeals. Man sollte meinen in all den Wochen hättest du das irgendwann mal registriert«

Augenblicklich spüre ich J.Ps Blick auf mir liegen und trotz der verdunkelten Gläser, sehe ich die Starrsinnigkeit in seinen Augen.

»Keine Sorge, das habe ich sofort am ersten Tag bemerkt. Ab da habe ich dann erkannt, dass das nichts weiter ist als verlogener Bullshit, denn bei dir steckt immer was dahinter. Du bist nicht einfach nur launisch. Dein Verstand zerdenkt ein Thema so lange, bis du daran verzweifelst und im Augenblick wehrst du dich gegen die Tatsache, dass du eben nicht all das bekommen hast, was du wolltest.

Denn wie wir schon in vorherigen Gesprächen festgestellt haben, gehen deine Gefühle für Sidon über Freundschaft hinaus, weswegen es ganz natürlich ist, dass du mit der jetzigen Situation unzufrieden bist. Aber ich sag dir was: Es liegt in deiner Hand, etwas daran zu ändern. Und jetzt ist die beste Chance dafür, denn wenn du erstmal ein paar Wochen ihren besten Freund gespielt hast, lässt du dich in dieser Rolle nieder wie in einer gemütlichen Komfortzone und wirst sie nie mehr verlassen. Gerade wirst du noch am ehesten den Mut finden, ihr deine Gefühle zu gestehen und genau das solltest du auch tun. Du musst nur -«

»Nein, das ist eine furchtbare Idee, J.P. Ich weiß deine ungebetenen Ratschläge wirklich zu schätzen und ich habe dich schrecklich gern, aber dieses Mal wirst du nicht Recht behalten. Du hast in Bezug auf mein Innenleben großen Durchblick bewiesen, das muss ich dir lassen, aber in diesem Fall ist die Sache gelaufen.

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