Kapitel 51

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Colton

»Oh mein Gott, Colton! Du wirst es nicht fassen. Es war die ganze Zeit -«

Dichter Nebel flutet mein Hirn und ich bin mir nicht sicher, ob ich mir diese aufgeregte Stimme nur im Halbschlaf zusammenfantasiere. Bitte, bitte, lass es Teil eines Traums sein, denke ich und vergrabe mein Gesicht tiefer in dem, was ich zuerst für mein Kissen halte.

Irgendetwas regt sich murrend neben mir und erst da wird mir bewusst, dass das vermeidliche Kissen in Wirklichkeit Sidons Nacken ist und wir uns so nah aneinandergedrängt haben, als würden wir ansonsten einen arktischen Tod sterben. Nicht, dass ich mich beschweren möchte. Trotzdem scheint irgendetwas ganz eindeutig nicht zu stimmen... Wenn ich nur darauf kommen würde...

»Ach, du liebe Güte. Wer hätte denn gedacht, dass ich das nochmal erleben darf«

»J.P?«, entfährt es mir entnervt und meine Stimme klingt dabei als hätte ich ein paar Lawinen Sand geschluckt. Gott, wie viel Uhr ist überhaupt? Und was macht dieser Verrückte gerade heute in meinem Zimmer?

»Kein Problem, ihr zwei Turteltauben. Ich bin schon wieder weg. Ich habe nichts gesehen! Ich schwöre hoch und heilig«

Augenblicklich stelle ich mir vor, wie J.P mit einer Hand vor seinen Augen den Rückzug antritt und ein kurz darauffolgendes Rumpeln bestätigt meine Theorie. Obwohl ich nichts lieber tun würde, als liegen zu bleiben und Sidons Nähe zu genießen, spüre ich dieses Pflichtgefühl in mir aufkommen.

»Ich schätze mal, der Grund, warum du in mein Zimmer gekommen bist, ist furchtbar wichtig und kann keine Minute länger warten?«, hake ich nach.

»Na ja, nicht so richtig. Ich meine, ich möchte dir nichts von Leuten in einem brennenden Gebäude erzählen, die du jetzt gleich mit deinen Superkräften retten sollst, Mann. So dringend ist die Angelegenheit nicht. Es ist nur... was passiert. Und na ja...«

J.P druckst herum und allein das ist der eindeutige Beweis dafür, dass es sehr dringend ist. Also seufze ich einmal lautlos und schlage dann die Augen auf, als wäre es eines der schwersten Dinge, die ich jemals getan habe. Dabei gefällt mir der Anblick der wilden, hellbraunen Mähne, die sich über Kissen und Deckbette ergießt, wirklich gut.

Konzentration, Colton! Du bist im Freundschaftsdienst!

»Geh schon mal vor. Ich komme gleich runter«

»Ehrlich jetzt?«

Wahrscheinlich sollte es mich kränken, dass er meine Bereitschaft, mich für ihn frühmorgens aus dem Bett zu rollen, in Frage stellt, aber da ich noch nie besonders gut darin war, meine Zuneigung zu zeigen, kann ich ihm schlecht böse sein. Wie soll er auch wissen, wie viel mir an ihm liegt, wenn ich ständig eine grimmige Miene aufsetze?

»Ja, ehrlich! Und jetzt ab mit dir! Ich komme gleich runter und mach uns beiden Kaffee«

Ohne das schwarzgebrühte Zaubergetränk bin ich sowieso zu nichts zu gebrauchen...

»Keine Sorge, Bro. Das habe ich schon erledigt. Ich wusste, du lässt mich nicht hängen«

Mit diesen Worten verschwindet er aus meinem Zimmer, doch es dauert noch ein paar Sekunden bis ich mich wirklich bewegen kann. Eine angenehme Schwere hat sich in mir breit gemacht und – Fuck – das klingt jetzt wahrscheinlich wie das Seltsamste auf Erden, aber ich glaube mein Herz lächelt.

»Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass ihr zwei euch gefunden habt«, murmelt Sidon vor sich hin und klingt dabei, als wäre sie noch halb im Schlafland, »Nachdem ich dein vereinsamtes Haus gesehen habe und du nie irgendwelche anderen Freunde erwähnt hast, habe ich mir echt Sorgen gemacht. Zum Glück, gibt es jetzt zumindest einen, der dich ab und zu mal besuchen kommt«

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