Kapitel 15

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Colton

Wenn ich eines in den letzten Tagen gelernt habe, dann das Sicherheit nur eine Illusion ist. Seit diesem einen schicksalshaften Morgen steht mindestens ein Bodyguard nachts direkt vor unserer Tür und sorgt dafür, dass keine verdächtigen Gestalten sich unserem Haus nähern. Trotzdem fühlt sich mein Körper verspannt an, wenn er am Abend das Bett berührt. Ich erwische mich dabei wie ich dreimal überprüfe, ob ich meine Zimmertür abgeschlossen habe und wenn das in den schlimmeren Nächten nicht für mich ausreicht, stelle ich einen Stuhl davor.

Tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich übertreibe. Mrs. Shine hat nämlich nicht nur den Wachschutz verstärkt. Sie hat weitere Bodyguards von einer Sicherheitsfirma angeheuert, die sie nach ihren eigenen Worten „mit ihrem Leben vertraut". Und dennoch überlege ich mir die kompliziertesten, verrücktesten Pläne, wie jemand in mein Schlafzimmer eindringen könnte. Ich bin so froh, dass mich der heutige Dreh von meiner Paranoia ablenken wird.

»Hey, Bro. Wie geht es dir? Bereit für deinen zweiten großen Dreh?«, überfällt mich J.P in dem Moment, als ich in das Auto mit den getönten Scheiben steige. Oh nein, nicht schon wieder, fluche ich. Ich schwöre euch, dieser Verrückte rückt mir seit dem Ereignis noch mehr auf die Pelle als sonst. Jeden einzelnen Tag sucht er mich auf, um nach meinem Befinden zu fragen und verwickelt mich dann in ein Gespräch. Loswerden kann man ihn auch nicht, weil er meine Winke mit den Zaunpfahl nicht bemerkt oder sie schlichtweg ignoriert.

»Jep, alles gut. Von mir aus kann es losgehen«

»Du siehst viel besser aus als in den letzten Tagen. Ich habe das Gefühl, dass dir der Ausflug gut tun wird. Vor allem, wenn du erstmal herausfindest, wohin wir dich und Sidon entführen« Auf J.Ps Gesicht blitzt ein triumphierendes Grinsen auf, das vor kindlicher Freude strahlt.

Wisst ihr was ich an diesem Kerl am meisten hasse? Dass ich jeden Tag weniger genervt bin, wenn er vor meiner Tür auftaucht, mir einen Tee in die Hand drückt und mir dazu noch ein paar Kekse reicht als wäre er ein Therapeut mit einem Überschuss an Muttergefühlen. Mittlerweile muss ich mich zum Teil sogar zwingen, in Gedanken einen Witz auf seine Kosten zu machen.

»Kennst du eigentlich schon Nyght?«, wechselt er plötzlich das Thema und erst jetzt fällt mir der Kerl auf der gegenüberliegenden Sitzreihe auf. Ach, du heiliger Bad-Boy-Verschnitt, schießt es mir durch den Kopf. Ich glaube, der dunkelhaarige Typ mit den schwarzen Klamotten und dem grimmigen Lächeln, ist einer Romance-Autorin entlaufen.

»Hey, ignoriert mich einfach«, meldet sich Besagter und verzieht seine Lippen zu einem schiefen Grinsen, »Ich bin nur der Bodyguard«

Ein Mann weniger Worte mit einer übellaunigen Grundstimmung – Es scheint so als hätte man J.P geklont und anschließend in eine Art Umkehrer gesteckt. Oder anders ausgedrückt: Vampir aus einer schlechten Liebesromanze trifft männliche Gartenfee.

Nun muss ich doch schmunzeln, was J.P ein freudiges Klatschen entlockt.

»Das würde ich nicht sagen, Bro. Meinen Kumpel hier überhaupt dazu zu bringen, die Mundwinkel hochzuziehen ist schon eine Kunst für sich, außerdem wissen wir beide, dass du mich zwei Nächte in Folge beim Pokern an die Wand gespielt hast. Wenn wir mit echtem Geld spielen würden, wäre ich bereits pleite!«

Das entlockt Vampire-Boy ein arrogantes Lächeln, das nicht schiefer auf seinem Gesicht hängen könnte.

»Vielleicht sollten wir das ändern«

In diesem Moment fährt der Wagen an und ich frage mich, ob es wirklich eine gute Idee ist das Grundstück zu verlassen. Entspann dich. Megan hat doch extra ein Sicherheitskonzept entworfen, flüstert mir eine Stimme zu, doch ich weiß jetzt schon, dass die Logik meine Worst-Case-Szenarien nicht aufhalten wird. Also begehe ich dieselbe Dummheit wie all die Male zuvor und erinnere ich mich an Sidons Hand in meiner.

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