Kapitel 41

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Colton

Colton // 13:20

Ich bin zurzeit in der Stadt und ich denke, wir müssen reden. Die Helikopter-Dad-Nummer, die du in letzter Zeit abziehst, geht mir echt auf die Nerven.

Vater in Abwesenheit // 13:56

15:20 in meinem Büro. Ich schiebe dich zwischen zwei Termine, Sohn. Ich hoffe, du verschwendest meine Zeit nicht...

Selbst beim zehnten Mal lesen, mahlen meine Zähne ärgerlich aufeinander. Schön, dass du zurück bist, Colton. Klar, wir sollten uns auf einen Kaffee treffen. Du musst mir unbedingt alles erzählen, was in den letzten Monaten so passiert ist, ahmt meine innere Stimme den Tonfall eines Vaters nach, den es wohl nie geben wird. Freundlich und herzlich zählen nicht zu Mr. O'Haras Eigenschaften und selbst im Kontakt mit seinen Geschäftspartnern treffen Begriffe wie aalglatt oder höflich eher auf ihn zu.

Doch es ist nicht nur die unterkühlte Textnachricht, die mich verärgert, sondern auch die Tatsache, dass er mich seit zehn Minuten wie einen streunenden Hund vor seinem Büro warten lässt. Wozu habe ich einen Termin vereinbart, wenn er sich nicht daran hält? Muss ich das nächste Mal etwa bei seiner Sekretärin anrufen, um meine fünfzehnminütige Gegenwart offiziell im Kalender eintragen zu lassen?

Statt mich weiterhin über ihn aufzuregen, denke ich darüber nach, ob ich für heute Abend wirklich die richtige Entscheidung getroffen habe. Nach Mrs. Shines ominösen Zettel besteht meine Aufgabe darin, meiner Partnerin einen romantischen Abend voller Magie zu bereiten. Da ich mich aber nicht zu den Romantikern zähle, fiel es mir dementsprechend schwer, mir etwas einfallen zu lassen.

Eine halbe Stunde herrschte Dürre in meinem Verstand, doch dann laberte J.P etwas von „Du kennst Sidon von allen am besten. Du weißt, was ihr gefällt" und „Hör auf das Rad neu erfinden zu wollen und folge deinem Bauchgefühl".

Ich weiß nicht, was mich geritten hat, doch dieser Rat hat mir wirklich geholfen. Plötzlich verstand ich, dass es bei Romantik nicht darum geht, dass man andere in Originalität übertrifft, sondern um gemeinsame Zeit mit einem besonderen Menschen. Und in diesem Fall weiß ich genau, wie ich Sidon eine Freude machen kann...

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es nun schon dreizehn Minuten sind. Dreizehn Minuten, in denen mein Vater mich mit Nicht-Beachtung straft und darauf vertraut, dass ich wie ein braves Vatersöhnchen darauf warte, dass mir seine Aufmerksamkeit schenkt. Ach, scheiß drauf! Mein Geduldsfaden ist viel zu kurz für diesen Mist!

Ohne davor zu klopfen, reiße ich die Türe auf und marschiere in sein Büro. Ich war schon so oft hier, dass ich keinen weiteren Blick an die Einrichtung verschwende, sondern stattdessen meinen Vater hinter seinem Schreibtisch anvisiere. In einer Hand hält er ein Telefon und so wie er mich ansieht, ist er alles andere als begeistert davon, dass ich in seine Geschäftsangelegenheiten platze.

»Ich schätze, wir müssen dieses Telefonat leider vertagen, Bruno. Ich bekomme gerade wichtigen Besuch«

Mittlerweile bin ich vor dem Schreibtisch angekommen, doch ich denke gar nicht daran, mich auf einen der Besucherstühle zu setzen. Dieses Gespräch wird sowieso nicht lange dauern.

»Ich werde sie morgen um punkt sechs wieder kontaktieren. Auf Wiedersehen!«

Mein Vater legt sein Handy zur Seite und ich nutze den Moment um seiner Tirade zuvorzukommen.

»So, so. Ich bin also wichtiger Besuch«, spotte ich, »Seit wann lässt man wichtigen Besuch denn über zehn Minuten vor der Bürotür warten? Das hört sich gar nicht nach makelloser Etikette und qualitativem Firmenmanagement an«

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