Kapitel 66

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Colton

Mein Herz klopft mir bis zum Hals, als ich meine Fingerknöchel gegen die Holztür hämmere und dabei entschiedener wirke als ich in Wirklichkeit bin. Mein ganzer Körper ist angespannt und ich kämpfe gegen den Instinkt an, Sidon hinter mich zu drängen, um sie notfalls mit meiner Frontalseite zu schützen. Ich weiß, dass sie dieses Alpha-Getue hassen würde. Außerdem macht es keinen großen Unterschied. Wenn Shadows wirklich mit einer Waffe in der Hand auftaucht und sich dazu entscheidet, uns abzuknallen, wird mein Schutz Ro nur ein paar Sekunden mehr Lebenszeit verschaffen. Das reicht vermutlich nicht mal, um einen Fluchtversuch zu starten.

Sidons Fingernägel krallen sich in meinen Handrücken und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihre Hand vor lauter Anspannung etwas zu fest halte. Aber ich bezweifele, dass sich in diesem Moment einer von uns beiden an dem milden Schmerz stört. Egal, was auf uns wartet, wir werden es gemeinsam überstehen.

Ich zucke überrascht zusammen, als sich die Tür wie in Zeitlupe öffnet, obwohl ich genau darauf gewartet habe. Ich glaube, ich halte den Atem an, doch so genau lässt sich das nicht sagen, denn als ich endlich eine Person im Türrahmen erkenne, wird alles um mich herum blank. Es ist keine Ohnmacht und mir wird auch nicht schwarz vor Augen. Es wirkt einfach so, als hätte mein Gehirn sich von einer Sekunde auf die andere entschieden herunterzufahren und mich im Dunkeln zurückzulassen.

Ich blinzle wie ein Irrer. Die ganze Zeit nur: Starren. Blinzeln. Starren. Blinzeln. Meine Schultern verspannen sich noch weiter, während mein Mund staubtrocken wird, weil er zu weit offen steht. Ich kann es einfach nicht begreifen. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Eigentlich war ich der festen Überzeugung, ich würde die Person hinter der Tür nicht kennen. Dass dieser Shadows unmöglich mal eine Rolle in meinem Leben spielte, doch... Ich erkenne ihn. Obwohl mein Hirn sich verabschiedet hat, scheint es im Hintergrund noch gut genug zu funktionieren, um mich verstehen zu lassen, wer da vor mir steht.

»Was zum - ?«

»Ich hatte mir schon gedacht, dass ihr überrascht sein würdet. Aber keine Sorge, ich werde euch noch alles früh genug erklären. Zuerst solltet ihr aber hereinkommen, damit ich euch abtasten kann. Ich habe keine Lust darauf, dass ihr meine schmutzigen Geheimnisse aufnehmt und sie der Polizei vorspielt. Also entschuldigt, dass ich euch vor unserer Plauderstunde noch kurz auf versteckte Mikrofone filzen muss«

Er klingt wie immer. Ihn scheint es gar nicht zu berühren, dass er gleich seine Machenschaften vor uns ausbreiten und dabei unser Leben auf den Kopf stellen wird. Es lässt ihn völlig kalt.

»Ich verstehe nicht... Du?... Wir kennen uns erst seit paar Wochen. Was hast du mit dem Ereignis vor zwei Jahren zu tun?«

»Alles, nichts und ganz viel dazwischen. Glaub mir, dass alles ist weit komplizierter als du denkst, Blondie«

Der Spitzname schallt durch mein Hirn wie ein lang vergessenes Echo und ich versuche die Tatsachen endlich in meinen Kopf zu bekommen. Nyght ist Shadows. Shadows ist Nyght. Ich hatte die dunkle Aura um ihn herum von Anfang an registriert, aber ich dachte, dass wäre nur sein Bad-Boy-Charme, den er sich irgendwann mit Rauchen, One-Night-Stands und schlechten Noten in der High School angeeignet hat. Und jetzt soll er ein Drogendealer sein? Himmel, als Bodyguard sollte er doch auf der richtigen Seite des Gesetzes stehen. Oder war das etwa nur Tarnung?

»Also, kommt ihr jetzt rein?«

Ich hasse es, wie Nyght gelangweilt eine Augenbraue hochzieht, als wäre das alles Routine für ihn.

»Das kommt darauf an, ob du für unsere Sicherheit garantierst«, erwidert Sidon frostig.

»Ich habe euch schon in der Nachricht an Haily versichert, dass ich kein Interesse daran habe, euch weh zu tun. Aber wenn du dich dann besser fühlst, schwöre ich auf meine Gaunerehre, dass ich euch kein Haar krümmen werde. Vorausgesetzt natürlich, ihr versucht nicht, unser Gespräch aufzuzeichnen«

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