Prolog

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POV: Emma

Annalena war nun seit mehr als 6 Monaten Außenministerin und obwohl es uns immer noch schwer fiel, hatten wir uns inzwischen mehr oder weniger an unser neues Leben gewöhnt. Die vielen Reisen waren zwar nicht immer leicht, weder für Annalena noch für mich, doch jedes einzelne Wiedersehen ließ all die Traurigkeit der Tage zuvor verblassen. Wir schienen die Zeit miteinander viel intensiver wahrnehmen zu können, wussten es noch mehr als ohnehin schon zu schätzen, einander gefunden zu haben. In den letzten 12 Monaten hatten wir als Paar wohl mehr erlebt, als viele andere Paare in einem ganzen Leben und auch wenn einige Erlebnisse schmerzhaft gewesen sind, würde ich rückblickend auf nichts verzichten wollen. All das hatte unsere Beziehung zu dem gemacht, was sie heute war. Eine Beziehung, die so schnell nichts erschüttern konnte, die geprägt war von reiner und aufrichtiger Liebe. Wir würden füreinander da sein, egal was auch kommen mochte, für alle Zeit.

„Mach jetzt Feierabend, soll ich was zu essen mitbringen? Kuss A."

Schmunzelnd las ich die Nachricht auf meinem Handy, verspürte sofort eine wohlige Wärme in mir entstehen. Dass dies allein durch eine harmlose SMS von Annalena hervorgerufen werden konnte nahm ich kopfschüttelnd zur Kenntnis. Die Wirkung, die alles was Annalena betraf, auf mich hatte, war einfach unerklärlich. Und das sogar an einem Tag wie heute, an dem ich eigentlich nicht so gut gelaunt war. Die nächsten 7 Tage würden wir nämlich getrennt voneinander verbringen, was trotz ihrer vielen Reisen der bisher längste Zeitraum sein würde. Bisher war ich noch nie als länger als vier Tage ohne Annalena eingeschlafen, möchte den Gedanken daran nicht wirklich. Und dann war es nicht mal zu einem guten Zweck, nicht weil Annalena verreisen würde und versuchen würde, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Nein, es war weil ich in die USA fliegen würde. Obwohl ich seit Jahren keinen Kontakt zu meiner Familie in den Staaten hatte, hatte ich mich nun doch von meinem Bruder dazu überreden lassen, zur Beerdigung meines Großvaters zu reisen. Am liebsten hätte ich Annalena einfach mitgenommen, wusste aber, dass sie sich nicht einfach so frei nehmen konnte und außerdem wollte ich nicht, dass sie ihre freie Zeit mit meiner Familie verbringen musste, war diese doch eh schon viel zu selten.

„Es sind noch Reste da, komm einfach auf direktem Weg nachhause. Ich vermiss dich!"  

Zu meiner Freude dauerte es tatsächlich nicht lange bis Annalena zuhause war. Sie hatte mir versprochen, dass sie versuchen würde, sich den Abend freizuschaufeln, damit wir wenigstens noch etwas Zeit miteinander verbringen konnten. Dass es aber tatsächlich klappte, daran hatte ich vorher meine Zweifel gehabt. Zu viel war aktuell in der Welt los, als dass eine exakte Tagesplanung für uns möglich gewesen wäre. Dies hatte ich schon einige Male erfahren müssen und auch wenn ich nie sauer auf Annalena gewesen bin, tat es doch manchmal mehr weh, als ich zugeben wollte, wenn sie wieder mal eine Verabredung absagen musste. Umso mehr freute ich mich, sie jetzt nochmal für mich alleine zu haben.

Dass der gemeinsame Abend viel zu schnell verging war vorher schon klar. So war es nun mal mit Annalena zusammen zu sein. Sobald ich sie bei mir hatte war alles einfach, die Zeit verflog nahezu, fast so als würde eine anderes Konzept für Zeit und Raum gelten wenn wir zusammen waren.
Nachdem wir gemeinsam zu Abend gegessen hatten, Annalena mir von ihrem Tag und den Gesprächen, die sie mit den anderen EU-Außenministern heute geführt hatte, erzählt hatte, setzten wir uns mit einem Glas Rotwein auf die Terrasse. Ohne viel zu reden saßen wir aneinander gekuschelt da, genossen einfach die Ruhe und die Nähe zueinander und beobachteten das hektische Großstadttreiben, welches von hier oben nur noch zu erahnen war. Die untergehende Sonne tauchte alles in einen goldenen Schimmer, verlieh der Atmosphäre etwas zauberhaftes. Als wären sie nur dafür da, sich zu berühren, trafen sich unsere Lippen immer wieder zu unschuldigen Küssen, bauten unmissverständlich eine wachsende Vorfreude auf den restlichen Verlauf des Abends auf. Ich hatte es mir gerade in Annalenas Arm bequem gemacht, uns beide in eine Decke eingekuschelt und spielte mit den Fingern ihrer Hand, als sie mich aus meinen Gedanken riss.

I see forever in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt