POV: Emma
Annalenas Blick hatte mir sofort die Tränen in die Augen getrieben. Ich konnte darin lesen, dass sie an mir zweifelte dabei hatte ich ihr doch die Wahrheit gesagt. Alles was Luis erzählt hatte - zumindest der Teil, den ich mitbekommen hatte - war eine Lüge gewesen, entsprach einfach nicht der Wahrheit und ich hatte keine Ahnung, wieso er das machte. Ich hatte mich nicht so benommen, wie er es jetzt darstellte, war zwar betrunken gewesen, aber hatte keinerlei Gedächtnislücken und wusste ganz genau, wie der Abend abgelaufen ist. Dass Annalena es trotzdem für möglich hielt, dass ich mich so benommen hatte, tat weh denn sie sollte mich eigentlich besser kennen. Meine Enttäuschung schob ich trotzdem erstmal zur Seite, wollte erstmal klarstellen, wie es wirklich gewesen ist. Leicht zitternd ließ ich mich auf den Stuhl neben sie fallen, legte meine Hand auf ihre und beruhigte mich etwas als sich ihre Finger wie von selbst mit meinen verflochten.
„Annalena, ich weiß nicht was er dir gerade alles erzählt hat und noch weniger weiß ich wieso er es gemacht hat aber du musst mir glauben. Das, was ich dir vorhin erzählt hab ist wirklich die Wahrheit", ich wischte mir kurz die Tränen aus dem Gesicht, atmete einmal tief durch bevor ich fort fuhr, „ich wollte nicht mal was trinken und hab mich nur überreden lassen. Und ja, ich war komplett neben der Spur, aber ich hab keine Gedächtnislücken und ich kann dir versichern, dass ich weder irgendwelche Shots getrunken hab, noch mit einem Typen weggegangen bin. Das auf dem Bild, ist Luis leeres Glas. Ich hab es ihm abgenommen weil ich wollte, dass er mit mir nachhause geht. Stattdessen hat er mich dann kurze Zeit später als es mir immer schlechter ging in dem Club allein gelassen. Und was den Kerl angeht, ich kenn nicht mal seinen Namen. Wir haben uns kurz unterhalten, er hat versucht mir näher zu kommen und ich hab ihm meinen Ehering vor die Nase gehalten. Du glaubst doch nicht, dass mich so jemand interessiert oder? Annalena bitte, ich weiß nicht was Luis damit bezweckt aber du solltest wissen, dass ich so nicht mehr bin. Und zwar schon eine lange Zeit nicht mehr."
Sie sah mich eindringlich an, nickte dann aber und drückte bestätigend meine Hand.
„Ich weiß, du machst dir nur Sorgen und mein Anblick heute Nacht war bestimmt alles andere als angenehm aber es tut mir wirklich weh dass du denkst, an mir zweifeln zu müssen."
Ich senkte meinen Blick auf unsere Hände weil ich es nicht schaffte ihrem Blick standzuhalten. Am liebsten wäre ich einfach aufgestanden, hätte mir Mia geschnappt und wäre an die frische Luft gegangen weil das Schweigen gerade so unerträglich schwer in der Luft lag. Bevor ich allerdings aufstehen konnte hatte Annalena schon mein Kinn angehoben und zwang mich ihr in die Augen zu sehen.
„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen. Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich aber ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, ganz sicher. Was ich aber nicht versteh ist das Theater, was dein Bruder hier abzieht. Was erhofft er sich davon? Er hat sogar behauptet dich nur mit Müh und Not davon abgehalten zu haben irgendwelche Pillen zu nehmen."
Annalenas letzte Aussage traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Wieso zur Hölle behauptete er so etwas? Ich würde nie mehr zu irgendwelchen Tabletten greifen. Auf gar keinen Fall. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und schloss kurz die Augen, es musste doch irgendeine Erklärung für Luis Verhalten geben.
„Wieso macht er so etwas? Ich weiß nicht was ich sagen soll... niemals Annalena! Wieso sollte ich irgendwelche Pillen nehmen? Du und Mia, ihr seid alles was ich brauch."
„Ich weiß Emma! Die Frage ist nur wieso behauptet Luis so etwas? So leid es mir tut und ich weiß, dass ich diejenige war, die Partei für ihn ergriffen hat aber ich glaub es wäre besser, wenn er gehen würde."
Sie hatte Recht, ich hatte das ja immer gesagt, aber wenn ich ihn jetzt einfach rausschmeißen würde, dann würde er sich mir gegenüber nie öffnen und mir anvertrauen was mit ihm los war. Er mag bisher reichlich Ärger verursacht haben aber er war immer noch mein Bruder und ich musste zumindest versuchen ihm zu helfen.