So hier geht es nun auch mal weiter. Ich hoffe, dass überhaupt noch jemand Interesse an dieser Geschichte hat nachdem sie unfreiwillig etwas pausiert hat.
POV: Emma
Gefüllt mit unbezahlbaren Erinnerungen waren die letzten vier Tage leider wie im Flug vergangen. Aus einem mir noch gänzlich unbekannten Grund schien die Zeit irgendwie doppelt so schnell zu vergehen, wenn ich sie mit Annalena verbrachte. Umso mehr lernte ich es wertzuschätzen, sie in dieser Woche ganz für mich alleine gehabt zu haben und jeden Abend, nachdem wir uns ein gutes Glas Rotwein am Strand gegönnt hatten, neben ihr eingeschlafen zu sein. Wohlwissend, dass uns in Kürze der Alltag wieder so unnachgiebig einholen würde. Bevor es für uns allerdings endgültig zurück in unser Leben nach Deutschland gehen würde, hatten wir noch ein ganz besonderes Ereignis bevorstehen. Ein Ereignis, bei dem mich der bloße Gedanken aufgeregt hin und her springen ließ. Durch das geschickte Ausnutzen unserer Kontakte und der tatkräftigen Unterstützung meines Bruders hatten wir es tatsächlich geschafft alle Dokumente zusammen zu kriegen und unsere Hochzeit für den vorletzten Abend auf die Beine zu stellen. Viel würden wir nicht brauchen, da waren wir uns sowieso von vornherein einig gewesen. Einzig und allein ein Pastor und mein Bruder würden anwesend sein und auch auf eine kleine Feier danach wollten wir verzichten. Stattdessen hatten wir uns am Vormittag zum Brunch verabredet, bevor Annalena mit Luis mit ging und sich später bei ihm fertig machen sollte. Er wollte wenigstens ein wenig Tradition in unsere Hochzeit bringen und bestand darauf, dass wir uns zumindest erst zur Trauung wieder sahen wenn wir uns schon nicht darauf einließen, die Nacht getrennt voneinander zu verbringen.
Inzwischen war es kurz vor 18 Uhr und ich sah wohl schon zum hundertsten Mal ungeduldig auf mein Handy, hoffte, dass es endlich soweit sein würde und Luis mich abholen würde. Von unserem Strandhaus aus waren es nur wenige Meter bis zur Location am Strand, an der ich endlich Annalena wieder sehen würde. Anfangs hatten wir überlegt in einer kleinen Kapelle zu heiraten aber da weder sie noch ich besonders gläubig waren entschieden wir uns schließlich doch für eine Trauung hier. Bei so einer Kulisse brauchte man ohnehin nicht in die Ferne ziehen, um ein unvergessliches Ambiente zu haben. Die untergehende Sonne und das Rauschen des Meeres würden für sich sprechen und der Blumenbogen, welchen Luis kurzfristig organisiert hatte würde dem Ganzen zusätzlich einen festlichen Touch geben. Was mich anging wäre es wahrscheinlich eh egal gewesen, ich hätte Annalena auch in einem heruntergekommenen Diner geheiratet, war jetzt schon sicher, dass ich einzig und allein Augen für sie haben würde.
Nervös lief ich inzwischen auf und ab, ging in Gedanken immer wieder die Worte durch, die ich ihr unbedingt sagen wollte. Zwischendrin musste ich mich fast kneifen, um zu begreifen, dass das hier real war, dass ich als Montgomery hierher gekommen war und als Baerbock wieder nachhause gehen würde. Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärke spürte ich, wie das aufgeregte Kribbeln in mir sich langsam durch jede einzelne Zelle schlich. Während ich mich nun in dem großen Ganzkörperspiegel begutachtete schlich sich zudem ein immer breiteres Grinsen auf meine Lippen. Ich hatte mein Kleid noch nicht an, war aber mit meinen Haaren und meinem Make Up so weit fertig. Wir hatten uns für nichts außergewöhnliches entschieden, eigentlich war ich geschminkt wie immer, lediglich meine Haare fielen mir heute in leichten Wellen über die Schultern und dennoch strahlte ich anders als sonst. Man sah mir einfach an, wie glücklich ich war und wie gut mir die letzten Tage getan hatten. Gedankenverloren strich ich über die Stelle an meinem Finger, an dem sich in Kürze unser Ehering befinden würde und musste sofort noch etwas mehr Grinsen. Wie gern ich doch mein Glück jetzt schon mit Annalena geteilt, sie an mich gezogen und geküsst hätte. Angesichts der Unterwäsche, die ich mir quasi für Annalena als Geschenk gekauft hatte, war es aber wohl besser, dass sie nicht hier war. Weit wären wir dann nämlich sicher nicht mehr gekommen. Umso mehr freute ich mich aber auf die Wirkung, die ich damit hoffentlich heute Nacht auf sie haben würde.