POV: Emma
Fragend sahen Annalena und Mél mich an und als Annalenas Blick den meinen traf konnte ich nicht anders, als endlich meinen verdammten Stolz beiseite zu schieben. Sie sah so traurig aus, dass ich sie einfach nicht wegschicken konnte.
„Können wir reden Anna?"
Erleichtert trat sie einen Schritt ins Zimmer, sah mich einfach nur an und schien sich erst aus ihrer Starre lösen zu können, als Mél uns sagte, dass sie wieder zu den anderen nach unten gehen würde.
Annalena bewegte sich so unfassbar vorsichtig, scheinbar hatte sie wirklich Angst, ich würde sie doch noch wegschicken, wenn sie auch nur eine falsche Bewegung machte. Seufzend ließ sie sich schließlich neben mich auf das Sofa fallen, dabei immer darauf bedacht mir genügend Raum zu lassen. Uns beiden fiel es wirklich schwer die richtigen Worte zu finden, Annalena war so unfassbar nervös, dass nichts mehr an die sonst so souveräne Außenministerin erinnerte.
Ich wusste, dass es ihr nicht leicht fiel, aber irgendwann nahm sie all ihren Mut zusammen und wanderte mit ihrer Hand zaghaft zu meiner. Ihre Fingerspitzen strichen ganz sanft über meinen Handrücken, während sie es nicht wagte mir dabei in die Augen zu sehen. Stattdessen war ihr Blick starr auf unsere Hände gerichtet, fast so als könnte sie sonst nicht glauben, dass ich es zuließ. Dabei hatte ich für keine Sekunde daran gedacht meine Hand wegzuziehen. Im Gegenteil, ihre Berührungen gaben mir so viel, ich spürte selbst durch diese kleine Geste, wie sehr es ihr Leid tat. Um ihr wenigstens etwas Mut zurück zu geben drehte ich meine Hand, hielt ihr meine Hand-Innenfläche hin und verschränkte meine Finger mit ihren. Als sich auch ihre Finger um meine Hand schlossen atmete sie erleichtert aus, ich konnte ihr ansehen wie ein Teil der Anspannung von ihr abfiel.
„Emma...ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Es tut mir Leid, es tut mir wirklich so unfassbar Leid. Ich wünschte wir wären einfach zuhause geblieben und würden jetzt aneinander gekuschelt im Bett liegen. Das war es doch worauf ich mich schon den ganzen Tag so gefreut hatte, mit dir alleine zu sein."
„Wieso wolltest du dann unbedingt nochmal hierher und Zeit mit...Zeit mit Mél verbringen?"
Die Frage ging alles andere als leicht über meine Lippen. Irgendwie hatte ich Angst davor, was für eine Antwort ich bekommen würde.
„Nein Emma, es war nicht so dass ICH Zeit mit Mél verbringen wollte, bitte glaub das nicht. Es war eher so, dass ich unbedingt wollte, dass DU sie kennenlernst. Als du meintest, die Schlagzeilen um sie und mich beschäftigen dich, da dachte ich, wenn du sie erstmal kennenlernst dann merkst du, dass da nichts ist, dass du nichts zu befürchten hast. Aber ich hätte dich nicht dazu drängen, sondern lieber auf dich eingehen sollen. Vor allem weil du so offen über deine Angst mit mir geredet hast und mir klar gesagt hast, dass du lieber zuhause bleiben würdest. Das war so unfassbar dumm von mir."
Ich war dankbar dafür, dass wir so offen und respektvoll miteinander reden konnten selbst wenn es einmal nicht perfekt lief. Deswegen war ich es ihr schuldig, selbst genauso offen zu sein und das zu sagen, was mir auf dem Herzen lag.
„Das kann ich ja vielleicht noch irgendwie nachvollziehen aber wie hast du denn gedacht, dass es meinen Ängsten hilft als du sie geküsst hast?"
Ihre Augen waren mittlerweile so glasig, dass auch ich schwer schlucken musste. Ich wollte nicht, dass sie weinte.
„Ich hab wahrscheinlich gar nicht gedacht Emma. Für mich ist es einfach so abwegig dich zu betrügen, dass ich deine Sorgen in dem Moment komplett ausgeblendet hatte. Ich dachte wirklich, dass du ja jetzt Mél kennst, gemerkt hast, dass sie nur eine Freundin ist und all deine Sorgen weg sind. Ich konnte gar nicht nachvollziehen, was du gefühlt hast weil in meinem Kopf bestand bis dahin nicht einmal der Gedanke, dass da noch jemand anderes sein könnte. Erst als du dann gesagt hast ich soll mich in deine Rolle hineinversetzen wurde mir klar wie das für dich war. Ich wünschte mir so sehr, dass ich es einfach rückgängig machen könnte aber ich schwöre dir, dass es für mich nur dich gibt. Und dafür, dass ich dich hab daran zweifeln lassen möchte ich mich von ganzen Herzen entschuldigen."