I'm sorry

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POV: Annalena

„Emma was ist los? Sag was, bitte!"

Eine Weile hörte ich nur Geraschel und eine Männerstimme, konnte aber nichts genaues verstehen und drehte fast durch vor Sorge. Dann allerdings nuschelte Emma wieder meinen Namen in ihr Handy.

„Emmi bedrängt dich jemand? Kannst du mir deinen Standort schicken? Ich pack Mia in ihre Trage und hol dich sofort ab."

Viel zu lange herrschte erst einmal Schweigen, bevor ich aber nochmal nachhaken konnte hörte ich erneut eine Männerstimme, dieses Mal sehr viel deutlicher. Scheinbar hatte wer auch immer das war jetzt Emmas Handy und versuchte mit mir Kontakt aufzunehmen.

Inzwischen zitterte ich am ganzen Körper, die ganze Aufregung nagte an mir und ich verfluchte mich selbst kurz dafür Emma überredet zu haben mit Luis loszuziehen.

„Was ist mit meiner Frau? Ich will sie sofort sprechen, sollten Sie ihr auch nur ein Haar krümmen dann-"

„Woah ganz langsam, ich krümm hier niemanden ein Haar aber Ihre Frau ist wirklich ziemlich betrunken..."

Zum Glück hatte sich der Kerl als Türsteher des Clubs und scheinbar auch als Emmas persönlicher Schutzengel entpuppt. Nachdem er mir erzählt hatte, dass er gerade einen ziemlich aufdringlichen Typen von Emma weggestoßen und sie jetzt mit etwas Wasser versorgt hatte, diskutierten wir wie wir sie am besten nachhause bekamen. Eigentlich wollte ich sie abholen aber als ich erwähnte, dass wir ein Baby hatten, da schlug er vor Emma in ein Taxi zu verfrachten, für mich zur Sicherheit ihren Live-Standort anzuschalten und ich müsste sie dann zuhause nur noch in Empfang nehmen. Mir war erst nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass Emma in so einem Zustand allein im Taxi saß aber der Türsteher versicherte mir, dass ihr nichts passieren würde und schließlich gab ich nach als ich Mia so friedlich in ihrem Bett schlafen sah.

Bis das Taxi endlich bei uns zuhause war dauerte es eine gefühlte Ewigkeit und obwohl es auf den ersten Blick wie keine große Sache schien, war ich trotzdem etwas sauer, dass Emma sich so abgeschossen hatte. Ich kannte schließlich ihre Vergangenheit und mochte es nicht, dass scheinbar ein Abend ausreichte damit sie dort wieder ganz die alte war. Was aber noch viel schlimmer war, war die Tatsache, dass sie mit ihrer Spenderleber eigentlich sowieso keinen Alkohol trinken sollte, geschweige denn solche Mengen.

„Mia?", murmelte Emma, als ich sie aus dem Taxi zog.

„Es ist mitten in der Nacht, sie schläft oben in ihrem Bett. Ich hab das Babyfon einstecken. Und jetzt komm, du musst mir schon ein bisschen helfen."

Sie versuchte so gut es ging auf ihren eigenen Füßen zu stehen, wollte sich wohl zusammenreißen weil es ihr unangenehm war, dass ich sie in so einem Zustand sehen musste. Was ich gerade fühlte, konnte ich nicht wirklich beschreiben, noch nie zuvor waren wir in so einer Situation gewesen. Normalerweise konnte das jedem einmal passieren, auch ich hatte schon öfters zu viel getrunken, aber das hier hatte irgendwie einen faden Beigeschmack.

Oben angekommen zögerte ich nicht lange und schob Emma direkt in Badezimmer. Sie war hoffnungslos betrunken, bekam wahrscheinlich nur die Hälfte von dem mit, was ich ihr sagte und lallte nur irgendwelche unverständlichen Sätze vor sich hin. In der Hoffnung, dass ihr das zumindest etwas gut tun würde, stellte ich sie mit samt ihrer Klamotten unter die kalte Dusche. Dass ich selbst genauso pitschnass wurde weil ich sie weiterhin halten musste war erstmal nebensächlich, die Hauptsache war, dass sie wieder einen etwas klareren Kopf bekommen würde.

„Was hast du nur gemacht Emma?", flüsterte ich, erwartete aber gar keine Antwort.

Ihr Blick traf trotzdem kurz meinen und ich wusste nicht, wie ich ihren Ausdruck deuten sollte. Ihre Augen spiegelten so vieles wieder obwohl sie wohl immer noch kaum einen Gedanken fassen konnte. Wir würden darüber reden müssen, aber das musste warten bis sie wieder nüchtern war. Für heute würden wir das einfach so stehen lassen.

I see forever in your eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt