POV: Emma
Ich hatte gerade meine Abschlussuntersuchungen hinter mir und wartete mit Annalena zusammen auf das Ergebnis. Heute würde sich also entscheiden, ob ich endlich nachhause gehen durfte oder noch weiterhin hier bleiben musste. Eigentlich war ich zuversichtlich gehen zu dürfen. Mein Zustand war inzwischen wirklich wieder ziemlich gut, mit meiner neuen Leber hatte ich nach wie vor keinerlei Probleme und auch mein Bein bereitete von Tag zu Tag weniger Probleme. Meine restliche Physiotherapie konnte ich meiner Meinung nach auch ohne Krankenhausaufenthalt hinter mich bringen und so spielte ich ohnehin mit dem Gedanken, mich selbst zu entlassen, falls die Ärzte mir noch kein grünes Licht gaben.
Da sowohl Annalena als auch ich Geduld nicht gerade zu unseren Stärken zählen konnten, hatte wir uns dazu entschieden, uns die Zeit etwas in der Cafeteria zu vertreiben. Es gab schließlich nichts was mit einem Kakao nicht erträglicher wäre. Wir saßen noch keine zwei Minuten, ich wollte gerade einen großen Schluck nehmen, da wurden wir von einem freudigen Rufen unterbrochen.
„Emmaaaaa!"
Ich erkannte die Stimme sofort, sah das kleine braunhaarige Mädchen so gut es konnte auf mich zu rennen, bevor sie ihre Arme um mich schlang.
„Ich darf heute nachhause Emma!"
„Hey Amelie, heute schon? Das freut mich so für dich!", ich strich über ihre dunklen Haare, drückte sie kurz an mich, "wenn ich Glück hab darf ich auch gehen, dann können wir gemeinsam tschüss sagen."
Inzwischen war auch Amelies Mutter auf uns zugekommen während Annalena uns verwirrt beobachtete. Ich wusste, dass sie nur Bahnhof verstand, hatte ich doch noch nie von Amelie erzählt, aber eine Gelegenheit etwas nachzufragen hatte sie bisher noch nicht gehabt.
„Hallo Emma", seufzte sie bevor sie sich ihrer Tochter zuwandte, "Amelie, du kannst doch nicht einfach wegrennen. Wir müssen deine Sachen holen und dann fahren wir nachhause. Sag tschüss zu Emma."
„Kann ich nicht solange bei Emma bleiben? Bitte?"
Sie klammerte sich an meinem Arm fest, sah ihre Mutter so flehend an, dass diese unmöglich nein sagen konnte.
„Hast du Emma denn gefragt, ob du bei ihr bleiben kannst? Schau mal, sie hat Besuch und die Beiden wollen vielleicht lieber alleine sein."
Mit großen Augen sah sie zwischen Annalena und mir hin und her, fing fast an zu weinen weil sie Angst hatte, ich würde sie wegschicken. Dabei freute ich mich doch sie Annalena vorstellen zu können.
„Na klar kannst du bei mir bleiben, komm mal her. Aber pass auf, dass du dich nur auf mein gesundes Bein setzt. Sonst muss ich wieder zum Röntgen und du weißt ja wie lange man da in diesem Keller warten muss. Und ohne dich wird es dann ja doppelt so langweilig."
Vorsichtig kletterte sie auf meinen Schoß, sah ihrer Mutter nach, welche schmunzelnd Richtung Station lief und blickte dann ehrfürchtig zu Annalena.
„Bist du Annalena?"
„Ja die bin ich. Und du bist Amelie?", als sie ihr zunickte streckte Annalena ihr die Hand entgegen, strahlte sie einfach nur an, „freut mich dich kennenzulernen Amelie."
„Emma hatte Recht. Sie hat mir gesagt, dass sie die schönste Frau der Welt hat. Deswegen hab ich dich gleich erkannt. Sie hat mir gar kein Bild gezeigt obwohl ich so oft gefragt hab. Aber Emma meinte ich erkenn dich schon wenn ich dich seh. Weil du so hübsch bist."
Annalenas Augen leuchteten als sie zwischen Amelie und mir hin und her sah und ich konnte spüren, wie meine Wangen sich ein wenig rot färbten.
„Das hat sie also gesagt? Was hat sie denn noch so von mir erzählt?"