the new normal

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POV: Emma

Am nächsten Morgen steckte uns der vorherige Tag beiden noch merklich in den Knochen, allerdings war dennoch zu spüren, dass wir wieder an einem Strang zogen. Annalena, die gab sich nicht mehr für alles die Schuld, haderte nicht mehr so sehr mit sich selbst und ich, ich verdrängte nicht mehr alles und gab vor etwas zu sein, was ich nicht war.

Zum Glück war heute Samstag und es standen keine Termine an, bei denen Annalena die Wohnung unbedingt verlassen musste. Stattdessen arbeitete sie etwas von zuhause aus, machte allerdings immer wieder längere Pausen, während denen sie sich einfach an mich kuschelte und mir bei der restlichen Planung von Mia's Zimmer half. Da wir beschlossen hatten, dass ich es erstmal so gut es ging vermied nach draußen zu gehen, bestellte ich alles online und ließ es dann zur Not liefern. Insgeheim hatte ich zwar die Hoffnung, dass sich alles relativ schnell klären würde und diese Typen hochgenommen wurden aber dafür konnte uns natürlich niemand eine Garantie geben.

„Alleine kannst du das aber nicht aufbauen okay? Ich will nicht, dass du dich übernimmst und irgendwas ist während du alleine zuhause bist."

Annalena saß mir zugewandt im Schneidersitz und zupfte nervös an ihrem Oberteil herum. Für sie wäre es das schlimmste, wenn etwas passieren würde während sie nicht da war deswegen wusste ich genau, dass sie diese Bestätigung von mir jetzt brauchte.

„Keine Sorge, ich versprech dir hoch und heilig, dass ich nichts machen werde, was der Kleinen auch nur irgendwie schaden könnte. Ich hab Robert schon gefragt, ob er mir hilft. Wenn die Möbel pünktlich kommen bist du zu der Zeit nämlich gerade in Frankreich. Aber dann hab ich wenigstens etwas zu tun und kann mich ablenken."

Annalena sah mich erst nachdenklich an, wagte es seit dem Wort "Frankreich" aber nicht mehr in meine Augen zu schauen. Es dauerte eine ganze Weile bis sie nach meinen Händen griff und sich etwas aufrichtete.

„Emma, apropos Frankreich...ich hab ein wenig nachgedacht", sie atmete tief ein, stoppte kurz ehe sie doch mit der Sprache raus rückte, „ich will niemanden enttäuschen, erst recht nicht dich, aber was hältst du davon wenn ich von meinem Amt zurück trete?"

Ich sah sie mit großen Augen an, wollte gerade ansetzen und sie unterbrechen aber sie legte sofort ihren Finger auf meine Lippen.

„Nein lass mich ausreden. Ist es das alles wirklich wert? Die ganzen Drohungen und Beschimpfungen, die viele Zeit, die wir getrennt voneinander verbringen müssen und die ganzen Abende, an denen du zurück stecken musst. Ich weiß nicht, ob ich so weiter machen kann. Schon allein beim Gedanke daran dich alleine zuhause zu lassen während ich irgendwo in der Welt herum reise wird mir schlecht."

Ihre Worte musste ich erstmal kurz sacken lassen, auch wenn ich sie verstehen konnte. An ihrer Stelle würde ich sicher ähnlich fühlen aber ich konnte nicht zulassen, dass sie sich ihren Traum von so etwas kaputt machen ließ. Sie war geboren für dieses Amt und auch wenn ihr gerade viel Gegenwind entgegen schlug, ich würde alles tun, um ihr das klar zu machen.

„Ich wäre niemals enttäuscht von dir Annalena. Wenn du das wirklich alles nicht mehr kannst dann unterstütze ich dich bei deiner Entscheidung, aber bitte denk nochmal darüber nach, ob du wirklich willst, dass diese Idioten gewinnen? Wir sind doch zusammen viel stärker als das. Du liebst deine Arbeit so sehr und ja, ich weiß dass du Mia und mich noch mehr liebst aber ich kann dir nur sagen, lass dir deinen Posten nicht nur von ein paar Leuten wegnehmen, die so eine feige Aktion planen Anna. Was würde das für ein Signal an die Bevölkerung geben wenn du unter diesen Drohungen einknickst? Und ja, ich muss zugeben, dass ich Angst davor hab wenn du auf Reisen bist aber allein bin ich nicht, mach dir darüber keine Gedanken. Ich hab Mia bei mir und somit immer einen Teil von dir direkt unter meinem Herzen."

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