POV: Emma
Was folgte, war eine wahnsinnig schöne Zeremonie, die wir zwar kurz hielten, aber die deswegen nicht weniger emotional war. Eigentlich war geplant gewesen, dass Mia bei Annalenas Mutter sitzen würde bis sie dann mit Robert ans Taufbecken kommen durfte, aber irgendwie hatte es sich nicht richtig angefühlt, sie nicht die ganze Zeit bei uns zu haben und so hatte sie es sich auf Annalenas Schoß bequem gemacht. Auch Mia, obwohl sie noch ein Kleinkind war, schien von der besonderen Atmosphäre beeindruckt zu sein und war so brav, dass Annalena und ich uns nur stolz angrinsten.
„Annalena, Emma, darf ich euch bitten kurz aufzustehen? Verheiratet seid ihr ja eigentlich schon aber ihr hattet darum gebeten nochmal Ringe austauschen und euer Eheversprechen erneuern zu dürfen."
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war mir sicher, dass meine Hände so sehr zitterten, dass mir Annalenas Ring wohl direkt auf den Boden fallen würde. Trotzdem freute ich mich ihr noch einmal zu sagen, wie viel ich für sie empfand.
„Mia kommst du kurz zu mir? Du musst mir helfen deinen Mamis gleich die Ringe zu reichen", sagte Robert ganz leise und schnappte sich unsere Tochter.
Wir hatten vorher besprochen, dass er heute nicht nur Taufpate sein würde sondern auch so eine Art Trauzeuge und er, bevor es dann mit der Taufe losging, noch unsere Ringe bereit halten würde. Dass er dafür jetzt Mia mit einspannte war für uns das schönste, was hätte passieren können.
„Annalena", ich atmete tief ein, griff nach ihren beiden Händen und suchte ihren Blick, „ich hab dir schon so oft versucht zu sagen, was du mir bedeutest. Ich weiß nicht, ob es Worte für das gibt, was wir miteinander erleben dürfen, ich glaube eigentlich nicht, aber umso mehr werd ich versuchen es dich an jedem einzelnen Tag spüren zu lassen. Dich gefunden zu haben ist ein Geschenk, dass ich nie als Selbstverständlichkeit verstehen werde und du hast es verdient, dass dich jemand auf Händen durchs Leben trägt. Du weißt nicht, wie unfassbar stolz ich auf dich bin, auf das was du leistest und wie du Mia und mich trotzdem spüren lässt, dass wir das wichtigste für dich sind. Dein Job verlangt dir mehr ab, als sich die meisten Leute vorstellen können und beobachten zu dürfen mit wie viel Anmut du dieses Amt ausübst ist einfach wahnsinnig schön. Das Schicksal hat es sicherlich nicht immer gut mit uns gemeint. Mein Unfall, die Schwierigkeiten in der Schwangerschaft und die Dinge, die mit meinem Bruder passiert sind, sind nur einige der Herausforderungen, die wir meistern mussten und die uns alles abverlangt haben. Aber wir sind an dem allen gewachsen, sind heute an einem Punkt, an dem ich mit Gewissheit sagen kann, dass es für mich keine andere Person gibt, die je auch nur annähernd an das herankommen könnte, was ich für dich empfinde. Ich bin so stolz darauf deine Frau sein zu dürfen, ich bin stolz und dankbar dafür, mit dir durchs Leben gehen zu dürfen und ich freu mich auf all das, was die Zukunft für uns beide noch bereit hält. Denn ich weiß heute schon, auch wenn nicht immer alles perfekt laufen wird, solange wir beide zusammen halten, kann uns nichts passieren. Ich liebe dich Annalena, von ganzem Herzen."
In der Kirche war es inzwischen so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Dass überhaupt noch andere Menschen anwesend waren außer Annalena und mir hatte ich komplett ausgeblendet, war gefangen in ihren Augen, welche so viele Gefühle widerspiegelten, dass meine Knie zitterten. Eigentlich wäre jetzt der Moment gekommen, an dem ich ihr ihren Ring wieder über den Finger schieben müsste, aber ich konnte mich nicht von ihr lösen, malte immerzu sanfte Kreise auf ihren Handrücken weil ich das Gefühl hatte, dass sie das brauchte. Annalenas Unterlippe bebte bereits gefährlich und es kostete sie alles an Kraft, nicht komplett in Tränen auszubrechen.
„Ich liebe dich auch", flüsterte sie und drückte meine Hand etwas fester.
Schließlich war es das Schluchzen von Sabine, was mich aus meiner Annalena-Trance zurück holte und mich endlich nach dem Ring greifen ließ. Mia hielt zusammen mit Robert das Kissen, auf dem sich die beiden Ringe befanden und als ich es endlich schaffte, dass Band, an dem diese befestigt waren zu lösen, da holte ich erneut tief Luft.