TW: Evtl. Entführung
POV: EmmaErschrocken zuckte ich zusammen, hörte die Worte in meinen Ohren nach hallen und brauchte erstmal einen Moment, um das Gesagte zu realisieren. Dass Annalenas Hand sofort Platz auf meiner Schulter fand, nahm ich nur entfernt wahr, irgendwie erschien mir alles soweit weg.
„WAS? Aber...NEIN! Das kann nicht sein!"
Ihr geschockter Aufschrei holte mich zurück in die Realität, ließ mich in ihr Gesicht blicken, in welchem sich die Sorgenfalten deutlicher denn je widerspiegelten. Noch nie hatte ich sie derart eingeschüchtert gesehen wie in diesem Moment. Eigentlich hätte ich sie am liebsten in den Arm genommen, ihr die Angst genommen, denn dass sie so voller Sorge war wollte ich nicht, sie hatte schließlich schon genug um die Ohren. Aber stattdessen konnte ich einfach nur zusehen. Sah zu wie Annalena mit dem BKA darüber diskutierte, ob sie wirklich sicher waren und war ansonsten wie gelähmt. Ich kam mir selbst vor wie in einem Film. In einem zugegebenermaßen mehr als schlechten Film und trotzdem war es als wär ich gar kein aktiver Teil dieser Szene. Ich war mehr ein stiller Beobachter. Erst verstand ich gar nicht wieso mich das so dermaßen aus der Bahn warf, ich hatte ja gewiss schon einige schlimme Sachen erlebt, aber als ich dann einen kräftigen Tritt spürte war es mir auf einmal klar. Was mir wirklich den Boden unter den Füßen wegzog war die Angst um unser Kind.
Als ich das realisierte reagierte mein Kopf mit dem einzigen Schutzmechanismus den ich kannte. Verdrängen und die Situation herunter spielen. Ich wusste, dass es der falsche Weg war aber es war einfach wie ein Automatismus.
„Mach dir keine Sorgen Annalena. Was Entführungen angeht bin ich doch schon ein Profi, ich kenn mich damit besser aus als die meisten anderen. Und statistisch gesehen ist es bestimmt sehr unwahrscheinlich zweimal im Leben entführt zu werden. Kann man diese angeblichen Pläne denn überhaupt ernst nehmen oder sind das nicht alles eher nur leere Drohungen von irgendwelchen Spinnern?"
Ich versuchte so gelassen wie möglich zu klingen, wollte sowohl Annalena als auch mich selbst beruhigen aber merkte wie die Unsicherheit sofort wieder zurück kam. Zudem machten es mir auch die ernsten Mienen der Beamten machten nicht gerade leichter meine eigenen Worte zu glauben.
„Die Pläne hier sind wirklich...sehr real. Hier sind detaillierte Bilder und Videos was mit ihnen gemacht werden soll. Frau Ministerin, diese Menschen wollen Sie da treffen, wo es Ihnen am meisten weh tut und Sie dadurch in die Knie zwingen. Wir arbeiten mit Hochdruck an dem Fall und werden Ihrer Frau rundum Polizeischutz zur Verfügung stellen. Aber Sie sollten das dennoch ernst nehmen. Am besten Sie bleiben erstmal für ein paar Stunden hier damit wir Ihre Ihre Wohnung sichern können."
Annalena war noch immer weiß wie die Wand, schien nicht recht zu wissen wie sie mit der Situation umgehen sollte wohingegen ich inzwischen genau wissen wollte, was mir hier bevorstehen würde.
„Zeigen Sie mir die Bilder", meine Stimme war nur ein leises Flüstern während ich aufstand und mich neben Annalena stellte.
Die Blicke der BKA-Mitarbeitenden wanderten sofort auf meinen Bauch. Kurz schienen sie irritiert, ersparten uns aber erstmal irgendwelche Rückfragen. Auf Diskretion wurde hier sehr viel Wert gelegt außerdem war ein Nachfragen nach dem Offensichtlichen eigentlich eh sinnlos.
„Emma", der Sicherheitschef räusperte sich kurz, kam dann langsam auf uns zu, „ich weiß nicht, ob Sie das wirklich sehen wollen. Das ist sehr...extrem."
„ZEIGEN SIE MIR DIESE VERDAMMTEN BILDER!"
Meine Geduld war inzwischen am Ende und ich riss ihm energisch das Handy aus der Hand.
Gerade als ich mir die Bilder ansehen wollte spürte ich Annalenas schützende Arme, welche mich zu ihr hinzogen. Ich konnte ihren aufgeregten Herzschlag an meinem Rücken spüren, hörte die Anspannung mit jedem Atemzug größer werden. Ihren Kopf hatte sie gegen meinen gelehnt und ihre Arme noch immer fest um meinen Körper geschlungen. So eng aneinander geklammert sahen wir uns die Bilder an, schwiegen ansonsten weil wir beide gar nicht wirklich wussten, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Meine Gesichtsfarbe näherte sich mit jedem weiteren swipen mehr dem Weiß der Wand an, denn was hier zu sehen war, war einfach nur grauenhaft. Dass überhaupt jemand in der Lage sein konnte einem anderen Menschen so etwas anzutun war für mich unvorstellbar. Als wir am Ende angekommen waren, war auch Annalenas Stimme nur noch ein Flüstern.