POV: Emma
Der Blick der anderen ließ mein Herz beinahe aussetzen, alle Augenpaare waren auf den Boden gerichtet als der Pfleger mir beruhigend über den Rücken streichelte. Diese Reaktionen ließen mein Herz beinahe aussetzen, ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmen konnte aber gerade als ich erneut nachfragen wollte, öffnete sich die Tür. Herein kam eine in Tränen aufgelöste Annalena, welche sofort auf mich zustürmte. Ohne etwas zu sagen schloss sie mich in ihre Arme und hielt mich so fest, dass ich dachte keine Luft mehr bekommen zu können.
„Wo ist Mia, Annalena? Bitte sag mir, dass sie bei dir ist", flehte ich sie an.
Sofort löste sie sich etwas von mir, schob mich etwas weg aber hielt meine Arme weiterhin fest. Ich konnte es sofort in ihrem Blick erkennen, meinte mir würde jemand den Boden unter den Füßen wegziehen als sie langsam den Kopf schüttelte. Das durfte nicht wahr sein, sie durfte nicht weg sein, sie konnte einfach nicht weg sein, nicht Mia. Sie hatte doch niemanden etwas getan, wieso wollte sie uns jemand wegnehmen? Der Gedanke daran, wie Mia in der Gewalt von jemand anderen war, Angst hatte und weinte weil Annalena und ich nicht bei ihr waren, brachte mich fast um. Ich wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Ich war wie gelähmt und dennoch spürte ich den Schmerz an meinem ganzen Körper, glaubte der Druck in meiner Brust würde mich gleich umbringen. Nur Sekunden später sprang ich auf und rannte zum nächsten Mülleimer weil ich mich nun tatsächlich übergeben musste. Die Angst hatte mich vollkommen im Griff.
„Emmi", schluchzte Annalena und hielt meine Haare aus meinem Gesicht.
„Ich...ich...das ist alles meine Schuld", ich richtete mich wieder auf, fuhr verzweifelt durch meine Haare, „ich hätte nicht laufen sollen. Es tut mir so leid, es tut mir einfach so unfassbar leid Annalena. Ich sollte sie doch beschützen und jetzt-"
„Das ist nicht deine Schuld Emma! Red dir das bitte nicht ein."
Ehe ich noch etwas erwidern konnte hatte Annalena mich wieder in ihre Arme gezogen, fuhr beruhigend über meinen Kopf während ihr Körper selbst immer wieder von lauten Schluchzern durchgerüttelt wurde. Einen Moment blieben wir einfach so stehen, wussten nicht, was wir anderes tun sollten, als uns aneinander zu klammern und zu hoffen, dass dieser Albtraum bald vorbei sein würde.
„Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan aber Sie dürfen jetzt beide nicht die Nerven verlieren. Wir tun wirklich alles, um Ihre Tochter so schnell es geht zu finden. Es wurde sofort eine Großfahndung eingeleitet. Ihr Bild ist an alle Beamte rausgegangen und wird über sämtliche Nachrichtenkanäle auch in der Bevölkerung gestreut", erklärte uns die Polizistin vorsichtig.
Ich konnte darauf gar nichts antworten, wollte einfach nur, dass das alles vorbei sein würde. Ich wollte Mia an mich drücken, ihren kleinen Körper halten und einfach nie wieder loslassen. Aber so sehr ich es mir auch wünschte, es würde nicht funktionieren. Das hier war die Realität, das war das Leben, welches uns gerade alles abverlangte und uns gerade das Herz brach.
„Frau Baerbock, fällt Ihnen irgendwas ein, haben Sie Ihren Angreifer oder Ihre Angreiferin gesehen? Ist Ihnen irgendwas im Park aufgefallen? Irgendwas in den letzten Tagen? Ihre BKA-Mitarbeiterin haben wir auch schon befragt, sie hat leider nichts sehen können weil sie ebenfalls von hinten niedergeschlagen wurde. Aber vielleicht haben Sie etwas mitbekommen? Jede noch so banale Kleinigkeit könnte hilfreich sein."
Angestrengt dachte ich nach, ging alles nochmal durch, um vielleicht einen Hinweis darauf liefern zu können, wo Mia sein könnte. Aber da war absolut nichts.
„Nein, wir haben ja nicht mal jemanden gesehen. Mia wollte ihren Tee und ich war so damit beschäftigt in der Tasche danach zu suchen, dass ich nichts mitbekommen hab. Ich hätte besser aufpassen müssen, ich...", mit einem Mal stockte ich, sah Annalena mit weit aufgerissenen Augen an, „Kim! Das ist doch kein Zufall, dass sie wieder auftaucht und ein paar Wochen später wird unser Kind entführt!"