POV: Emma
"Hatschiii"
Seufzend ließ ich mich zurück in die weichen Sofakissen sinken nachdem ich mir meine inzwischen sicherlich schon ganz wunde Nase geputzt hatte. Seit vier Tagen quälte ich mich nun schon mit einer zugegebenermaßen recht kräftigen Erkältung herum und ich musste wirklich gestehen, dass schwanger und erkältet sein keine besonders angenehme Kombination war. Vor Annalena hätte ich das natürlich nie so deutlich gesagt, sie machte sich sowieso schon so viele Sorgen, wenn sie auf einer Auslandsreise war. Hätte sie dann auch noch gewusst wie es mir wirklich ging, dann hätte sich Deutschland wahrscheinlich bald eine neue Außenministerin suchen müssen weil sie dann gar nicht mehr von meiner Seite weichen würde. Dass sie natürlich trotzdem etwas hinter meine Fassade blicken konnte war wenig verwunderlich aber immerhin konnte ich sie scheinbar so weit beruhigen, dass sie ihre dreitägige Reise angetreten war.
„Weißt du, kleine Maus, deine Mama, die liebt uns beide sehr und wenn sie morgen wieder da ist, da wird sie uns nach Strich und Faden verwöhnen. Erst wird sie vielleicht ein bisschen sauer sein, dass ich ihr nicht gesagt hab wie es uns wirklich geht aber ich beruhig sie dann schon wieder, lass das mal meine Sorge sein", flüsterte ich an meinen Bauch gewandt während ich sanft auf und ab strich. Es war etwas was ich mir in letzter Zeit immer mehr angewöhnt hatte wenn ich allein zuhause war und irgendwie hatte es eine beruhigende Wirkung auf mich. Kein Wunder, schließlich war dieses Baby ein Teil von Annalena.
Bevor ich die Chance hatte weiterreden zu können, wurde ich vom Klingeln unserer Haustür gestört, entschied aber es einfach zu ignorieren, da mir ohnehin der Schädel so brummte. Als wenig später auch noch mein Handy klingelte, murmelte ich nur ein heißeres "hat man hier nie seine Ruhe" und öffnete dann trotzdem die SMS.
„Wenn du mir die Tür nicht aufmachst muss ich davon ausgehen dass dir etwas passiert ist und sie eintreten. Annalena würde mir das sonst nie verzeihen ;) Robi"
Ich schmunzelte kurz über seine Nachricht, in der trotz allem ein Fünkchen Wahrheit steckte denn Annalena würde ihm das tatsächlich nicht verzeihen. Da ich nicht riskieren wollte dass Robert auf die glorreiche Idee kam, die Tür einzutreten und sich dann im schlimmsten Fall dabei noch verletzen würde schälte ich mich wiederwillig aus meiner Decke und trottete langsam zur Tür.
„Hi Ro-"
„Oh siehst du scheiße aus."
Verdutzt schaute ich ihn an, wurde aber schon wieder Richtung Sofa geschoben bevor ich seine Worte überhaupt richtig verarbeiten konnte. Erst als er mich sanft zurück in meinen Berg an Kissen drückte, die Decke über mich ausbreitete kam ich zu Wort.
„Annalena sagt ich bin die schönste Frau auf der Welt", leicht grinsend sah ich ihn an, was ihn nun ebenfalls schmunzeln ließ.
„Mhh wenn sie dich heute sehen würde wahrscheinlich nicht mehr. Nein Spaß beiseite aber dir geht es doch schlechter als du Annalena erzählt hast oder? Sie hat gemeint ich soll mal nach dir schauen weil du ein bisschen kränkelst. Aber ich hab mir schon gedacht, dass da mehr dahinter steckt, sonst würdest du nie unseren Serien Abend absagen. Deswegen hab ich ein paar Erkältungs-Hausmittelchen dabei."
Zwischen Robert und mir hatte sich diese Tradition entwickelt, dass wann immer Annalena auf Reisen war, wir beide einen Abend unsere Lieblings-Crime-Serien anschauen würden. Ich war dann nicht ganz so allein und Robert brauchte ab und zu genau diese Art von Ablenkung.
„Schwanger und erkältet sein ist scheiße Robert. Ich wollte dich nicht zum Mitwisser machen deswegen hab ich abgesagt. Und anstecken wollte ich meinen allerliebsten Vizekanzler auch nicht."