POV: Emma
Die Zeit mit Annalenas Eltern war wirklich wie im Flug vergangen. Die beiden freuten sich einfach jedes Mal so sehr ihre Tochter zu sehen, dass sie regelrecht aufblühten. Und auch Annalena tat es gut ihre Eltern und mich um sich zu haben, einfach einmal an nichts anderes zu denken als daran, sie selbst zu sein. Sie so losgelöst zu sehen war das schönste für mich, weil ich dann wusste, dass sie wirklich glücklich war. Nie hätte ich es für möglich gehalten einmal Teil einer solchen Familie zu sein, in der sich so bedingungslos unterstützt wurde und in der man wusste, dass man geliebt wurde. Wie von selbst schweiften meine Gedanken mehrfach ab, als ich die anderen drei so beobachtete, wie sie lachten und sich kleine Geschichten aus ihrem Alltag erzählten. Ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie es wäre, ein kleines Lebewesen in dieser Umgebung großzuziehen. Ein Kind von Annalena und mir würde mit so viel Liebe und Zuneigung gesegnet sein, dass mir ganz warm ums Herz wurde.
„Emma wovon träumst du denn gerade?"
Annalenas Mutter hatte gerade ihre Hand auf meine Schulter gelegt, sah mich erwartungsvoll an, denn scheinbar hatte sie mich vorher etwas gefragt, was ich wegen meiner Tagträume gar nicht mitbekommen hatte.
„Ich...em...", ich stotterte kurz vor mich hin, konnte ja wohl unmöglich erzählen, was mir gerade im Kopf rumging.
„Schon gut, du musst es nicht sagen. Was es auch war, es scheint dich auf jeden Fall glücklich zu machen so wie du strahlst."
Ich lächelte sie nur an, kuschelte mich anschließend in Annalenas Arm, welche mich sofort näher an sich heranzog, während sie mit ihrem Vater über irgendein außenpolitisches Thema diskutierte. Machte mich die Vorstellung von einem Kind denn wirklich so glücklich?
Obwohl die gemeinsame Zeit wirklich gut getan hat waren Annalena und ich beide froh, als wir ihre Eltern am Abend wieder verabschiedeten. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass so ein Tag nicht doch noch relativ anstrengend für mich war und auch Annalena hatte innerhalb der letzten Stunde öfters gegähnt, als sonst in einer ganzen Woche. Auch ihr steckte der Schlafmangel der letzten Wochen noch deutlich in den Knochen. Obwohl sie lautstark protestierte, hatte ich mich durchgesetzt kurz noch die Spülmaschine einzuräumen. Annalena wollte währenddessen noch eben im Wohnzimmer aufräumen und dann würden wir hoffentlich das nachholen können, was uns bisher verwehrt geblieben war. Auch wenn der bloße Gedanke daran mein Herz vor lauter Nervosität jetzt schon aufgeregt schlagen ließ.
Nachdem ich in der Küche fertig war und von Annalena im Wohnzimmer keine Spur zu sehen war fand ich sie im Flur vor dem geöffneten Sicherheitskasten stehen. Auch wenn heute wieder ein ziemlicher Herbststurm außen tobte, für einen Stromausfall war es eigentlich zu wenig und so konnte ich Annalena nur verwirrt zusehen wie sie sich mit gespitzten Lippen an einer Sicherung zu schaffen machte. Sie war so hochkonzentriert, dass sie mich gar nicht bemerkte und erschrocken zusammen zuckte als ich auf einmal neben ihr stand.
„Was machst du?"
Stolz grinste sie mich, schloss das Türchen des Sicherungskasten und hielt mir ihre eine Hand auffordernd entgegen.
„Ich brauch dein Handy."
Ich war so perplex, dass ich es ihr ohne eine Gegenfrage in die Hand legte, zusah wie sie es ausschaltete und dann auf das Regel zu ihren beiden Handys legte.
„Sehr gut, danke. Jetzt sind alle Handys aus, die Sicherung für die Türklingel ist auch draußen. Ich denke jetzt sollte uns keiner mehr stören können."
Kurz schüttelte ich meinen Kopf, konnte einfach nicht anders als zu lachen weil sie so unfassbar stolz auf ihr Werk zu sein schien.
„Du überlässt heute nichts mehr dem Zufall oder?"