Kapitel 24:
Rang und Status
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Entsetzt und fassungslos zugleich, starrte ich Melvin an, der sich mitten drin befand, und rein gar nichts tat, um Fredd davon abzuhalten, sich wie der größte Vollidiot zu benehmen.
Oder besser gesagt: er tat nichts, um Noah zu helfen.
Aber was hatte ich auch von ihm erwartet? Er zeigte mir ja deutlich genug, was für ein kaltes Arschloch er war. Wütend stürmte ich an ihm vorbei, und stieß dabei mit meiner Schulter an seine, während ich auf Noah zu steuerte. Noah, der am Boden kauerte.
Fredd wollte gerade zu einem Tritt ansetzten, doch ich war schneller: ich schob mich vor Noah.
Als ich die Sohle seines Schuhs hart an meinem Oberkörper spürte, zog ich scharf die Luft ein. Schmerzen zogen sich durch meine Magengegend, und mir wurde übel. Als Fredd sah, dass er mich anstelle von Noah erwischt hatte, starrte er mich überrascht an. Für einen Moment lang, wurde es still. Das Lachen der anderen verstummte, und selbst Melvin, der die ganze Zeit uninteressiert auf sein Handy gestarrt hatte, sah zu mir.
Für eine Sekunde dachte ich wirklich, dass sie geschockt waren. Doch als in der nächsten Sekunde das Lachen wieder ertönte, zog bitteres Entsetzten durch mich. Sie lachten alle.. außer Melvin.
Er sah mich stumm mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ich ignorierte den Schmerz, und biss mir wütend auf die Lippe. „Uhh die kleine Feen-Normie ist ja mutig.." trällerte Fredd belustigt.
Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich ihn verabscheute. Wie sehr ich sie alle verabscheute.. jeden einzelnen von ihnen.
„Ihr seid so armselig.." zischte ich voller Hass. Daraufhin wurde das Lachen nur noch lauter. Sie lachten über mich. Schon wieder.
Plötzlich geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hätte.. denn der Boden unter unseren Füßen, begann zu.. zu beben. Jep. Er bebte wirklich.
Sofort erlosch das Lachen der anderen, und sie sahen sich verwirrt auf dem Gang um. Und wie aus dem nichts.. öffneten sich mit einem Ruck, die Türen der öffentlichen Toiletten. Und was aus ihnen hervor geschossen kam, war nichts außer Wasser.
Wasser, welches rasend schnell auf Fredd, Arschloch-Melvin und co zu raste. Und dabei handelte es sich nicht nur um kleine Mengen an Wasser.. Oh nein. Es war eine ganze Flut.
Eine Flut, die an mir und Noah vorbei schoss, und uns verschonte. In null Komma nichts waren die Arschlöcher von oben bis unten durchnässt, und mit ihnen alles andere in diesem Gang. Geschockt über das, was ich da gerade vollbracht hatte, drückte ich mir die Hände auf den Mund. Noah riss erstaunt die Augen auf, und blickte auf das ganze Wasser, welches sich nun gleichmäßig auf dem Boden verteilte. „Wow.." murmelte er beeindruckt.
Scheiße.
Ich war gerade mal eine Woche an dieser Akademie, und schon hatte ich sie unter Wasser gesetzt. Das würde sicher fett Ärger geben. Ein Blick in die Gesichter der nassen Opfer, reichte vollkommen aus, um mir diese These zu bestätigen.
Sie waren wütend. Vor allem Fredd.
Er kam einen großen Schritt auf mich zu, und ich hielt nervös die Luft an. „Du kleine.." setzte er drohend an, und hob seine Hände in die Luft. Plötzlich breiteten sich Flammen in seinen Handflächen aus, die mir einen Schauer über den Rücken jagten. Seine Präsenz in diesem Moment, war mehr als beängstigend.
Melvin wischte sich genervt über sein nasses Gesicht. Ich trat einen Schritt zurück, und bereute es noch im selben Moment. Denn damit gab ich offen zu, dass ich eingeschüchtert war.
Noah hinter mir zog an meinem Rock herum. „Lass uns verschwinden Reynaaa.." flüsterte er mir ins Ohr. Doch ich machte keinerlei Anstalten dazu.
Ich gab mir einen stillen Starr-Wettbewerb mit Fredd, während der Kloß in meinem Hals immer dicker wurde. Mir war durchaus bewusst, was ich angestellt hatte. Und mir auch klar, dass das nicht gut war. Aber ihre abgefuckten Blicke in dem Moment, in dem sie das Wasser auf sich zu kommen sehen hatten, waren es wert gewesen.
Ein kleines Siegerlächeln kroch auf mein Gesicht, und als Fredd es sah, würde er nur noch wütender. Es brachte das Fass zum überlaufen.
Fredd knirschte wütend mit den Zähnen, und ohne weiter groß zu zögern, lies er die Flammen in seinen Händen auf mich los. Geschockt starrte ich auf das Feuer, dass sich in Sekundenschnelle auf mich zu bewegte. Angst kroch in mir hoch.
Omg.
Das war's.
Ich würde drauf gehen.
Doch das Schicksal schien mich noch nicht auf dem Kieker zu haben, denn in letzter Sekunde kam eine riesige Windböe von der Seite, und schleuderte das Feuer davon. Ahnungslos stand ich auf der Stelle, und rührte mich nicht vom Fleck.
Was zum Teufel war hier eben geschehen?
Ich kapierte nichts mehr.
Ich war überfordert mit der Gesamtsituation.
Doch als sich alle Köpfe zu Noah drehten, der keuchend neben mir stand, wurde mir klar, was hier Sache war.. Er hatte mich gerettet.
Fredd war mindestens genauso perplex, wie ich. Das konnte ich ihm vom Gesicht ablesen.
„Hast du etwa gerade- „Los komm schon" fiel Noah ihm ins Wort, und zog mich an meinem Arm voran. Hastig stürmte er voran, und ich hatte Schwierigkeiten den kleinen, schnellen Schritten, die er an den Tag legte, zu folgen. Bevor auch nur einer der anderen etwas weiteres sagen konnte, waren wir auch schon um die Ecke verschwunden.
Sobald wir in den riesigen Vorgarten heraus traten, lies Noah mich los, und gestikulierte wild vor sich herum. „Du bist wahnsinnig.." murmelte er. Nach wie vor völlig perplex, trabte ich ihm hinterher.
„Wieso?" fragte ich verwundert.
„Du darfst dich nicht mit ihnen anlegen.. Das erste Mal hat schon gereicht" sagte er ernst, und drehte sich zu mir rum. „Ich hab keine Angst vor denen.." zuckte ich mit den Schultern, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Noah schwieg einen Moment. „Das solltest du aber." „Wieso? Wieso zum Teufel sollte ich vor denen den Schwanz einziehen?" Er grinste, als ich das Wort „Schwanz" benutzte.
„Hast du das vorns nicht gesehen? Fredd hätte dich fast abgefackelt.." „Hat er aber nicht. Du hast mich gerettet" erinnerte ich ihn. Er nickte. „Aber was wäre gewesen, wenn ich nicht da gewesen wäre um dir zu helfen? Du hast noch keinerlei Kontrolle über deine Kräfte, und kannst dich nicht selbst verteidigen.. Typen wie Fredd, kennen keine Grenzen. Er und die anderen kommen aus ziemlich einflussreichen und mächtigen Hexenfamilien, die alles durchgehen lassen. Und mit alles, meine ich auch wirklich alles, Reyna."
Geschockt sah ich den blonden Jungen vor mir an.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es hatte mir die Sprache verschlagen. „Glaub mir, an dieser Schule gibt es Rangordnungen. Jeder kennt seinen Platz, und sollte besser auch auf diesem bleiben. Sonst endet es eher unschön.." warnte er mich.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Also soll ich still dabei zusehen, wie sie dich mobben und verprügeln? Tut mir leid, aber das werde ich nicht. Ich bin nicht so feige wie all die anderen hier."
Im ersten Moment dachte ich, Noah würde mir das ausreden. Aber das tat er nicht. Er lächelte.
„Ich bewundere deinen Mut, Reyna von den Normies. Ich hoffe nur, er wird nicht deinen schlimmsten Fall heraufbeschwören.."
Ich lächelte ihn traurig an. „Glaub mir, Noah von den Feen, den hab ich schon längst hinter mir."
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stars in the sky | rise
FantasySeit Luna Gallon die übernatürliche Welt der Magie von der Menschenwelt getrennt hat und spurlos verschwunden ist, ist nichts mehr so, wie es einst war. Hexen und Feen werden seither brutal gejagt, gefoltert und getötet. Mitten unter den Menschen l...
