• Kapitel 6 •

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Kapitel 6:
unberechenbare Entscheidungen
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„Die Proteste gingen nicht mal ein Jahr, doch sie haben uns viele Leben gekostet." Mrs.Hilton zog eine ernste Miene, während sie den Blick über die Klasse schweifen lies. „Hexen und Feen sind gefährlich.. auch wenn wir nicht mehr mit ihnen zusammen leben, sind sie noch unter uns."

„Hexen und Feen sind gefährlich.."

Schon mein ganzes Leben lang bekomme ich das immer und immer wieder eingetrichtert.
Aber war das wirklich so?

„Deswegen bitte ich euch.." setzte sie an, während sie die Kreide zur Seite legte. „Falls ihr Infos zu verdächtigen Personen habt.. dann geht sofort zur Schulleitung." Damit beendete sie den heutigen Geschichtsunterricht.

Stumm starrte ich geradeaus, während alle anderen neben mir schon fleißig ihre Taschen packten.
„Hey.. kommst du?" riss mich Valerina aus meinen Gedanken. Schnell sah ich zu ihr hoch, und nickte.

•••

„Also ehrlich.. du ziehst heute schon den ganzen Tag ein Gesicht.. was ist los?" stocherte Ivy neugierig nach, als wir nachhause liefen. „Darauf habe ich sie auch schon angesprochen.." warf Luke dazwischen.

„Nadann.. raus mit der Sprache." Ivy stellte ich fordernd vor mich, woraufhin hin ich widerwillig zum stehen kam.

Luke griff nach meiner Hand, und lächelte mir ermutigend zu. Ich seufzte. „Leute.. ich will grad echt nicht drüber reden, ehrlich." gestand ich offen.

Valerina riss ihre asiatischen, dunklen Augen weit auf. „Ahaaa.. sie streitet nicht ab, dass etwas nicht stimmt." stellte sie fest. „Wo du recht hast, hast du recht. Ein Nein können wir unter diesen Bedingungen nicht akzeptieren.." erwiderte Ivy.

Ich seufzte erneut.

„Ahh komm schon.." beschwerte sich Ivy.
„Wir sind deine besten Freunde.. wir wollen wissen, wenn dich etwas bedrückt Rey.." Valerina und Luke nickten zustimmend. „Ganz genau."

Nachdenklich sah ich die 3 an, die mich erwartungsvoll musterten. Bis ich schließlich widerwillig aufatmete, und nickte. „Na schön.." murmelte ich, und lies mich auf die mit bunten Blättern geschmückte Wiese fallen. Die 3 taten es mir gleich, und ich strich den karierten Rock meiner Schuluniform mit meinen Fingern glatt.„Also.." setzte ich an. „Wir sind ganz Ohr." „Ich hab bei einem Streit mit meiner Schwester etwas raus gefunden.." „Ich.. ich.. naja.. bin adoptiert."

Nun war es raus.

In Sekundenschnelle schlief allen von ihnen das Gesicht ein. „Im ernst?" hakte Ivy überrascht nach, die sich als erste gefangen hatte. Ich nickte, und starrte bedrückt zu Boden. „Jep. Im Ernst. Mein kleiner rothaariger Arsch gehört nicht zu den Blondie's.." scherzte ich, um die Situation etwas aufzulockern.

Luke griff erneut nach meiner Hand.
„Das muss sicher schwer für dich sein.." sagte er mitfühlend. Ich seufzte laut auf. „Naja um ehrlich zu sein.. ich hatte schon immer irgendwie das Gefühl, nicht zu dieser Familie dazu zugehören.."

Ivy nickte verständnisvoll. „Ich war schon immer anders als sie alle.. ich finds nur krass, dass sie das alles vor mir geheim gehalten haben, und erst ein Ausrutscher meiner Schwester mich zu dieser Information geführt hat.." gestand ich offen und ehrlich. Sie alle nickten. „Das ist wirklich krass.."
Danach überkam uns eine bedrückende Stille.
Bis Ivy schließlich voller Tatendrang aufsprang, und in die Hände klatschte.

Verwirrt sahen wir alle zu ihr hoch. „Da fällt mir etwas ein, was wir machen könnten, um dich so richtig schön abzulenken.." säuselte sie mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Was denn?" hakte ich nach, und zog erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe. „Wir 4.." stammelte sie, und sah zwischen uns hin und her. „Wir gehen heute zu dieser Hausparty von dem Typen aus der parallel Klasse." sagte sie, und sprang dabei aufgedreht hin und her.

Valerina sprang ebenfalls freudig auf, und Luke schlief das Gesicht ein. „Du meinst bei Ronan?" hakte er nach. Ivy nickte. Ich verdrehte meine Augen. „Muss das echt sein?"

Plötzlich zogen meine besten Freundinnen mich auf die Beine, und grinsten mich schief an. „Ja. Das muss sein.. Keine Widerrede."

Ich stöhnte genervt auf, und lies mich von den beiden weiter ziehen, die jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit shoppen gehen wollten.

•••

4 Stunden später standen wir 4 vor dem geöffneten Tor, welches zu Ronans Haus führte. Obwohl man das eigentlich nicht wirklich „Haus" nennen konnte..

Es gleichte viel mehr einem Anwesen.

Laute Musik drang uns abgedämpft in die Ohren, und der Geruch von Zigaretten Rauch und Alkohol lag in der kalten Abendluft.

Lustlos zupfte ich an dem Rock meines geblümten Kleides herum. Es ging mir bis zu den Knien, weshalb ich es mit einer schwarzen Feinstrumpfhose kombiniert hatte. Ivy rieb sich aufgedreht die Hände, während sie sich in ihrem brandneuen Outfit, welches der heutigen Shoppingtour entsprungen war, zufrieden hin und her drehte.

„Ahh ich bin so aufgeregt." murmelte sie.
„Wieso das denn?" hakte Valerina nach, die mit schwarzen High-heels ihren asiatischen Genen entgegenwirkte, um heute ausnahmsweise mal auf Augenhöhe mit uns zu sein.

„Hallo? Das ist eine Hausparty.."
„Ja und?" „Nicht ja und.. hier werden heute die heißesten Typen aus unserer Stufe alle gleichzeitig an einem Ort versammelt sein.."

Valerina zog erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe, und signalisierte damit, dass sie immer noch keine Ahnung hatte, worauf Ivy da hinaus wollte.

„Das heißt wiederum, dass sie vorhat, sich einen Typen zu angeln." klärte ich sie auf. Ivy strahlte und nickte. „Ganz genau!" Valerina rollte mit den Augen.
„Deswegen hast du uns also her geschleppt.."

Luke war seltsam still.

„Gar nicht wahr.. ich hab uns her gebracht, damit wir Spaß haben."

„Hey.. alles okay?" wand ich mich an ihn.

„Jaja sicher.. Wer's glaubt, du Simp."
„Hey! Ich bin kein Simp.."
„Oh doch, das bist du!"

Ich schien ihn aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn er sah mich plötzlich überrascht an. „Oh.. klar. Lass uns rein gehen einen schönen Abend haben." sagte er, und drückte mir lächelnd einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Okay.." Grinsend umklammerte ich seine Hand, und trat mit ihm zusammen durch das riesige Tor.

Wenn ich nur zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, das genau diese Tat, mein restliches Leben für immer verändern würde..

Wer weiß, ob ich dann gegangen wäre.

stars in the sky | rise Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt