• Kapitel 22 •

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Kapitel 22:
Stillstand
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Ich werde nie wieder in meinem Leben vergessen, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Wie meine Knie unter mir nachgaben, wie ich zu Boden ging, wie schwer sich mein Herz anfühlte, und wie die Welt sich für eine Minute aufhörte zu drehen. Die heißen Tränen der Verzweiflung, die mir über die Wangen rannten, und Corey neben mir, der irgendwie versuchte, mich wieder auf die Beine zu ziehen. Ich schrie. Ich weinte.

Ich wollte es nicht wahrhaben.

Raven.

Da lag sie. Regungslos und ausgeweidet. Ihr Anblick brannte sich in mein Gehirn, und ich konnte meine Augen nicht mehr von ihr nehmen. In ihrem langen braunen Haar klebte Blut, und ihre braunen Augen starrten meinen leer entgegen.

Ich bekam keine Luft mehr.

„Corey!" meinte ich Mr.Jarozsek im Hintergrund zischen hören, doch ich nahm ihn nur abgedämpft war. Ich spürte Corey's Hände, die sich vorsichtig unter meine Arme schoben. „Reyna, komm schon." murmelte er leise in mein Ohr. Doch ich konnte nicht anders, als weiter zu weinen. Ich wollte nichts anderes, als weiter zu weinen.

„Bitte, wir müssen von hier verschwinden." flüsterte er weiter, und versuchte erneut, mich auf die Beine zu ziehen. Ich wehrte mich, und streckte meine Hand nach Raven aus, während ich das Gefühl hatte, zu ersticken. „Reyna, ich bitte dich.. wir müssen jetzt sofort von hier weg." flehte Corey leise.

Irgendwie schaffte er es nun doch, mich auf die Beine zu ziehen. Mein Körper zitterte, und ich befürchtete schon, gleich wieder zusammen zu brechen, doch Corey lies dies nicht zu. Er umklammerte mich fest, und zog mich Richtung Eingang. Ich nahm meinen Blick dabei nicht eine Sekunde von Raven. Das war das letzte mal, dass ich sie sah. Ich hatte das letzte mal die Gelegenheit, sie anzusehen. Als wir aber an der Tür angekommen waren, endete dieser Moment.

„Nein.." wisperte ich, während Corey die Tür aufriss und uns hindurch beförderte. „Nein, Raven.." murmelte ich weinend, doch im nächsten Moment fiel die Tür vor mir ins Schloss, und ich sah Raven nie wieder. Ich sah sie nie wieder.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, dass die Erde begonnen hatte, sich wieder zu drehen.

Hinter uns ertönte leises Getuschel, und erst jetzt realisierte ich, dass sich Schüler um uns versammelt hatten. „Was ist da draußen los?" und „Was ist passiert?" ertönte neugierig aus allen Ecken. Die Tränen rannten mir nach wie vor übers Gesicht, und ich war Corey mehr als dankbar, dass er sich vor mich stellte, und mich somit von den Schülern abgrenzte. „Geht zurück in eure Klassenzimmer!" rief Corey ihnen wütend entgegen.

Seine Stimme hallte immer wieder in meinem Kopf umher, wie ein Echo. Meine Beine zitterten nach wie vor, und mir war übel. Ich ballte meine schwitzigen Hände zu Fäusten, und versuchte, mich zu beruhigen. Es funktionierte nicht. Da waren nur die lauten Stimmen der Schüler, die wissen wollten, was da draußen vor sich ging, Corey, der versuchte sie zu beruhigen, und ich.

Ich und der schreckliche Anblick von Ravens Leiche in meinem Kopf, der einfach nicht verschwinden wollte. Ohne lange zu überlegen, rannte ich los.

•••

Es hatte insgesamt 12 Tote gegeben.

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