• Kapitel 34 •

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Kapitel 34:
Hass
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Ich drückte mein Gesicht gegen die kalten Stangen, und weinte bitterlich. Ich weinte um das Mädchen, das unschuldig gestorben war. Ich weinte um das Mädchen, was noch sein ganzes Leben vor sich gehabt hatte. Ich weinte um das Mädchen, dessen Hand ich gehalten hatte, als es die letzten Atemzüge getan hatte.

Ich lies meinen Tränen freien Lauf, und hielt keine einzige zurück. Corey schwieg betroffen, und sah mich still an. Verunsichert hob er seine Hand in die Höhe. Nachdem er eine Weile überlegt hatte, legte er sie mir schließlich vorsichtig auf den Rücken.

Es war zwar nur eine kleine Geste, doch Corey zeigte selten Zuneigung, von daher wusste ich, dass sie von großer Bedeutung war.

Jedoch konnte diese meine Tränen nicht zum trocknen bringen. Das konnte nichts.

Nichts konnte etwas an der Wut und der Trauer ändern, die ich soeben verspürte.

•••

Es verging eine weitere Stunde.

Eine weitere Stunde, in der ich stillschweigend in der Ecke saß, und deprimiert auf Liz's Körper starrte, der vermutlich mittlerweile schon erkaltet war. Corey saß mir gegenüber, und beobachtete mich ebenfalls still. Er nahm seinen besorgten Blick nicht eine Sekunde von mir.

Nach weiteren 5 Minuten beschloss er dann, die erdrückende Stille zu brechen.

„Reyna." sprach er mich an. Langsam hob ich meinen Kopf, und richtete meinen Blick auf ihn. „Wir kommen hieraus. Das verspreche ich dir." sagte er ernst. Ich seufzte, und wischte mir erschöpft über das Gesicht. Schweiß und Mascara klebte an meinen Fingern. Mittlerweile hatte ich mich so an die Schmerzen in meiner Schulter gewöhnt, dass ich sie fast nicht mehr wahrnahm. Vielleicht war aber der seelische Schmerz auch einfach nur stärker..

„Du solltest besser keine Versprechungen machen, die du nicht halten kannst." Er schwieg, und nach einer Weile lächelte er plötzlich.

„Das sagt mein Vater auch immer zu mir.." murmelte er deprimiert. Überrascht sah ich ihn an. Dass er von selbst von seinem Vater erzählte, war neu. Neugierde flammte in mir auf.

„Ist er auch.." setzte ich an. Corey blickte nun verwirrt zu mir herüber. „Naja.." fuhr ich fort. „Oh." entfuhr es ihm, als er verstand, worauf ich hinaus wollte. Schnell schüttelte er mit dem Kopf. „Nein. Nein, er ist ein normaler Hexer." Ich wechselte meine Sitzposition vorsichtig, und klopfte mir den Dreck von der Hose.

„Und deine Mom? Ist sie eine Fee?"

Er atmete tief aus, und hielt einige Sekunden inne. Bis er schließlich nickte. „Sie war eine Fee."

Überrascht hielt ich inne, und erinnerte mich wage an einen Satz, den Mr.Jarozsek mal zu Corey gesagt hatte.. dort hatte er auf den Tod seiner Mutter angespielt. Ein schlechtes Gewissen überkam mich.

„Tut mir leid, ich wollte nicht- „Schon okay." fiel er mir ins Wort. „Sie ist schon lange verstorben." schob er hinterher. Ich nickte verständnisvoll. „Verstehe.."

Mir lag ein „Wie ist sie denn gestorben?" auf der Zunge, doch ich schluckte es herunter. Ich wollte ihm auf keinen Fall zu nah treten.

Meine Gedanken wanderten zurück zu der Tatsache, dass er Fee und Hexer gleichzeitig war. „Du kannst also Gefühle lesen.." stellte ich fest. Er nickte. Plötzlich wurde mir speiübel, als ich etwas realisierte.. „Dann muss das eben ja die Hölle für dich gewesen sein.." flüsterte ich, und blickte erneut auf Liz's starren Körper.

Er seufzte, und blickte zu der Rune an der Decke. „Ich schätze, das wäre es wohl wirklich gewesen.. was das angeht, hat das Teil da oben mir wohl den Arsch gerettet." Überrascht blickte ich ebenfalls erneut nach oben. „Das muss echt Scheiße sein.. immer zu spüren, wie sich andere fühlen."

Er fuhr sich durch die Haare, und blickte nach unten. „Ich hab gelernt damit umzugehen."

Meine Gedanken wanderten zu Noah, und wie glücklich er darüber war, als er herausgefunden hatte, dass er Gefühle lesen konnte.

Ich schwieg. „Aber vielleicht wirst du es eines Tages ja selbst spüren. Immerhin bist du eine Fee, da ist diese Fähigkeit am weitesten verbreitet." sagte er und warf einen Blick auf mein Handgelenk, dass aufgrund meiner Brandnarbe Mal-los war.

Lächelnd schüttelte ich mit dem Kopf. „Das denke ich nicht.. Ich habe erst letztens eine andere Fähigkeit entdeckt." murmelte ich.

Er zog erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe. „Die wäre?" Ich verzog meinen Mundwinkel zu einem leichten Grinsen. „Alles zu seiner Zeit Corey." Er schmunzelte, und nickte. „Okay."

Plötzlich hörten wir, wie die Tür zum Gang erneut aufgerissen wurde. Hastig sprangen Corey und ich auf. Polizisten näherten sich uns. Doch diesmal waren es nicht nur 2.. das konnte ich an der Anzahl der vielen Schritte auf dem Boden ausmachen.

Ich schluckte schwer, und trat zu Corey nach hinten. Ich sah ihn verunsichert an, und er nickte mir daraufhin ermutigend zu.

„Wir kommen hieraus." flüsterte er mir zu. Ich atmete tief durch, und nickte. Hoffentlich hatte er recht. Die Polizisten machten vor unserer Zelle halt, und blickten uns ernst entgegen. Einer von ihnen kramte schweigend den Schlüssel für die Zellentür aus seiner Hosentasche, während 2 andere von ihnen Handschellen hervor zückten.

Und als mir schließlich die kleine, leuchtende Rune in die Augen sprang, die sich auf ihnen befand, schlief mir in Sekundenschnelle das Gesicht ein.

Natürlich waren sie vorbereitet..

All meine Hoffnung verschwand auf einen Schlag. Als ich in Coreys Gesicht blickte, konnte ich sehen, dass es ihm genauso ging. Wir waren geliefert.

Während der Polizist mit dem Schüssel, sich daran machte, unsere Zelle aufzuschließen, fiel der Blick eines anderen auf den reglosen Körper von Liz.

„Die hat ja lange durchgehalten.." schmunzelte er, woraufhin die anderen auflachten. „Jetzt müssen wir wohl wieder drum streiten, wer von uns den Müll rausbringen darf.." fuhr er mit sarkastischem Unterton in der Stimme fort.

Wut und Hass sammelte sich in mir. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, und hielt den Atem an. Als Corey das bemerkte, trat er nah an mich heran. „Nicht." flüsterte er mir sanft ins Ohr, wie als ob er meine Gedanken lesen konnte.

Mag ja sein, dass Corey es irgendwie schaffte, in dieser Situation ruhig zu bleiben, doch ich tat es nicht. Sobald der Polizist das Schloss endlich aufgeschlossen hatte, und hereintrat, schoss ich hervor, und haute ihm eine rein.

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