• Kapitel 35 •

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Kapitel 35:
Elizabeth
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Völlig erschöpft saß ich am Morgen des Besuchertages auf einer Bank im Hof, und warf dem Mann vor mir einen angenervten Blick zu.

Elizabeth.." stammelte er mal wieder.

Ich verdrehte genervt meine Augen, und vergrub mein Gesicht zwischen meinen Knien. „Zum hundertsten Mal.. ich bin nicht Elizabeth.." seufzte ich. So langsam hatte ich der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass ich tatsächlich von einem Geist heimgesucht wurde. Denn außer mir, konnte den dunkelhaarigen Mann mittleren Erwachsenenalters der mich nun jeden Tag begleitete, niemand sehen.

Ich muss sie finden" sagte er fest entschlossen.

Seufzend hob ich meinen Kopf wieder, um ihn anzusehen. Seine Augen waren eisblau, und unter ihnen zeichneten sich starke Ringe ab. Seine Haut war seltsam blau verfärbt, und seine Lippen blass. Er sah wortwörtlich gesagt, ziemlich scheiße aus.

„Das sagst du ständig. Aber ich kenne keine Elizabeth." Plötzlich bewegte er sich einen Schritt auf mich zu, und ich erstarrte. „Du musst mir helfen, sie zu finden" sagte er ernst. Ich schluckte schwer. Nein danke. Bloß nicht.

Er hielt seinen Blick fest auf mich gerichtet, und seine blauen Augen musterten mich erwartungsvoll. Er wartete auf eine Antwort.

„Heeyy, hier bist du also" ertönte plötzlich Stormys helle Stimme neben mir. Überrascht und erleichtert zugleich, drehte ich mich zu ihr um.

„Gottseidank, du bist es.." murmelte ich. Sie grinste, und schwang sich neben mich auf die Bank. „Wieso? Dachtest du vielleicht, ich bin einer deiner Geister?" zog sie mich auf. Ich rollte mit den Augen, während sie lachte. Nun ja, vielleicht bin ich ja etwas
ausgeflippt, als sich der Mann mir nach Fredds Prügelaktion erneut gezeigt hatte, und naja.. Vielleicht, hab ich ihn ja laut angebrüllt, dass er verschwinden soll. Und wie soll ich sagen..

Da sich um uns herum in diesem Moment gefühlt die halbe Schule angesammelt hatte, hat das natürlich jeder mitbekommen. Zunächst dachte ich, dass sie mich einfach nur für komplett verrückt halten würden, aber da wir uns hier nicht unter Menschen befanden, haben irgendwie alle sofort gecheckt, was los war.

Und seitdem weiß die ganze Schule, dass ich in der Lage dazu war, Geister zu sehen. Was nicht unbedingt schlecht war, wie ich über die Tage herausgefunden hatte. Denn auch wenn diese Welt hier komplett anders als die Menschenwelt war, hatten die Leute hier doch etwas mit den Menschen gemeinsam.. nämlich die Angst vor Geistern.

Was also wiederum hieß, das alle einen großen Bogen um mich herum machten. Nun ja, ich konnte mich nicht beschweren. Außerdem war ich es mittlerweile gewohnt, die schräge Person auf dieser Akademie zu sein. Wenn ich so wenigstens meine Ruhe hatte, sollte mir das recht sein.

Außerdem genoss ich Blondie's Angstverzerrten Gesichtsausdruck jedes Mal aufs neue, wenn er mich ansah. Es war wirklich unterhaltsam.

„Was machst du eigentlich hier draußen?" fragte Stormy neugierig. „Vor dem Besuchertag weglaufen" antwortete ich deprimiert. „Oh Reyna.." murmelte sie voller Mitleid. Ich seufzte. „Es ist nur.. naja.. es schmerzt, all die glücklichen Familien zu sehen. Es erinnert mich an all das, was geschehen ist.." gab ich ehrlich zu. Sie nickte verständnisvoll.

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