Kapitel 21:
neue Fragen
_______________________________Nach einer weiteren halbe Stunde, in der wir schweigend dem schmalen Tunnel gefolgt waren, kamen wir endlich nach draußen. Warmes Licht der aufgehenden Sonne lächelte uns entgegen, als wir die Treppenstufen ins Freie hinauf gingen. Corey atmete erleichtert auf, und lächelte. „Wir haben es geschafft" sagte er froh. Ich nickte stumm. Plötzlich kamen aus der Ferne zwei Personen auf uns zu gerannt. Langsam hob ich meinen Kopf und blickte Richtung Wald, aus dem sie kamen.
„Das sind.." setzte ich leise an. „Millie und Judith" beendete Corey meinen Satz. „Da seid ihr ja endlich!" rief Judith, als sie vor uns zu stehen kam. „Wir haben ewig gewartet!" hing sie an. Plötzlich kam Millie auf mich zu gerannt, und warf sich blitzschnell in meine Arme. Überrascht riss ich die Augen auf, und wurde von der Wucht ihrer Umarmung nach hinten gedrückt.
„Tut mir leid.. Es gab.. Probleme" erwiderte Corey und kratzte sich am Hinterkopf. Nach einer festen Umarmung löste sich Millie wieder von mir. „Alles okay? Du siehst gar nicht gut aus.." flüsterte sie besorgt, und blickte an mir herunter. Ich seufzte und schüttelte mit dem Kopf. „Nein.. nichts ist okay" brachte ich leise hervor. Judith warf Corey einen verwirrten Blick zu, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist passiert?"
Corey seufzte. „Sagen wir es so.. Die Dinge haben eine.. ähm.. überraschende Wendung genommen." Judith zog erwartungsvoll eine Augenbraue in die Höhe. „Soll heißen?" „Das erzähl ich euch wenn wir bei den anderen sind" sagte Corey. Judith zog einen Schmollmund. „Man.. du weißt, ich bin ungeduldig" murmelte sie, und lief voran. Corey folgte ihr. „Tja, da musst du jetzt leider durch." Millie legte mir behutsam ihren Arm um die Schulter, und zog mich hinter Corey und Judith her.
„Keine Sorge, du kannst gleich ein warmes Bad nehmen und schlafen" flüsterte sie mir. Schlafen? Daran war für mich überhaupt nicht zu denken. Doch statt ihr einer Antwort zu geben, nickte ich einfach nur stumm.
•••
Das warme Bad jedoch, hatte wirklich gut getan. Wir waren wieder in Adrik und Yunas Ferienhaus, welches seitdem ihr Hauptquartier entdeckt worden war, quasi als neuer „mini Treffpunkt" für die Bund-Mitglieder diente. Corey hatte Yuna und die anderen bereits auf den neusten Stand gebracht, und seither war es seltsam still im Haus.
Als ich runter in die Küche ging, wartete Yuna bereits auf mich. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten, der ihr locker auf der Schulter lag, und sie trug einen dunkelroten Pullover, der aussah, als würde er eigentlich Adrik gehören. „Hey" sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Ich erwiderte es schwach. „Hey."
„Wie geht es dir?" Ich nahm mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und zuckte mit den Schultern. „Echt beschissen" erwiderte ich, und lehnte mich gegen den Kühlschrank. Sie nickte. „Das glaub ich.." Ich seufzte, und wischte mir übers Gesicht.
„Wenn du drüber reden willst, kannst du immer zu mir kommen, ich hoffe das weißt du" sagte sie ernst. Ich nickte, und vergrub meine Hände in den Ärmeln von Judiths grauen Pullover. „Ich weiß.. Danke."
Eine Sekunde später, kam Adrik, gefolgt von Caleb in die Küche. Als Caleb mich erblickte, strahlte er übers ganze Gesicht. „Reynaa!" rief er, und stürmte auf mich zu. Lächelnd ging ich in die Knie, und ließ mich von ihm umarmen. Er trug einen zerknitterten Schlafanzug mit kleinen Autos drauf, und seine Haare standen zu allen Seiten. Adrik musste ihn gerade geweckt haben. „Na Caleb, wie geht es dir?" fragte ich den kleinen Jungen als wir uns wieder voneinander lösten. Er grinste.
„Super! Gestern habe ich Judy beim verstecken spielen geschlagen!" rief er aufgeregt. Sein Grinsen steckte mich an. „Wirklich? Cool, das hat sicher Spaß gemacht.." „Und wie!" rief er, und stürmte in der nächsten Sekunde wieder aus dem Raum.
Ich erhob mich wieder, und blickte in Yunas grüne Augen, die mich stumm musterten. Plötzlich wanderten meine Gedanken zu Luna.. „Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, deine Schwester zu finden" sagte ich ernst. Sie nickte. „Ja.. ich habe Jared schon angerufen, er kommt später her, und dann besprechen wir, wie wir vorgehen." Ich nickte. „Gut.." Müdigkeit überrollte mich, und ich gähnte. Adriks Blick wurde weich. „Du solltest schlafen gehen" sagte er mitfühlend.
Ich nickte. „Ich werd's versuchen."
•••
Und.. *Trommelwirbel*.. ich konnte natürlich nicht schlafen. So wie ich es voraus gesagt hatte. Meine Gedanken hielten mich wach. Und die ganzen neuen Fragen, die seit ein paar Stunden in meinem Kopf herum schwirrten. Innerlich ging ich sie immer wieder und wieder durch.
Woher kannte Mr.Wood meinen echten Namen?
Er war nicht anwesend gewesen, als Mr.Wels mir die Wahrheit über mich erzählt hatte. Und wieso hatte er angedeutet, dass ich meine Mutter wieder sehen werde? Kannte er sie vielleicht?Wie viel wusste der Mann wirklich über mich und meine Eltern? Wer war er wirklich? Und wieso hatte sich der Geistermann mir bisher nicht nochmal gezeigt? Nun stand fest, dass er die ganze Zeit über nach mir gesucht hatte.. Nur.. wieso?
Seufzend gab ich es auf, und erhob mich. Schlafen konnte ich vergessen. Ich musste umbedingt etwas Klarheit in meinem Kopf schaffen. Also stand ich auf, und begab mich auf die Suche nach Corey.
Vorsichtig ging ich die Treppen nach unten, ins Wohnzimmer, wo Millie und Judith gerade mit Caleb ein Kartenspiel für Kinder spielten. Als Caleb mich erblickte, strahlten seine Augen, und er grinste mich breit an. „Reyna! Willst du mitspielen?" Lächelnd beugte ich mich zu ihm herunter. „Ein anderes mal vielleicht.. Ich bin auf der Suche nach Corey, weißt du vielleicht, wo er ist?"
Er schüttelte mit dem Kopf. Millie grinste. „Er ist im Garten und liest." Ich nickte ihr zu. „Danke."
Hastig machte ich mich auf dem Weg nach draußen. Das Wetter war wunderschön, so wie jeden Tag im Feenreich. Die Sonne lachte mir entgegen, und es war angenehm warm. Ich ging ein Stück durch den Garten, bis ich Corey schließlich entdeckte, der an einem Baum lehnte, und in ein Buch vertieft war. Beim genaueren hinsehen erkannte ich, dass es sich um ein Philosophie-Buch handelte.
Als er mich entdeckte, sah er mich überrascht an. Ich ging auf ihn zu, und setzte mich schweigend neben ihn. Er senkte sein Buch, und sah mich nachdenklich an. „Hey.." murmelte er. Ich vergrub meine Hände in den Taschen des Kapuzenpullis, den ich trug, und lächelte ihn an. „Hey.."
„Wie fühlst du dich?" hakte er nach. Ich seufzte. „Oh Gott, wie oft ich diese Frage heute schon gehört habe.." Er grinste. „Sorry. Ich weiß du fühlst dich absolut beschissen.. Aber hey, immerhin ist es schon bisschen besser geworden, oder?" Ich zuckte mit den Schultern. „Du bist der Gefühle-Leser.. Sag du es mir.." Er nickte, und änderte seine Sitzposition. „Okay, du willst also, dass ich akkurate Aussagen treffe? Gut.." Er verstummte, und sah mich eindringlich an. „Du fühlst zum großen Teil Trauer, Einsamkeit und Verwirrung.. aber da ist auch Ekel" sagte er nach ein paar Sekunden.
Ich nickte. „Bingo. 10 Punkte für Corey" scherzte ich. Er grinste. „Es ist schön zu sehen, dass du wieder in der Lage dazu bist, zu scherzen." Ich nickte und starrte in den klaren Himmel hinauf.
„Du bist nicht ohne Grund zu mir gekommen.. Was willst du mich fragen?" schoss es plötzlich aus ihm. Überrascht sah ich ihn an, und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich spüre auch Neugierde.." beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Ich grinste, und nickte. „Richtig" erwiderte ich, und zog meine Knie an meinem Oberkörper.
Ich atmete tief durch, und fixierte ihn mit einem ernsten Blick. „Was genau hat Mr.Wels gespürt, als er mir das alles erzählt hat?" Corey schluckte. „Bitte Corey.. ich muss es einfach wissen" sprudelte es aus mir. Er nickte, und fuhr sich durch die Haare. „Na schön.." murmelte er und richtete sich auf.
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stars in the sky | rise
FantasySeit Luna Gallon die übernatürliche Welt der Magie von der Menschenwelt getrennt hat und spurlos verschwunden ist, ist nichts mehr so, wie es einst war. Hexen und Feen werden seither brutal gejagt, gefoltert und getötet. Mitten unter den Menschen l...