• Kapitel 18 •

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Kapitel 18:
die Wahrheit
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Als ich den Namen „Elizabeth" aus seinem Mund hörte, fühlte es sich an, als ob meine Welt für einen Moment aufhörte, sich zu drehen. Geschockt riss ich meine Augen auf, und sah ihn perplex an. „Was?" hauchte ich ihm fassungslos entgegen. Sein Grinsen wurde breiter. „Elizabeth" wiederholte er mit ruhiger, gefasster Stimme.

In meinem Kopf drehte sich alles, und ich hatte das Gefühl, dass mich in den nächsten 5 Minuten nichts gutes erwarten würde. Als ich ihm keine Antwort gab, steckte er lässig die Hände in die Hosentaschen, und kam einen kleinen Schritt auf mich zu. „So schnell bekommt man dich also zum schweigen.." schmunzelte er. „Woher kennen Sie diesen Namen?" hakte ich ernst nach. „Ganz einfach." Er kam vor mir zum stehen. „Weil es deiner ist." Ich schloss für einen Moment die Augen. „Elizabeth-Marylin Porter, um genau zu sein. Den Nachnamen hast du von deiner Mutter.." fuhr er fort.

Mein Atem beschleunigte sich, und ich öffnete meine Augen wieder. Ich blickte in sein Gesicht, und konnte nichts, außer Ruhe darin finden. Woher wusste er das? Doch noch wichtiger.. War es die Wahrheit, oder log er mich an? Ich warf einen schnellen Seitenblick zu Corey, um ihm still zu signalisieren, dass er seine Gefühle lesen sollte.

Doch Corey sah mich nicht mal an. Er starrte mit völlig perplexen Blick auf Mr.Wels herüber.

„Er kann ruhig meine Gefühle lesen, ich habe nichts zu verbergen. Ich sage die Wahrheit" sagte Mr.Wels schließlich Schulternzuckend. Schwer schluckend drehte ich mich wieder zu ihm um. „Wer zum Teufel sind Sie? Und woher wissen Sie das alles?" Da war es wieder. Das hämische Grinsen, welches ich so sehr verabscheute. „Oh, ich bin mir sicher, tief in dir, weißt du die Antwort auf die Frage schon.."

Übelkeit und eine ungute Vorahnung überkam mich. Nein.. Panik durchfuhr meinen Körper, und ich fühlte mich wie versteinert, als mich die Realisation wie ein Blitz traf. Sie durchbohrte mich förmlich.

Er trat noch einen Schritt näher auf mich zu. Nun trennten uns nur noch wenige Zentimeter voneinander. „Sag es" befahl er mir. Tränen traten mir in die Augen, und ich schüttelte mit dem Kopf.

Ich wollte es nicht.
Ich konnte es nicht.
Obwohl es doch eigentlich so offensichtlich war..

„Sag es" zischte er in einem Ton, der keine Widerrede duldete. „Sie.." setzte ich mit zitternder Stimme an, während mir warme Tränen über die Wangen liefen. „Sie.. sind mein.. Vater."

Sobald die Worte meine Lippen verlassen hatten, schluchzte ich laut auf. Ein zufriedenes Grinsen lag auf seinem Mund. „Ganz genau Elizabeth. Ich bin dein Vater.." Hastig presste ich mir meine schwitzige Hand auf den Mund, und unterdrückte ein weiteres aufschluchzen. Leugne es. Leugne es, dass kann nicht die Wahrheit sein. Niemals.. Das konnte niemals wahr sein. Doch die Zweifel in mir verschwanden genauso wieder schnell, wie sie aufgekommen waren. Es machte Sinn.

Er kannte den Namen, den der Geistermann immer wieder zu mir gesagt hatte. Er besaß Wasserkräfte. Er wusste, dass ich eine Spezielle war..

Konnten das wirklich alles Zufälle sein? Nein.

Mein Herz raste mir bis zum Kopf, und ein fetter Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet, der so dick war, dass es weh tat, als ich ihn versuchte, herunter zu schlucken. Meine Beine fühlten sich an, als ob sie mich nicht länger tragen könnten, und trotz dass meine Sicht immer mehr vor Tränen verschwamm, hielt ich meinen Blick stur auf den Mann vor mir gerichtet. Auf meinen Vater.

„Ich.. glaube dir nicht." flüsterte ich, als ich nach einer Minute meine Stimme wieder gefunden hatte. Zumindest wollte ich das nicht. Nichts an uns war gleich, bis auf die Wasserkräfte. Er sah mir nicht mal ähnlich, bis auf die hellen, blauen Augen. Die Farbe ähnelte meinen. Ansonsten erkannte ich rein gar nichts von mir in ihm, wenn ich ihn ansah.

Sein Grinsen wurde breiter. „Du glaubst mir nicht? Na schön, dann lass es mich beweisen. Lies meine Erinnerungen." Mit einem Schlag war die Trauer und das Entsetzten wie weggeblasen, und ich spürte nur noch Verunsicherung in mir. Wie erstarrt sah ich ihn an, und bewegte mich keinen Millimeter vom Fleck. „Ich habe lange nach dir gesucht, Elizabeth.." murmelte er, und durchbrach noch die letzten paar Zentimeter, die uns trennten.

„Als ich herausgefunden habe, dass du an dieser Akademie bist, habe ich mich sofort hierher versetzten lassen.." Er hob eine Hand in die Höhe, und als ich sah, dass sie sich langsam auf mich zu bewegte, zuckte ich zusammen, und wich zurück. Enttäuschung lag in seinem Blick, und er ließ sie wieder sinken. „Berühr meine Hand, und überzeuge dich davon, dass ich die Wahrheit sage."

Ich regte mich nach wie vor nicht. Ich konnte es nicht. Denn ich hatte Angst. Angst vor dem, was ich sehen würde. Angst vor dem, was er mir zeigen würde. Angst davor, wie die Wahrheit mein ganzes Leben verändern würde. Sein Blick kreuzte sich mit meinem, und ich hielt die Luft an. „Und? Was ist nun?" hakte er ernst nach. Nachdenklich musterte ich den blondhaarigen Mann vor mir, den ich so hasste. Ein paar seiner Haarsträhnen hatten sich aus seiner zurück gekämmten Frisur gelöst, und er hielt mir nach wie vor erwartungsvoll die Hand hin.

Ich gab mir genau 3 Sekunden, um tief durchzuatmen. Ich zählte, atmete ein, und atmete wieder aus. Und dann ergriff ich seine Hand.

stars in the sky | rise Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt