Kapitel 31:
Mom?
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Die Frau starrte mich immer noch völlig geschockt an. Ich blickte erneut in ihre braunen Augen, um die sich leichte Falten legten. Sie antwortete mir nach wie vor nicht, also fasste ich allen Mut zusammen, den ich in mir trug, und öffnete meinen Mund erneut. „Mom, bist du es?"
Gespannt hielt ich den Atem an, und als sie schließlich zu einer Antwort ansetzte, hörte die Welt erneut für einen Augenblick damit auf, sich zu drehen. „Was machst du hier?" Die Stimme der Frau war klar und leise. Ihre Worte waren zaghaft, und hallten immer und immer wieder in meinen Ohren nach. „Ich- setzte ich an, doch weiter kam ich nicht, denn ich spürte erneut die gewaltige Kraft, die mich versuchte, zurück ins Menschenreich zu ziehen.
Ich kämpfte mit aller Macht dagegen an, doch das alles ging so schnell, dass ich nichts tun konnte.
Das einzige, was ich noch vor mir sah, bevor die Reiche kollidierten, war ihr überraschter Gesichtsausdruck, den ich verzweifelt versuchte in mein Gedächtnis einzubrennen.
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Ehe ich mich versehen konnte, warf mich das Portal im Menschenreich wieder raus. Ich landete direkt vor einer verstört dreinblickenden Tracy, und einem erleichtert aufatmenden Corey auf meinen Füßen.
Völlig aufgelöst fuhr ich mir durch die Haare.
„Reyna! Da bist du ja.." stammelte Corey, und stürmte auf mich zu. In Sekundenschnelle spielte mein Gehirn die letzten Szenarien, die ich erlebt hatte, immer und immer wieder durch, und ich kam schließlich zu einer Erkenntnis..
Oder besser gesagt, zu mehreren.
Freudig lachend atmete ich aus. „Omg!" rief ich hastig. Corey lehnte sich verwirrt zu mir vor. „Reyna, ist alles okay?" hakte er ernst nach. Doch ich war viel zu beschäftigt damit, im Kreis hin und her zulaufen, als ihm eine Antwort zu geben. „Aber natürlich.." murmelte ich vor mich hin. „Ähh.. Was ist mit ihr?" schoss es perplex aus Tracy. Corey schüttelte ahnungslos mit dem Kopf. „Ich weiß es nicht.."
Ich lachte erleichtert auf. „Wie konnte mir das vorher noch nicht aufgefallen sein.." stammelte ich nachdenklich. Tracy legte sich schockiert ihre Hände an die Wangen. „Oweia.. Jetzt dreht sie durch.." wisperte sie. Corey kam noch einen Schritt auf mich zu. „Reyna, was- „Es sind meine Gefühle!" schoss es hastig aus mir. Verwundert zog er eine seiner dunklen Augenbrauen in die Höhe. „Was?"
Ich stürmte auf ihn zu, und packte ihn an den Armen. „Meine Gefühle.. Sie sind der Auslöser für das Portal ins Niemandsreich.."
Sein Blick neutralisierte sich wieder. „Bist du sicher?" hakte er skeptisch nach. Ich nickte heftig. „Ja.. Wie lange war ich weg?" Er starrte herunter auf seine Armbanduhr. „Etwa 20 Minuten.."
Ich fixierte ihn mit einem ernsten Blick.
„Ich habe meine leibliche Mom gesehen."
In Sekundenschnelle kippte seine Kinnlade nach unten. „Du hast.. was?!" Ich nickte erneut, und packte ihn ungeduldig am Arm. „Los wir müssen zurück zu den anderen.." murmelte ich hastig und zog ihn stürmisch voran.
•••
„Du hast also den Brief deines Exfreundes gelesen, und danach ist das Portal erschienen?" hakte Jared neugierig nach, als wir eine gute Stunde später wieder alle versammelt am Tisch saßen.
Ich nickte. „Ich war ziemlich wütend.. Obwohl ziemlich noch untertrieben ist. Ich war sehr wütend.." Yuna nickte verständnisvoll. „Das glaube ich dir.." Ich seufzte. „Jedenfalls habe ich mich an die anderen beiden Male zurück erinnert, als ich plötzlich im Niemandsreich gelandet bin. Jedesmal befand ich mich in einer Situation, in der ich emotional aufgewühlt war. Das erste Mal, hatte ich Angst. Todesangst besser gesagt.. Wir sind damals vor Schnappern weggelaufen und da ist das Portal zum ersten Mal erschienen.." „Und das zweite Mal warst du wütend wegen deinen ehemaligen Freunden aus der Menschenwelt.." murmelte Corey nachdenklich. Ich nickte. „Ganz genau.."
„Und heute war es der Brief, der mich in Hass und Wut versetzt hat" ergänzte ich das ganze zum Abschluss. Erwartungsvoll sah ich in die nachdenklichen Gesichter von Adrik, Yuna, Jared, Cyrena und Corey. „Klingt plausibel.." fasste sich Jared als erster. „Und das Rätsel um die Verbindung die du zu diesem Reich hast, ist nun auch geklärt.." hing er an. Überrascht sah ich ihn an.
„Du meinst.. wegen.. meiner Mom?"
Er nickte. Grübelnd fuhr ich mir durch die Haare. „Ja das ergibt Sinn.." „Wenn diese Frau wirklich deine Mom ist.." säuselte Corey. „Sie ist es. Ich bin mir ganz sicher.. Da war diese Verbindung zwischen uns.. Ich hab es gespürt" sagte ich fest entschlossen. „Wenn ich eins in meinem Leben gelernt habe, dann, dass das eigene Gefühl immer richtig ist.." ermutigte Yuna mich mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht. Ich erwiderte ihr Lächeln. „Wie es scheint, hat das Suchen für uns endlich ein Ende.." flüsterte sie, und dabei sammelten sich Tränen in meinen Augen. „Ja.. da hast du Recht" wisperte ich.
Sie hatte Recht. Ich hatte sie endlich gefunden. Meine Mom.. Sie war noch am Leben. Ein glückliches Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. Wie hatte ich auch nur eine Sekunde davon ausgehen können, dass sie tot war?
Doch jetzt eröffneten sich mir nur noch mehr Fragen.. Abrupt hielt ich inne, als mir eine Person einfiel, die sie mir vielleicht beantworten konnte.
Mr.Wood.
Ich schluckte schwer beim Gedanken an ihn. Bei unserer Flucht aus der Akademie war er unsere Rettung gewesen. Er hatte sich gegen Mr.Wels aka meinen „Vater" gestellt, und sich somit auf unsere Seite geschlagen. Und er hatte Andeutungen gemacht, dass er mehr über mich und meine echte Mom wusste. Plötzlich wurde mir etwas schlagartig bewusst. Ich musste zu ihm.
Ich musste unbedingt mit ihm reden.
Doch dabei gab es genau drei Probleme..
Das erste Problem war, dass ich dafür zurück an die Akademie musste. Damit ging auch gleich das zweite Problem einher.. Mr.Wels. Und das dritte und letzte Problem war, dass ich überhaupt nicht wusste, ob Mr.Wood überhaupt noch am Leben war.
Ich schluckte schwer.
Ich musste unbedingt zurück zur Akademie.
Doch die Frage war, wie..
Mein Blick wanderte zu Corey, der mich lächelnd musterte. Ich lächelte zurück. Ich konnte ihm nicht davon erzählen. Er würde es mir ausreden. Davon war ich fest überzeugt. Mir musste also schnell ein Plan einfallen, um mich davon zu schleichen.
Als mein Blick zu Tracy wanderte, die zusammen mit Judy auf dem Boden saß und mit Caleb spielte, grinste ich innerlich auf, während sich ein perfekter Plan in meinem Kopf zusammensetzte..
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stars in the sky | rise
FantasySeit Luna Gallon die übernatürliche Welt der Magie von der Menschenwelt getrennt hat und spurlos verschwunden ist, ist nichts mehr so, wie es einst war. Hexen und Feen werden seither brutal gejagt, gefoltert und getötet. Mitten unter den Menschen l...
