Kapitel 38:
das Ritual
_____________________________Ich biss mir angespannt auf die Unterlippe, während Lorajane mir mit einer dünnen Nadel in den Finger stach. Sie hatte bereits alles für das Ritual vorbereitet, also waren wir von zahlreichen roten, brennenden Kerzen, Kräutern, und Kristallen umgeben. Vor uns auf dem Tisch war eine riesige Karte auf der alle Reiche eingezeichnet waren, ausgebreitet. Stormy und Noah starrten voller Neugier auf meinen blassen Finger, aus dem sofort dunkelrotes Blut geschossen kam.
„Und jetzt?" fragte ich sie verwirrt.
„Jetzt lässt du es einfach auf die Karte tropfen." wies Lorajane mir an. Ich atmete tief durch. „Okay."Als ich tat, was sie sagte, begann sie damit irgendwelche Worte vor sich her zu murmeln. Da ich nur Bahnhof verstand, musste es sich wahrscheinlich um Latein handeln. Ich hielt gespannt die Luft an, und starrte auf mein Blut herunter, welches sich jeden Moment an den Ort auf der Karte begeben sollte, an dem sich meine Eltern zur Zeit befanden. Meine leiblichen Eltern.
Beim Gedanken daran, vielleicht bald endlich mehr über sie zu wissen, begann mein Herz einen Takt schneller zu schlagen. Lorajanes Worte wurden immer schneller und schneller, und ich starrte den Blutfleck erwartungsvoll an. In den ersten paar Minuten geschah nichts, doch dann..
Dann begann er plötzlich hin und her zu wackeln. Und danach begann er sich zu bewegen.
Er begann sich sehr schnell zu bewegen.
Und zwar auf den Rand der Karte zu.Verdutzt rissen wir alle unsere Augen auf.
„Was zum?" murmelte ich perplex. Stormy hielt geschockt die Luft an. „Wie ist das möglich?" schoss es verwirrt aus Noah. Der Bluttropfen glitt nun über den Rand der Karte hinaus, und kam auf der Oberfläche des Holztisches zum stehen.
Mir rutschte die Kinnlade nach unten.
„Es hat nicht funktioniert.." sprach ich meinen Gedanken laut los. Stormy legte mir tröstend die Hand auf die Schulter. „Oh Reyna.."
„Das.." setzte Lorajane ungläubig an. „Das ist unmöglich.." stammelte sie vor sich hin.
„Scheinbar nicht, immerhin ist es gerade passiert." kommentierte Noah. Ernst sah ich zu Lorajane hoch. „Was bedeutet das?" stellte ich die Frage, die ich am liebsten nicht stellen wollte.
Sie wechselte einen schnellen Blick mit Margrit aus, und sah mich dann mitleidig an. „Nunja.. hier bei kommen nur 2 Möglichkeiten in Frage.." fing sie an. „Entweder, sie verbergen ihre Präsenz mit mächtigen Schutzzaubern.. oder aber.."
„Sie sind Tod." brachte ich leise hervor.
Stormy und Noah sahen mich überrascht an.
Lorajane seufzte. „Ja liebes. Oder sie sind Tod.."Tränen traten mir in die Augen, doch ich blinzelte sie schnell weg. „Aber wieso sollten sie tot sein?" hakte Noah verunsichert nach. Margrit zuckte mit den Schultern. „Vielleicht sind sie damals im Kampf gestorben.." mutmaßte sie.
Lorajane nickte. „Die Möglichkeit besteht.."
„Falls sie wirklich Tod sein sollten.." schoss es hastig aus mir. Sofort richteten sich alle Blicke auf mich.
„Dann werde ich es eines Tages herausfinden." vollendete ich meinen Satz, und erhob mich.•••
Als wir noch am selben Abend aus dem Portal zurück auf das Akademiegelände geschmissen wurden, sagte ich nichts. Ich hatte den ganzen Rückweg lang geschwiegen. „Toll, wir sind zurück.." beschwerte sich Noah seufzend. Ich schluckte schwer, denn ich musste nun wohl oder übel endgültig der Tatsache ins Augen sehen, dass das hier nun mein neues Zuhause war. Und das es wohl lange Zeit lang kein anderes für mich geben würde.
„Hey Reyna.." setzte Stormy vorsichtig an, und legte mir ihre Hand auf die Schulter. „Alles okay?"
Ich rang mir ein lächeln ab, und nickte. „Klar."
„Wirklich? Du siehst nicht so aus.."„Alles okay Stormy. Mach dir keine Sorgen.." „Aber das, was du heute erfahren hast- „War eigentlich klar. Wieso sollten sie mich sonst weggeben haben?" Schnitt ich ihr das Wort ab.
Ihr Blick wurde weich, und sie schloss ihren Mund wieder. „Es hätte mir von Anfang an klar sein müssen.." flüsterte ich deprimiert.
„Und was ist mit der anderen Möglichkeit? Dass sie sich mit zaubern vorm Aufspüren schützten?" hakte Noah nach. Ich seufzte. „Wieso sollten sie das tun?" Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung."
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich sollte mich langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass ich nun keine Familie mehr habe.. ich habe nur noch mich." „Und uns." hing Stormy an.
Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht, als ich die beiden Zwillinge ansah. Ich nickte.
„Und euch."
Plötzlich riss uns ein lautes räuspern aus unserer Konversation, und wir drehten uns erschrocken zu der Person herum, die dafür verantwortlich war.
Es war Mr.Jarozsek.
„Entschuldigt die Störung, aber ich müsste mir Misses Parker mal für ein paar Minuten ausleihen." sagte er. Verwirrt tauschten wir 3 einen schnellen Blick miteinander, bevor ich mich schließlich räusperte. „Äh klar, sicher." Er nickte zufrieden. „Gut, gehen wir in mein Büro."
Sofort setzten wir uns in Bewegung, und ich warf einen letzten Hilfesuchenden Blick zu meinen Freunden, die Mr.Jarozsek verwirrt ansahen.
DU LIEST GERADE
stars in the sky | rise
FantasyDie übernatürliche Welt der Magie, wurde vor vielen Jahren von der Menschenwelt getrennt. Hexen und Feen werden seitdem brutal gejagt, gefoltert und getötet. Mitten drin lebt Reyna, deren Leben perfekt zu sein scheint. Sie hat den besten Freund und...