• Kapitel 32 •

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Kapitel 32:
dein wahres Ich
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Als ich auf die Sonne blickte, die mit einem Halbmond verschmolz, und die mir an seinem Handgelenk entgegen lächelte, bekam ich Gänsehaut am ganzen Körper. Geschockt starrte ich zu ihm hoch. „Du.. du bist einer von ihnen.." stammelte ich, und lies in Sekundenschnelle sein Handgelenk los.
„Du.. du bist einer von diesen Speziellen."

Panisch trat ich mehrere Schritte zurück. Ich wusste nicht viel über sie, doch ich wusste eins.. das sie verdammt gefährlich waren.

Corey schwieg. Ich wich immer weiter von ihm zurück, bis ich mit dem Rücken an die kalten Stäbe der Zellentür stieß. Weiter ging es nicht.

Er zeigte nach wie vor keine Reaktion in seinem Blick. Er stand einfach nur da, und blickte mir ausdruckslos entgegen.

„Omg.." flüsterte ich, als ich es realisierte. Geschockt drückte ich mir eine Hand auf den Mund. „Das mit den Schnappern.. Warst du das etwa gewesen?"

Zum ersten Mal regte sich etwas in ihm.
Er wurde.. wütend.

„Das glaubst du wirklich?" zischte er mir zu, und dabei nahm ich noch etwas anderes als Wut in seiner Stimme wahr.. Enttäuschung. Er war enttäuscht.

Tränen liefen mir über die Wangen. „Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll." antwortete ich ihm ehrlich. Er schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

„Ich habe die Schnapper nicht aufs Gelände gelassen. So etwas würde ich niemals tun. Außerdem war ich doch die ganze Zeit bei dir! Wie zum Teufel soll ich das bitte gemacht haben?" fragte er mich aufgebracht. Nachdenklich lies ich meine Hand wieder sinken. Er hatte recht..

Er kann es nicht gewesen sein.

Ich atmete tief durch. „Aber du bist.." Er kam in schnellen Schritten auf mich zu, und hielt mir sein entblößtes Handgelenk vors Gesicht. „Einer von ihnen. Ja.." sagte er zornig. Ich zuckte zusammen. „Hast du jetzt etwa Angst vor mir? Bloß weil dir die ganzen Hohlbirnen an der Akademie Lügen Märchen eingetrichtert haben?"

Lügen?

Es waren.. Lügen?

Verwirrt blickte ich in seine braunen Augen, die gerade so viele Emotionen zeigten, wie noch nie zuvor. „Ja, es ist wahr. Ich bin ein Hexer und eine Fee gleichzeitig. Und jetzt? Macht mich das jetzt etwa zu einer schlechten Person?"

Seine Stimme wurde leiser.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare, während seine Worte durch meinen Kopf hallten.. Ich hatte ihn verletzt. „Corey.." setzte ich an.

Er verschränkte die Arme vor der Brust, und sah mich erwartungsvoll an. „Habe ich dir jemals etwas getan?" schoss es weiter aus ihm. Ich schloss meinen Mund wieder, und sah ihn an. „Ich habe dich immer gerettet, wenn du in der Klemme gesteckt hast, und nicht mehr alleine raus kamst.. ich habe dich nie alleine gelassen, wenn du mal wieder eine deiner dummen Ideen hattest.. "

Ich seufzte. Er hatte Recht.

Er lehnte sich weit zu mir vor, und sah mir in die Augen. „Also Reyna.. wieso hast du jetzt aufeinmal Angst vor mir? Macht dieses dämliche Mal etwa so viel aus?" Ich hielt die Luft an, und gab ihm keine Antwort. Ich konnte ihm keine geben. Denn ich wusste selbst nicht, was ich sagen sollte.

Er seufzte, und ging wieder einen Schritt zurück. „Siehst du.. du weißt es selbst nicht."

Erschöpft lies ich meinen Körper an den Stäben herab gleiten, bis ich auf dem Boden saß. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, und lehnte meinen Kopf an die Wand neben mir.

Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns, und ich wusste nicht, wie ich sie brechen sollte.

Ich suchte nach den richtigen Worten, und atmete tief durch. „Es tut mir leid Corey, ich wollte deine Gefühle nicht verletzten.. Aber ich weiß einfach nicht, was wahr und was falsch ist, oder wem ich noch glauben soll.." wisperte ich.

„Ich habe dir schonmal gesagt, dass du nur dir selbst trauen solltest." erwiderte er. „Das ist richtig, nur leider lebt man dann ziemlich einsam.." flüsterte ich leise. Mit einmal fühlte ich mich energielos und müde. Ich hatte einfach keine Kraft mehr.

Ich schloss meine Augen, und versuchte nach wie vor die Schmerzen in meiner Schulter zu ignorieren, was mittlerweile gar nicht mehr so einfach war.

„Das ist der Preis, den man zahlen muss." erwiderte er, und setzte sich ebenfalls wieder auf den Boden. „Du sprichst aus Erfahrung, was?"

Darauf gab er mir keine Antwort, doch das war okay denn ich wusste sie sowieso schon.

„Über was hatten du und dein Dad da im Büro gesprochen?" hakte ich nach. Schweigend starrte er mich an. „Corey.." sagte ich scharf. „Über was habt ihr geredet?" wiederholte ich in einem Ton, der eine eindeutige Antwort verlangte. Er seufzte und lehnte seinen Hinterkopf an die Wand. „Das ist jetzt nicht wichtig." „Doch, das ist es!" widersprach ich ihm harsch. Perplex sah er mir in die Augen.

„Es ist wichtig für mich. Ich muss wissen, ob ich dir wenigstens für den Moment trauen kann.."

Er sah wieder auf den Boden, und spielte nervös an den Schnürsenkeln seiner Schuhe herum. Ich blickte ihn einige Sekunden lang erwartungsvoll an, bis er sich schließlich räusperte. „Hör zu, es gibt Dinge, die ich dir einfach nicht sagen kann. Noch nicht.."

„Noch nicht?" hakte ich verwirrt nach. Er nickte. „Noch nicht. Alles zu seiner Zeit Reyna.. aber eins kann ich dir versichern.. Ich bin wahrscheinlich die einzige Person, der du im Moment ohne Bedenken trauen kannst.. auch wenn ich kein Fan von solchen Aussagen bin." seufzte er.

Nun war ich diejenige, die ihm keine Antwort gab.

•••

Ich musste eingeschlafen sein. Als ich wieder erwachte, war es stockfinster in der Zelle. Das einzige, was etwas Licht spendete, war die leuchtende Rune an der Zellendecke.

Mein Blick fiel auf Corey, der nach wie vor am selben Fleck saß, und an seinen Schnürsenkeln spielte. „Wie lange habe ich geschlafen?" fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. „Schätzungsweise 2 Stunden. Keine Ahnung." Überrascht strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. „Und es ist immer noch keiner von den Polizisten gekommen?"

Er nickte. Ich seufzte. „Scheiße.." Er nickte erneut. „Was ist, wenn sie uns einfach hier unten verrotten lassen?" wagte ich es, meine Angst auszusprechen. „Das ist ziemlich unwahrscheinlich." entgegnete Corey mir. „Ich hoffe es.." wisperte ich.

Plötzlich ertönte im Gang ein lautes poltern. Es klang so, als ob eine schwere Türe aufgerissen wurde.. Ich erstarrte in meiner Bewegung, und fing Corey's Blick auf, der sich mit meinem kreuzte.

Keine Sekunde später, konnten wir schwere Schritte auf dem Steinboden ausmachen, und Männerstimmen, die immer näher auf uns zu kamen. Ich hielt nervös die Luft an, während Corey ein leises „Wer sagt es denn.." murmelte.

Die Lichter im Gang gingen an, und blendeten mich für einige Sekunden. Corey erhob sich hastig, und trat zu mir nach vorne, um einen besseren Blick in den Gang zu haben. Und tatsächlich.. da kamen 2 Polizisten angelaufen. Doch sie waren nicht alleine. Sie führten eine Person ab. Eine ziemlich übel zugerichtete Person..

Erst als sie unsere Zelle fast erreicht hatten, stellte ich mit entsetzten fest, dass es ein junges Mädchen war.. und als sie an uns vorbei gingen, erkannte ich, dass es sich dabei um niemand anderen als Liz Mayer, aka unsere Zielperson handelte..

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