Kapitel 26:
Luna Gallon
____________________________
Nervös folgte ich ihr ins Innere der Hütte. Sobald wir in dem kleinen Flur standen, knallte sie die Eingangstür hinter uns zu, und sah mich eindringlich an. Ihre großen braunen Augen starrten mir in die Seele, und ich hatte das Gefühl, dass sie erwartete, dass ich als erstes etwas sagte.
Ich räusperte mich leise. „Ich- „Möchtest du einen Tee trinken?" unterbrach sie mich. Überrascht sah ich sie an. „Ähh.." stotterte ich perplex. Sie verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust, und nahm ihren Blick nicht von mir. „Klar, wieso nicht" erwiderte ich und rang mir ein Lächeln ab. Sie nickte zufrieden und dabei wippten ihre braunen, langen Haare hin und her. „Gut. Folg mir."
Ich tat was sie von mir verlangte und durchquerte mit ihr den kleinen Flur. Als wir in ihrem Wohnzimmer ankamen, schlug mir sofort eine mollige Wärme entgegen, die von dem kleinen Kamin ausging, der sich auf der linken Seite des Raumes befand. Begeistert sah ich mich in dem Zimmer um, was den typischen „Blockhaus" Stil hatte. Es war klein aber sehr gemütlich.
„Setz dich" wies sie mir an und zeigte mit dem Finger auf das kleine mit vielen Kissen geschmückte, grüne Sofa, welches in der Mitte des Raumes stand. Nickend lies ich mich nieder, und beobachtete sie dabei, wie sie zu einer Kommode eilte, auf der ein Wasserkessel angerichtet war. „Kamille, Kräuter oder Salbei?" fragte sie mich leise. „Kräuter" antwortete ich ihr.
„Gute Wahl" schoss sie zurück, und kramte den Tee hervor. Neugierig beobachtete ich sie dabei. Das war wirklich Luna? Die Luna, nach der alle seit 18 Jahren suchten? Das ganze Szenario fühlte sich so unwirklich an.. Ihre schwarze Schlaghose war so lang, dass sie fast den Boden berührte, und ihre dicken, mit wolle gefütterten Hausschuhe sahen aus, als wäre sie ihr mindestens 2 Nummern zu groß.
Ihre langen, braunen Haare wellten sich an den Enden, und ihr Wollpulver sah aus, als wäre er selbst gestrickt. Stillschweigend lauschte ich den Geräuschen des Wasserkessels, und überlegte, was ich zu ihr sagen sollte. Die Stille war sehr unangenehm, und als dabei war, den Tee aufzugießen, wand ich schnell meinem Blick von ihr ab, und widmete mich erneut dem Raum.
Sie hatte 3 riesige Bücherregale, die allesamt bis obenhin mit Büchern aller Art vollgestopft waren. Interessiert überflog ich einige Titel.
„Ich liebe Bücher. Sie lenken mich oft von meiner Einsamkeit ab.." brach sie die Stille. Ich drehte mich wieder zu ihr, und starrte auf die dampfende Teetasse, die sie eben auf den Tisch vor mich gestellt hatte. Ich nickte ihr dankend zu.
„Michael bringt mir jeden Sonntag ein neues Buch.. Und sie werden von Woche zu Woche dicker.." sagte sie schief lächelnd. Mitleidig sah ich die kleine dünne Frau vor mir an. „Luna.." sprach ich ihren Namen aus. Als sie ihren Namen hörte, hob sie ihren Kopf, und sah mir in die Augen. „Mein Name ist Reyna und ich bin aus einem bestimmten Grund hier.." setzte ich an. Sie umklammerte ihre Teetasse fest, und ein kleines Grinsen machte sich auf ihren Lippen breit. Als sie nichts erwiderte, beschloss ich, fortzufahren. „Ich komme nicht aus dem.. naja.. Niemandsreich, wie ihr es nennt. Ich komme aus dem Feenreich" erklärte ich ihr.
Sie hörte mir aufmerksam zu, und starrte mir nach wie vor in die Augen. „Um ehrlich zu sein, weiß keiner, dass das Niemandsreich überhaupt existiert.. Ich wusste es selbst nicht, bis ich eines Tages plötzlich vor deiner Tür stand.. Erinnerst du dich daran?" Sie nickte mit einem Lächeln im Gesicht. „Natürlich." Ich zog mir die Ärmel meiner Jacke über die Hände, und schluckte leise.
„Das war das erste mal, das ich hier gelandet bin.. Und nun bin ich zum zweiten Mal hier. Das erste Mal war nur Zufall, doch heute.. Heute habe ich eine Mission." „Und wie sieht die aus?"
Ernst sah ich sie an. „Ich möchte dich zurück zu deiner Schwester bringen." Urplötzlich schlief ihr das Gesicht ein. „Yuna?" flüsterte sie. Ich nickte. Tränen sammelten sich in ihren braunen Augen. „Geht es ihr.. gut?" Ich nickte. „Ja. Ihr, Adrik und Jared geht es gut" versicherte ich ihr lächelnd.
Ein breites, erleichtertes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. „Gott sei dank.." Sie lehnte sich vor, und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. „All die Jahre, habe ich mich gefragt, wie es ihnen geht.." begann sie los zu schluchzen. Mitleid machte sich in mir breit, und ich lehnte mich zu ihrem bebenden Körper vor. „All die Jahre war ich ahnungslos.." fuhr sie mit zitternder Stimme fort.
„Jetzt bist du es nicht mehr" erwiderte ich lächelnd. Sie hob ihr verweintes Gesicht, und sah mich überglücklich an. „Ja.." lachte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Sie haben nie aufgehört nach dir zu suchen.." Sie nickte wortlos und wischte sich weiterhin die Tränen aus dem Gesicht.
„Ja, das klingt nach ihnen.." grinste sie. Ich lachte. „Ja.. und wie." Sie hielt inne, und sah mich schweigend an. „Und nun hast du mich gefunden.." flüsterte sie. Ich nickte. „So sieht's aus.."
„Ich wusste, dass es eines Tages so kommen würde.." fuhr sie fort. „Ich hatte es im Gefühl.." Ich grinste. „Das eigene Gefühl lügt nie." Sie schmunzelte.
„Da hast du recht.."
Nun kamen ihr erneut die Tränen. „Oh Gott.. es tut mir leid.." Vorsichtig legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. „Ist schon in Ordnung.." beruhigte ich sie. „All die Jahre.. und nun hat die Ungewissheit endlich ein Ende.." wisperte sie. Ich nickte.
„Das ist richtig.." „Wie zum Teufel bist du hier her gekommen?" fragte sie mich schließlich völlig perplex. Ich atmete tief aus, und strich mir meine Haare hinter die Ohren. „Durch ein Portal.. Es ist plötzlich aufgetaucht und hat mich her gebracht."
„Das verstehe ich nicht.. Hier im Niemandsreich gibt es eigentlich keine Portale.." stammelte sie verwirrt. Überrascht sah ich sie an. „Tatsächlich?"
Sie nickte. „Wir haben schon alles abgesucht und probiert.. Es ist unmöglich von hier wegzukommen.." „Aber wie bin ich dann das letzte mal von hier weggekommen?" hakte ich verwirrt nach. Sie sah mich ernst an, und zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung.."
Perplex starrte ich sie an. „Wieso erzählst du mir nicht erstmal, was damals vor 18 Jahren geschehen ist?" stellte ich die Frage, die mir am meisten auf der Zunge brannte. „Du meinst, als ich die Welt für immer verändert habe?" hakte sie grinsend nach. Ich nickte. „Keiner versteht so wirklich, was damals wirklich geschehen ist.." erklärte ich ihr.
Sie nickte, und nach ein paar Sekunden seufzte sie angestrengt. „Nun gut, ich werde dir jetzt die Wahrheit erzählen.."
DU LIEST GERADE
stars in the sky | rise
FantasySeit Luna Gallon die übernatürliche Welt der Magie von der Menschenwelt getrennt hat und spurlos verschwunden ist, ist nichts mehr so, wie es einst war. Hexen und Feen werden seither brutal gejagt, gefoltert und getötet. Mitten unter den Menschen l...
