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»... Wir zersetzen die Charts und lenken den Streitwagen ... weil wir keine Zeit mehr haben.« , erklang Dags letzter Solo-Part des Songs Streitwagen, ehe sie nochmal den Refrain zum Besten gaben.

Es waren wirklich mehr Leute erschienen, als erwartet, was die zwei sehr erfreut hatte.

Inès war mit ein paar Freundinnen anwesend und himmelte ihren Freund regelrecht an. Der hingegen fand die weitere Aufmerksamkeit der Mädchen generell im Raum der Erwartung entsprechend sehr wohltuend.

Was anderes hatte Vincent auch nicht von ihm erwartet.

Und dass dessen Freundin alles mit Adleraugen bewachte, war ebenfalls etwas, was er mittlerweile von ihr gewohnt war.

»Hey, bekommst du auch was zu Trinken?« , fragte Dag ihn, nachdem sie den Song beendet hatten und Applaus erhielten.

»Selbstverfreilich.« , antwortete er und ging zu der Inhaberin Ulla de Mol, die mit ihm telefoniert und alles andere vermittelt hatte, hin.

»Na ja, bei den jungen Kids kam euer Gedudel ja an. Das ist die Hauptsache.« , lächelte sie.

»Ja, unsere Musik ist eher etwas für Kenner. Aber ich danke Ihnen nochmal, das sie uns das hier überhaupt erübrigt haben.«

»Aber gerne doch. Wir haben immer mal wieder solche Leute hier, die irgendwie versuchen, Fuß zu fassen in der ... Musikbranche.« Sie lächelte ihm zu und verschwand dann, nachdem ihr Handy läutete.

Rascha, eine Klassenkameradin von Vincent, kam derweil zu ihm. »Hey, euer Auftritt war wieder richtig witzig.«

»Professionell witzig?«

Sie lachte. »Aber klar doch.« Ein dunkel gelockter junger Mann stand plötzlich vor ihm und reichte ihm die Hand. »... das ist mein Bruder Adel.« , stellte Rascha ihn vor.

»Hi. Ich bin Vincent.«

»Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ihr ... ihr habt irgendwas, würde ich mal behaupten. Ihr habt Spaß auf der Bühne und ... ihr schreibt eure Songs selber, wie ich mitbekommen habe. Also Rascha hat es mir erzählt.«

»Ja genau.« Dag kam mittlerweile wieder und reichte Vincent ein Glas. »Das ist Adel. Und das ... ist Dag.« , stellte er beide schnell untereinander vor.

Inès bahnte sich nun ebenso durch ein paar Leute hindurch und hakte sich bei ihrem Freund ein.

Rascha, die ja auch mit Dags Freundin in eine Klasse ging, hatte dennoch ihren Bruder ihr nie vorgestellt, und holte dies jetzt nach.

Ein wenig schüchtern sprach sie glockenhell. »Dein Bruder ist Adel Tawil? Der Adel ... von ... The Boyz?« Nun sah sie denjenigen an, der ihr freundlich die Hand reichte. »Ich stand früher voll auf Tarek. Habt ihr noch Kontakt?« , schoss es wie von selbst aus ihr heraus.

»Wer ist Tarek?« , hakte Dag nach.

»Adel war in einer Boyband.« , erklärte sie.

»Boyband?« , kam fragend aus Vincent. »So. Backstreet Boys mäßig, oder wie?«

Adel fasste sich geniert an den Hinterkopf. »Ja. Ich war einer von fünf Jungs.«

»The Boyz hießen die.« , mischte Inès nochmal mit. »Ich war so traurig, als ihr euch getrennt habt. One Minute war mein Lieblingssong. Tarek hat so eine geile Stimme gehabt.«

Dag schien nicht sehr begeistert zu sein und sah seine Freundin mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

»Ja, er hat meist den Gesangspart übernommen.«

»Du hast gerappt, ich weiß.«

»Ich kann aber auch singen. Doch in ... Boybands hat jeder so seine Aufgabe, die er erfüllen muss.«

»Ich kann sogar den Text noch.« , sprach sie weiter voller Begeisterung, hier auf Adel anzutreffen. »In the Night, in the Dark, there are Shadows in my Heart. Feel this Pain, which is driving me incredibly insane. In the Mirror of the Streets, there's so much for you to see. Just one Minute, to think about your Life.« , trällerte sie los.

Adel lächelte sie freundlich an. »Freut mich, wenn dir ... diese Zeit gefallen hat.«

»Kann ich noch ein Foto mit dir machen?«

»Ehm klar, natürlich.«

Sie gab Dag ihr Handy, damit er ein Bild von beiden aufnehmen konnte. Rascha verschwand in der Zeit, als eine andere Freundin sie rief.

»Memories war auch voll schön von euch. Da habt ihr richtig viel Gefühl ge- ... oder Round and Round, das war so ... also das habt ihr doch irgendwie von den Backstreet Boys nachgemacht, oder? Also, ich meine das Video. Das ist ähnlich wie Get down.« Sie kicherte. »Kommt ihr nicht mehr zusammen?«

»Nee. Tut mir leid.« Er blickte auf die Uhr. »Ehm ... ich muss jetzt auch leider los.« Er sah zu Vincent. »Lass dir doch bitte von Rascha meine Nummer geben, damit wir nochmal ... in Ruhe reden können.«

Er checkte, dass Adel wohl dem Gespräch mit Inès aus dem Weg gehen wollte und nickte.

»Was sollte das?« , fragte Dag, als dieser ging.

»Was meinst du?«

Er verstellte seine Stimme ganz hell, um sie zu imitieren. »Ich stand früher voll auf Tarek.«

»Da war ich ein Teenie.«

»Ja solange ist das noch nicht her.«

»Du spinnst.« Sie verdrehte ihre Augen und ging zurück zu ihren Freundinnen, denen sie das Bild mit Adel Tawil zeigte.

Vincent zog Dag in eine andere Ecke. »Ich glaub' dieser Typ wollte mit uns reden, wegen ... der Musik.«

»Meinst du?«

»Klar. Er ist Musiker. War hier. Rascha wollte ihn mir vorstellen. Und ich soll mich jetzt nochmal bei ihm melden. Das kann doch nicht alles ein Zufall sein.«

»Und wieso hat er ...?«

»Weil deine Freundin ihn totgequatscht hat.«

»Hey.« Ein dunkelhaariges Mädchen mit hellbraunen Augen stand plötzlich seitlich von Dag. »Du hast echt gut gesungen.« , meinte sie zu ihm.

»Oh danke sehr.« Er grinste.

Sie blickte kurz zu Vincent. »Also ihr beide.«

Er lächelte einfach nur zurück.

»Ich bin ... Eva.« , sagte sie und reichte dem Lockenkopf die Hand.

»Dag.«

Vincent achtete auf ihre Gestik und hielt es fürs Beste weiterzugehen. Denn diese hatte ohne jeden Zweifel den Flirtmodus eingestellt. Und da er, ja eh noch bei Rascha vorbeischauen wollte, um die Nummer von diesem Adel zu erhalten, stupste er seinen Freund nur kurz an, um ihm zu zeigen, dass er sich vom Acker machen würde.

Seine Klassenkameradin fand er, nach ein bisschen hin und her laufen, draußen, und sie gab ihm selbstverständlich direkt die Nummer, die er sich dann einspeicherte.

Er war beschwingt und nahm sich vor, zu Hause ein wenig über diesen Adel in Erfahrung zu bringen. Beim Reingehen war er so in Gedanken, das er die honigblonde junge Frau seitlich nicht bemerkte.

Diese erfasste ihn dafür umso mehr und rannte zu ihm hin. »Hey, wir ... wir haben uns doch mal gesehen.«

Vincent blickte sie mit großen Augen an. »Sa- ... Sabrina?!«

Sie lächelte. »Meine Freunde nennen mich Bina.«

»Ehm. Hey. Ehm. Ich bin ... Vincent.«

Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen    (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt