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»... aber wieso nicht?« , fragte Vincent und lief Bina nach, die in ihr Badezimmer verschwand.

»Weil ich sie nicht mag.«

»Du musst sie ja nicht mögen. Das verlange ich doch gar nicht von dir.«

»Ja doch. Irgendwie schon. Du willst das ich meine freie Zeit mit ihr verbringe.«

»Sie ist die Freundin meines besten Freundes.«

»Und?« Sie tat so, als würde sie sich ihre blonden Haare zu einem neuen Zopf binden.

Vincent umarmte sie von hinten und legte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. »Mir wäre das extrem wichtig.«

»Ich mag sie nicht. Sie ist ... eingebildet ... und nicht zu vergessen, dass sie mit Dag in der Kiste war, obwohl er mit Inès zusammen war.«

»Mit Dag redest du auch.«

»Das ist etwas vollkommen anderes. Er ist dein Freund. Gehört quasi zu dir. Eva ... ist Dags Anhängsel. Nichts, mit was ich zu tun haben müsste.«

»Bienchen.«

»Nix Bienchen.« Sie drehte sich in Windeseile um. »Weißt du, in was für eine Lage du mich da bringst? Inès ist meine Freundin. Ich mag sie. Sie ist superlieb. Ein wenig naiv, aber trotzdem ein richtig nettes Mädchen. Und jetzt verlangst du von mir, ich soll mit ihrer ... Konkurrentin ... einen auf Best Buddy machen, oder was?«

»Nein. Aber einfach ...« Er folgte ihr, nachdem sie in aller Selbstverständlichkeit wieder in ihren Wohnbereich ging. »... nur nett sein.«

»Ich bin immer nett.«

Zum wiederholten Male umarmte er sie von hinten. »Das weiß ich doch.«

»Ich könnt dich erwürgen dafür.« , jammerte sie.

Sanft küsste er ihren Hals. »Also?«

»Ja. Aber nur dir zuliebe. Und ich hoffe, Dag poppt irgend'ne Olle auf'm Klo.« Sie löste sich aus seinem Griff und ging zurück ins Badezimmer. Dieses Mal schloss sie die Türe hinter sich ab.

»Danke Schatz.«, rief er ihr zu und ließ sich beruhigt auf die Couch fallen. Er nahm sein Handy und schrieb seinem Freund die Mail, das alles klar gehen würde und Bina Zeit hätte.

»Inès war kurz davor zu Dag zurückzugehen.« , sprach seine blonde Freundin unerwartet, als sie wieder aus dem Badezimmer kam.

»Was?«

»Ja. Sie liebt ihn. Selbst am Flughafen hat sie irgendwie gehofft, dass er kommt.«

»Er ... ich ...«

»Nein, es ist gut, dass er nicht da war. Inès sollte das nicht mehr mitmachen. Ich hoffe einfach nur ... ich weiß, dass das fies ist, aber ich hoffe einfach, dass er Eva nicht treu sein wird. Verstehst du, wie ich das meine?« Sie setzte sich in einem Schneidersitz zu ihm. »Inès hat es nicht verdient, betrogen zu werden und ... Eva hat es nicht verdient, dass er ihr treu bleibt.« Sie lehnte sich nun an ihn. »Bin ich deswegen ... ein böser Mensch, weil ich so denke?«

Er wusste keine Antwort darauf. Denn ob es Eva wert war oder nicht, er hoffte einfach, dass Dag was das anbelangte endlich die Kurve bekam. Aber das sagte er Bina nicht. Stattdessen drückte er sie an sich. »Ich mach's wieder gut.«

Sie lachte kurz. »Und wie?«

»Mir egal. Such' etwas aus und ... ich tu's.«

»Ich glaub', den Joker behalte ich und setze ihn erst ein, wenn ich ihn dringend benötige.«

»Oh. Du denkst also wir werden mal in eine Situation kommen, wo du einen Joker benötigst?«

»Wer weiß.«

Vincent zog sie näher an sich. »Da bin ich mal gespannt.«

Bina stand auf. »Und was soll ich jetzt anzieh'n?«

»Mir egal. Was du willst.«

»Ja ich meine, Eva wird bestimmt ... so total aufgestylt kommen.«

»Und?«

»Ja und ich sehe dann aus, wie ... keine Ahnung.«

»Du siehst toll aus.«

»Du verstehst das nicht.« Sie öffnete ihren Kleiderschrank und sah sich um.

Sie hatte Recht. Er verstand nicht, was jetzt ihr Problem war. Wen interessierte es schon, wie Eva aussah. »Zieh an, worin du dich wohlfühlst.«

»Klar, während sie sich vorkommt, wie die Queen oder was?«

Vincent runzelte die Stirn. Was hatte die englische Königin zum gegenwärtigen Zeitpunkt damit zu tun? Zudem ... sie war alt. Was war das denn jetzt für ein Vergleich? »Willst du ... eine Krone?«

Irritiert drehte Bina sich um. »Bin ich zwölf?«

»Sorry, aber ... ich weiß nicht was ... du willst.«

»Sie kommt bestimmt so mit aufgepushten Titten und ... keine Ahnung.«

Vincents Blick wirkte derangierter.

Lief die englische Königin so rum?

»Dann ... push deine doch auch?«

Den Blick hatte er nun nicht erwartet. Richtig zornig blickte sie ihn an. »Oh denkst du, ich hab' das nötig oder was?«

»Was? Nein. Hab ich nicht ge- ... ich dachte, du wolltest so wie ... Eva ...«

»Ich will bestimmt nicht wie Eva sein.« , fauchte sie.

»Okay.« Er hob entschuldigend die Hände in die Luft. »Mein Fehler.«

»Willst du, dass ich ... wie Eva bin?« Ihr Blick blieb eisern.

So oder so wäre seine Antwort gleich gewesen. »Nein. Ich ... ich will ja dich.«

»Und warum vergleichst du mich jetzt mit ihr?«

War das ihr Ernst? Er verstand nun wirklich nichts mehr. »Du hast doch ... gesagt, du willst ... wie sie ...«

»Nein hab' ich nicht. Nur sie wird bestimmt voll aufgestylt kommen und egal, was ich anziehe ... ich ... ach du verstehst das nicht.« Sie nahm sich wahllos etwas aus dem Schrank und stampfte wiederholt ins Badezimmer.

Vincent hatte den Drang, Dag zu schreiben, er solle bitte darauf achten, dass Eva ihre Oberweite nicht pusht. Aber irgendwas in ihm riet ihn davon ab.

Mit Sicherheit wäre das auch wieder ein Fehler seinerseits.

Er ging das Gespräch nochmal gedanklich durch.

Erst war es Eva ... dann die Queen. Aber auf irgendeine Weise fand er keine Parallele zwischen den beiden. Sie kleideten sich nicht mal gleich. Geschweige denn das sie sich ähnlich sahen.

Was hatte Bina also gemeint?

Manchmal dachte er, er hätte das menschliche Dasein geschnallt ... und dann geschah wiederum so etwas, wo er sinnbildlich ein Brett vorm Kopf hatte.

Womöglich waren sie doch noch nicht komplett in der Lage, anthropomorphisch zu sein.

Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen    (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt