2005
»Der Beat hört sich echt geil an.« , gab Friedrich Kautz, der als Rapper Prinz Pi bekannt war, von sich, als er neben Vincent saß und sich das anhörte, was dieser zusammengemixt hatte. »Perfekt für Berlin, große Liebe.«
»Freut mich, wenn es dir gefällt.«
»Wir sollten definitiv noch andere Songs zusammen machen.« Er stand auf, nachdem er auf die Uhr geschaut hatte. »Shit, voll die Zeit vergessen. Muss los, hab noch 'n dringenden Termin. Aber echt top. Werde dich, denke ich, öfters einbeziehen.«
»Danke danke. Freut mich, wenn es dir zusagt.« Vincent verabschiedete ihn an der Türe und ging augenblicklich wieder vor seinen Computer.
Intuitiv nahm er sein Handy und sah, das Bina ihn sechzehn Mal angerufen hatte.
Er lehnte sich zurück und wählte ihre Nummer. »Ach nee? Er hat sich erinnert, dass er eine Freundin hat.« , erklang ihre Stimme.
»Bina, ich arbeite. Hängst du dann andauernd an deinem Handy?«
»Und was wäre, wenn etwas passiert wäre?«
»Was?«
»Ja, stell dir vor, ich ... ich wäre von einem Auto angefahren worden. Wann willst du davon erfahren? Nach zwei Tagen?«
»Jetzt übertreib' ma' nich'.«
»Vincent, wir haben uns seit acht Tagen nicht gesehen? Und das war, als wir uns beide diese Libellen haben tätowieren lassen.« , schrie sie ihn an, so dass er das Handy erst einmal ein wenig entfernt von sich halten musste.
Waren es wirklich acht Tage? Irgendwie hatte er komplett die Stunden verdrängt, die er hier verbracht hatte. Zwei Tage hatte er hier gepennt, das wusste er. Aber ... Vincent hatte nicht mal auf den Schirm, welcher Wochentag gerade anstand. Klammheimlich checkte er es ab.
Es war Freitag.
»Tut mir leid.« , startete er. »Ich hatte echt einiges zu tun.«
»Mit was? Mit deinem Hobby?«
»Bina, du weißt genau, dass Dag und ich noch an einem neuen Album arbeiten. Zeitgleich produziere ich aber auch für andere. Beziehungsweise versuche ich, mich da unter etlichen Produzenten zu behaupten.«
»Es ist ein Hobby. Du verdienst nicht Millionen damit. Denkst du echt, dass sich die ganze Arbeit lohnt?«
»Ich mach's gerne. Ich muss nicht Millionen verdienen. Und ich muss auch nicht ...«
»Weißt du, was mich ankotzt?« , unterbrach sie ihn. »Das ich in einer Beziehung stecke, wo ich um Aufmerksamkeit betteln muss.«
»Das musst du nicht.«
»Doch klar. Wetten dein Wochenende ist auch schon verplant. Und zwar ohne mich.«
Das war es tatsächlich. Es war nicht so, dass er sie vergessen hatte. Es stand halt einfach Wichtigeres momentan auf seiner Agenda, als mit ihr auf dem Sofa zu lümmeln. »Ich hab' im Augenblick extrem viel zu tun. Wieso bist du jetzt so? Findest du nicht, du solltest mich eher unterstützen?«
»Was soll ich denn da unterstützen? Vincent, ihr quakt idiotisch in eure Mikrofone.«
»Mir ist das wichtig.«
»Ja. Ich merk's.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, legte Bina auf.
Vincent überlegte, ob er sie nochmal anrufen sollte, entschied sich aber dann doch dagegen. Er hatte keine Lust auf Drama. Und er fand ihre Reaktion auch sehr übertrieben. Sie waren ja nicht erst zwei Wochen zusammen, wo man Tag und Nacht zusammenhing. Zudem ... er hatte ihr ja angeboten, mit ihm zusammenzuziehen. Mittlerweile hatte er sich nämlich für ein kleines Appartement entschieden und war aus seinem Elternhaus ausgezogen. Doch Bina fand das weiterhin zu früh.
Er dachte an Dag. Seine Freundin, die immer noch Eva war, wer hätte das gedacht, war ja sogar flink bei dem Lockenkopf eingezogen. Und auch so hatten sich beide zu einem ... man könnte sagen, Vorzeige-Paar, entwickelt.
Sein Freund hatte bisher keine andere bestiegen. Zumindest hatte Vincent nichts in der Richtung mitbekommen. Und Eva ... die kleine dunkelhaarige Schöne war verliebt bis über beide Ohren. Und wenn er so darüber nachdachte, erging es Dag in jedem Fall ähnlich. Er schwärmte über sie, blickte ihr lächelnd hinterher. Er schien glücklich zu sein.
Inès hatte er jedenfalls, seit dem Zwischenfall mit dem Lord und dem Zeitfenster, nicht mehr erwähnt.
Vincent drehte sich kurz im Kreise. Von wegen, sie würden nur quaken.
Eigentlich wollt' er nie ein Liebeslied schreiben, hatte sich mittlerweile zu einem Lied entwickelt, welches sogar explizit gewünscht wurde, wenn sie einen kleinen Auftritt hatten.
Dass Bina seine harte Arbeit, die er wahrlich in alles investierte, plötzlich so herabminderte, versetzte ihm einen Stich.
Womöglich hatte sie es ja nicht einmal ernst gemeint. Wahrscheinlich war sie einfach nur pikiert, da er derzeit echt viel Zeit einzig und allein im Studio verbracht hatte.
Er nahm sein Handy und schrieb Konstantin, mit dem er für den morgigen Tag verabredet war, das er doch keine Zeit hatte und sie ihre gemeinsame Arbeit verschieben mussten.
Vielleicht hatte er es ja tatsächlich ein wenig übertrieben in letzter Zeit. Aber warum verstand sie nicht, wie wichtig ihm sein ... Hobby ... war? Bei ihr klang es auch noch so abwertend. Als würde er im Sandkasten einen Kuchen bauen und den ihr als Gebäckstück präsentieren. Dabei hatte sie anfangs immer hinter ihm gestanden und meinte, wie sehr sie künstlerisch aktive Männer attraktiv fand.
Und jetzt?
Wahrscheinlich war sie dennoch nur sauer auf ihn?!
Er nahm sein Handy und schrieb ihr.
- Es tut mir leid. Du hast Recht. Anscheinend habe ich in letzter Zeit doch ein wenig den Bogen überspannt. Ich hab mir morgen den kompletten Tag freigenommen. Nur für dich. Was willst du machen?
Es dauerte ein bisschen, bis er eine Rückmeldung bekam.
- Hab keine Lust auf ein gezwungenes Treffen.
War das jetzt ihr Ernst?
- Es ist nicht gezwungen. Ich will dich sehen.
- Ja. Nachdem ich dich an meine Existenz erinnert habe.
Vincent brummte auf. Warum machte sie es jetzt komplizierter, als es war?
- Nein. Ich hatte halt nur ein wenig viel zu tun.
Er wartete und wartete. Erst nach etwas über einer halben Stunde schrieb sie zurück.
- Dann lass uns Essen gehen und Kino meinetwegen.
Er stimmte zu. Obwohl er im Grunde gar nicht große Lust auf das hatte. Da wäre ihm auf dem Sofa lümmeln doch lieber gewesen.
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Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen (Band 1)
Fanfiction(Band 1) Wie sind die Menschen so drauf? Was bewegt sie und wie passt man sich an, um nicht aufzufallen? Die zwei Aliens Beatzarre und Dagalexus Dux werden, aufgrund zu vieler Vorfälle, in denen sie unangenehm aufgefallen sind, von ihrem Heimatplane...