»Ich will Bina nicht vergessen.« , jammerte Vincent, der auf dem Boden des Würfels hockte.
»Vielleicht ist es so am besten. Ich meine, so wirst du sie nicht vermissen.« Dag setzte sich neben ihm hin.
»Soll das besser sein? Ein Leben, ohne sie gekannt zu haben?«
Dag dachte an Inès. Obwohl Eva derzeit seine Freundin war, war es dennoch die Andere, an die er ebenfalls just in diesem Moment denken musste. »Ich liebe Inès. Aber auch irgendwie Eva, glaube ich. Sie ... sie ... schafft es auch ohne Sex, das ich nicht so viel an Inès denken muss, aber ... ich hätte sie trotzdem gerne noch einmal geküsst. Und ... einfach ... weißt du Vinne, sie hätte die Letzte für mich sein sollen. Das wäre mein einziger Wunsch. Bevor ich alles vergesse, hätte sie meine Letzte sein sollen.«
»Ich weiß.« , sagte er, obwohl er gerade nicht wusste, welche werte Dame er damit meinte.
Sie hatten kaum geschlafen, wegen dem, was ihnen gleich bevorstand.
»Vielleicht wäre es anders, wenn Vlad bei uns gewesen wäre. Möglicherweise hätten sie uns dann ...«
»Nein Dag. Wir hatten Spaß auf der Erde. Das lag nicht in deren Absicht. Sie hatten uns fortgeschickt, mit der Hoffnung, dass wir elendig krepieren. So oder so wären wir hier gelandet.«
»Beatzarre und Dagalexus Dux. Ihr werdet aufgefordert, den Truppenoffizieren zu folgen.«
Beide standen auf. »Das war's dann wohl.« , sprach Dag. »Mit 'nem Manipulator fühlen die sich stark, ansonsten hätten die nämlich nichts, um uns ...«
»Ja.« , unterbrach Vincent ihn. »Du hast Recht.«
»Was?« Der Lockenkopf sah ihn befremdet an.
»Die bekommen uns nur damit ruhig.«
Der Würfel öffnete sich und sie wurden augenblicklich aufgefordert mitzugehen.
»Was meinst du?« , flüsterte Dag.
»Die haben kein'n Plan. Nichts. Die wollen uns nicht auf die Erde zurücklassen, weil wir dort ... happy waren. Und die haben noch weniger vor uns so zu lassen, wie wir sind. Wir sind und bleiben deren Problem. Mit dem Manipulator wollen die uns nur ruhigstellen. Aber genau das könnte unser Plan sein.«
»Höh?« Dags Augenbrauen zogen sich zusammen.
»Das ist unsere Lösung.«
»Was?« Er verstand nicht, worauf sein Freund hinauswollte.
Sie brachten beide in einen Raum, wo der Lord, der Medikus, sowie ein Commander bereits auf sie warteten. »Nehmt Platz.« , forderte er Vincent und Dag auf und zeigte auf die metallischen Liegeflächen, die wie Tische aussahen.
»Das Menschliche sollte ihnen auch genommen werden oder nicht?« , fragte der Medikus und zog zwei Spritzen mit roter Flüssigkeit auf.
»Selbstverständlich.«
»Was?« , kam aufs Neue aus Dag. »Wieso das?«
Der Lord ging nicht drauf ein, sondern sprach ohne lange zu fackeln weiter. »Ich hab' eingehend überlegt, was für euch beide die ... geeignetste Strafe sein könnte. Und dann ... sprudelte es förmlich aus mir raus.«
»Ein gutes Gefühl so ein Orgasmus, oder?« , gab Dag von sich und fing sich einen bösen Blick ein.
»Ihr zwei könnt euch Lebewohl sagen. Nicht nur die Erinnerung an eure Erdenzeit wird euch genommen, sondern auch euer Kennenlernen.«
»Was?« Dag sprang auf und wurde unsanft auf den metallischen Untergrund zurückgeschubst. »Das könnt ihr nicht tun. Vincent ist der Einzige, der mir dann noch bleibt.«
»Vin ... cent. Was soll das sein?«
»Ich bin Vincent. Und das ist Dag.« , sprach der Größere. »Und er hat Recht. Ihr werdet uns das nicht nehmen.«
»Ach. Spricht da der menschliche Drang zum Überleben aus dir?«
»Sie haben es erfasst. Wir sind Menschen. Wir sind keine Daurutianer mehr. Wahrscheinlich waren wir sogar nie welche. Hier haben wir zumindest nie hergepasst. Ihr werdet uns nicht die glücklichste Zeit unseres Lebens nehmen, denn auf der Erde ... leben wir. Das Dasein hier ist öde. Ich frage mich schon länger, wieso hier jemand existiert. Hier gibt es nichts. Gar nichts.« Vincent simulierte ein Kotzgeräusch am Ende.
»So ungebärdig wie Dagalexus Dux geworden?!« Der Lord nahm dem Medikus den Manipulator ab. »Ich denke, wir sollten erst deren Erinnerungen ändern und dann ...«
Weiter kam er nicht, denn Vincent schnappte sich den Stab, der vor seine Nase gehalten wurde, und zielte nun auf den Lord. »Legt die Waffen nieder.« , war das Erste, was aus seinem Mund kam.
Dag trat die Schusswaffen sofort in eine Ecke.
»Das wirst du noch bereuen Beatzarre.« , sprach der Lord zornig.
»Das glaube ich weniger. Denn ihr werdet uns vergessen.«
Gesagt. Getan.
Er sprach es aus und jeder, der hier Anwesenden vergaß, wer sie waren. Zusätzlich bestand der Gelockte noch darauf, dass Lord Schworm sich ab jetzt Wurmlord nennen sollte.
Irgendwie fand er den Gedanken witzig.
Mit Dag rannte er nach draußen. Egal, wer ihnen alles entgegenkam, Vincent löschte bei jedem ohne Zeitverzögerung die Erinnerung an Beatzarre und Dagalexus Dux.
»Ey Diggah, das war die beste Idee, die du jemals hattest.« , lachte Dag. »Wir sind frei. Und die können uns mal gewaltig am Arsch lecken.«
»Lass uns jetzt so schnell, wie es nur geht, von diesem Scheiß Planeten abhauen.«
»Das musst du mir nicht zweimal sagen.« Sie betraten den Raum, wo sie gelandet waren, und fanden dort auch das Portal vor. »Papa kommt nach Hause.« Dag rieb sich die Hände, nachdem er mehrere Knöpfe wahllos gedrückt hatte und schließlich den Durchgang mit einem aktivierte.
Zeitgleich sprangen sie durch und landeten wie damals im Park auf der Grünfläche.
Der Lockenkopf wälzte sich im Gras. »Ich bin wieder da.«
Vincent half ihm auf die Beine. »Komm schon Brüderchen. Auf geht's in ... unser altes neues Leben.«
»Warte.« Er hielt die Hand ausgestreckt hin, als er mit ihm den Weg entlangging. »Ich benötige den Manipulator.«
»Was? Wozu?«
»Inès. Ich konnte nur an sie denken. Und ... ich will das wieder hinbiegen.«
»Wie, hinbiegen?«
»Ich will, das sie mir verzeiht. Ich ...«
»Nein, Dag.« Vincent schüttelte seinen Kopf. »Wir sind ab jetzt Menschen. Wir lernen durch unsere Fehler und niemand wird mehr manipuliert.«
»Aber ... ich will auch Inès.«
»Auch? Du kannst nicht beide haben. Dag ... willst du das jetzt alle paar Wochen durchziehen. Sie immer wieder aufs Neue manipulieren.«
»Ich hab mich im Griff. Ich hatte ja jetzt auch die ganze Zeit nichts.«
»Weil du nicht darfst und nicht kannst. Aber Eva würdest du definitiv.« , erinnerte Vincent ihn. »Wir sind menschlich und werden von nun an auch genauso handeln. Kein Manipulieren. Keine Machtübernahme. Wir ziehen das Leben durch. Menschenwürdig und nicht anders.«
»Aber ... vielleicht ist das meine letzte Chance, die Sache mit ihr wieder hinzubiegen.«
»Ich versteh' dich ja, aber ... Dag, willst du das wirklich? Und jetzt sag nicht ja. Die Frage lautete nicht, ob du sie willst, sondern ... ob du das mit ihr machen willst?!« Dags Stirn zeigte sich in Falten, bis Vincent weitersprach. Er legte dafür auch noch seinen Arm um dessen Schulter. »Willst du nicht eine ehrliche Liebe?«
Er sah zu Boden und nickte. »Ja, du hast ja Recht.«
Sie hielten an einer Bushaltestelle an, wo der Bus bereits auf der Straße zu sehen war. Vincent legte den Manipulator auf die Fahrbahn. »Auf unser menschliches Leben.«
»Auf unser menschliches Leben.« , wiederholte Dag leise und sah, wie die Reifen des Busses über den Stab fuhren.
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Wir sind keine Band, wir wollen die Macht übernehmen (Band 1)
Fanfiction(Band 1) Wie sind die Menschen so drauf? Was bewegt sie und wie passt man sich an, um nicht aufzufallen? Die zwei Aliens Beatzarre und Dagalexus Dux werden, aufgrund zu vieler Vorfälle, in denen sie unangenehm aufgefallen sind, von ihrem Heimatplane...